Watten-Rat

Ost-Friesland

- unabhängiger Naturschutz für die Küste -

Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 91 (August 2007)

Offshore-Windparks: Kabeltrassen werden verlegt

Anlandung der Leitungstrasse über Norderney hat begonnen

Nun wird es ernst: Für die genehmigten Offshore-Windparks vor Borkum und Juist (siehe auf unseren Seiten vom Februar 2004: "Grünes Licht für drei Windparks in der Nordsee") werden die Kabeltrassen im Nationalpark Niedersächsiches Wattenmeer gebaut. Sie verlaufen über die Inseln Norderney und werden bei Hilgenriedersiel/LK Aurich am Festland angelandet.

Offshore im Nationalpark

Anlandung bei Hilgenriedersiel

Offshore im Nationalpark

Spuren schwerer Kettenfahrzeuge im Nationalpark

Offshore im Nationalpark

Leitungstrasse

Bereits im Februar 2004 informierte der Wattenrat bei mäßigen Interesse die Presse (siehe auf unseren Seiten "Wattenrat: Pressegespräch mit Redakteuren der Regionalpresse") über die möglichen Auswirkungen auch am Festland. Der elektrische Strom muss mit riesigen 380kV-Höchstspannungsleitungen oder unteririsch ins Binnenland weitergeführt werden. Die Proteste gegen die geplanten Höchstspannungsleitung quer über die ostfriesische Halbinsel sind inzwischen verstummt, die Politik wiegelte ab und versprach die Prüfung der aufwendig zu verlegenden unterirdischen Leitungen.

Ausgerechnet die von politischen Parteien dominierte "Ostfriesische Landschaft", deren Mitglieder sich überwiegend stets für die Windkraftanlagen auf See ausgesprochen haben und die als Entscheidungsträger für die Zersiedelung der Landschaft, den Zubau mit Windkraftanlagen, den Verfall der alten Bausubstanz und nahezu null Naturschutz verantwortlich sind, beklagen das, für das sie eigentlich verantwortlich sind (s.u.). Die enormen Kosten für die neuen Höchstspannungsleitungen, ob Ober- oder Unterirdisch, werden auf alle Stromkunden umgelegt werden, genauso die erhöhte gesetzliche Einspeisevergütung des Offshore-Stromes aus der Zwangsabgabe des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG).

Die Strompreise werden weiter steigen, ganz "öko"logisch. Wegen des unsteten Windes kann damit kein einziges konventionelles Wärmekraftwerk ersetzt werde, im Gegenteil: Es müssen neue Wärmekraftwerke zur Stabilisierung des Stromnetzes durch den schwankenden Windstrom gebaut werden. Es profitieren ausschließlich die Hersteller und Betreiber der Anlagen zu Lasten der Allgemeinheit.

Offshore im Nationalpark

Gerät bei Norderney

Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung von 2004
Ostfriesen-Zeitung 26.04.2004 (S. 8):

Kein Pardon für Strommasten

VERSAMMLUNG -- Ostfriesische Landschaft: Leitungen für Windparks unter die Erde

Ein zweiter Schwerpunkt war am Sonnabend die Kulturarbeit. Die erste Adresse für Anträge auf Förderung ist künftig Aurich. Das wurde einhellig begrüßt.

VON HEINER SCHRÖDER

AURICH - Die Ostfriesische Landschaft macht keine Kompromisse, gibt kein Pardon: Bei der Versammlung am Sonnabend in Aurich forderte Landschaftspräsident Helmut Collmann, die Stromleitungen für die geplanten Windparks in der Nordsee nicht über bis zu 60 Meter hohe Masten, sondern unter der Erde zu verlegen. "Die Begründung, das sei zu teuer, akzeptieren wir angesichts des enormen Schadens für unser Landschaftsbild und den Tourismus nicht", sagte Collmann.

Neben den Reformen in der Kulturförderung und im Denkmalschutz, die der Ostfriesischen Landschaft neue Aufgaben bringen, war das Thema Windenergie einer der Hauptpunkte bei der Landschaftsversammlung.

[...]

Zwar könnten die Ostfriesen stolz auf die Windenergie-Industrie in ihrer Region sein. "Aber auf dem ostfriesischen Festland dürfte die weitere Ausdehnung der Windenergie an ihre Grenzen gestoßen sein", meinte Collmann. Er begrüßte das so genannte Repowering, also das Ersetzen von alten durch neue Anlagen, wenn dadurch Fehlentwicklungen korrigiert würden. Auch die Offshore-Windparks befürwortet der Landschaftspräsident. Allerdings erwartet die Landschaft, "dass von Planungen Abstand genommen wird", den Strom über sechs bis acht Überlandleitungen mit 60 Meter hohen Masten zu leiten. [...]

Ostfriesen-Zeitung 04.05.2004 (S. 7):

Strommasten: CDU fragt Bundesregierung

WINDENERGIE -- Thema vernachlässigt

OSTFRIESLAND / BERLIN - Zur Frage der Ableitung des Stroms der geplanten Offshore-Windparks in der Nordsee soll sich die Bundesregierung äußern. Das fordern die drei CDU-Landtagsabgeordneten Ulf Thiele aus Remels, Wolfgang Ontijd aus Aurich und Hermann Dinkla aus Wittmund in einer Pressemitteilung. Das Thema sei bislang vernachlässigt worden.

Es geht dabei um den möglichen Bau von neuen Hochspannungsleitungen, die den Strom der Windparks durch Ostfriesland transportieren sollen, was auf heftige Kritik stößt. Die Bundesregierung dürfe "nicht Planungsgebiete für Windenergie auf See genehmigen, ohne zu sagen, wie der Strom ins Netz kommt und was das für die Menschen vor Ort bedeutet".

Ostfriesen-Zeitung 17.05.2004 (S. 10):

Ostfriesland gibt es nicht umsonst

LANDSCHAFTSBILD -- Fachtagung in Emden: Verfallende Gulfhöfe und Stromleitungen machen Sorgen

Ob Wallhecken, Moore oder Warften: Wer all das bewahren will, muss dafür bezahlen. Mit dieser Botschaft gingen die Tagungsteilnehmer nach Hause.

VON HEINER SCHRÖDER

EMDEN - Gulfhöfe verfallen, Warftdörfer sterben, Hochspannungsleitungen drohen, Wallhecken verwildern - die Ostfriesische Landschaft macht sich Sorgen. Bei einer Fachtagung zum Oll' Mai am Sonnabend in der Johannesa-Lasco-Bibliothek in Emden suchten Fachleute sechs Stunden lang Lösungen. Sie fanden keine. Was nicht überraschte. Aber die rund 200 Teilnehmer der Tagung gingen mit einer Erkenntnis nach Hause: Wer die heutige ostfriesische Landschaft erhalten will, muss dafür Geld ausgeben.

"Für alles werden wir einen Preis zahlen müssen", fasste Walter Schulz zusammen. Der Leiter der A-Lasco-Bibliothek hatte vorher in einer Podiumsdiskussion versucht, die unterschiedlichen Interessen an der ostfriesischen Landschaft zu versöhnen. Tourismus, Handel und Industrie, Landwirtschaft, Naturschutz, Denkmalpflege. Es war nicht möglich, was auch niemand erwartet hatte. Schulz: "Allein mit Idealismus werden wir die ostfriesische Landschaft nicht retten." [...]

 
Zum Seitenanfang