Watten-Rat

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Offshore: BorWin1-Kabelverlegung 09 im Wattenmeer

Für den Netzanschluß "BorWin1" des Windparks "BARD Offshore 1" wurde mit der Verlegung des Kabels im Wattenmeer zwischen Hilgenriedersiel und Norderney begonnen

"Watt ist Ruhe und Natur pur" sagte im September 2008 Umweltstaatssekretär Dr. Stefan Birkner und unterließ den Hinweis auf die Tatsache, daß dies eine Wunschvorstellung weitab der Realität ist, die ohnehin nur gilt, solange der politische Wille nichts anderes entscheidet. Seewege haben stärkere Lobbyisten als Bäumchenröhrennwürmer oder Herzmuscheln, darum führt der Korridor für die Kabelanbindung durch den Nationalpark. Noch im März dieses Jahres mußte man von einer erneuten Beteiligung der Firma "Oceanteam" ausgehen (siehe auf unseren Seiten "Wattenrat besichtigt E.ON-Kabeltrasse Alpha-Ventus"), eben jener Firma, die 2008 für die enormen Schädigungen besonders in den Mischwattbereichen zwischen Hilgenriedersiel und Norderney verantwortlich war. Nachdem Oceanteam insolvent wurde, bekam Bohlen & Doyen eine Chance, die am 28. April bei einem Test mit dem Vibrationspflug auf dem Riffgat eindrucksvoll genutzt wurde. BoDo ist in diesem Jahr die ausführende Firma.

Selbst wenn alles optimal verlaufen sollte in den kommenden Tagen, wird der Eingriff nicht ohne Schäden im Wattenmeer zu realisieren sein und wieder einmal deutlich machen, daß große Technik in einem Schutzgebiet dieser Güte nichts verloren hat. Wenn man es denn wirklich ernst meint.

Equipment vor Ort: Vibrationspflug, Bagger, Ponton "Stemat 81", dahinter die "BD3", verdeckt die "Krake"

Vorbereitungen für den Kabeleinzug

Der Vibrationspflug von Bohlen & Doyen

Antrieb der BD3

Die "Krake" und von der "BD3" geschaffene Antriebsspuren auf den letzten 200 m

Szenerie am Freitagabend

"Stemat 81" und "BD3" im Doppelpack

Das beim Heranfahren ausgelegte Zugseil zum Anker auf dem Riffgat

Ponton "Stemat 81" in der Gesamtansicht

Am Abend des 08-08 ist das erste Kabel bereits eingezogen und man beginnt mit den Vorbereitungen zum Einzug des zweiten Kabels

Detail am Rande: den schmalen Salzwiesen in Hilgenriedersiel vorgelagert ist eine Seegraspopulation von Zostera noltii. Das Zwerg-Seegras ist zwar nach BArtSchV nicht besonders geschützt, aber durch das NWattNPG (§ 2 Schutzzweck) wird explizit die Bewahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes für "...flache große Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen)" festgeschrieben. Ferner ergibt sich für das Seegras aus § 28a NNatG ein generelles Betretungsverbot, da es eine sehr trittempfindliche Biotopfläche darstellt.

Die tägliche Routine im Watt sieht nun so aus: alle Beschäftigten der Kabelverlegung umgehen den Bereich der Seegraswiesen entlang von Pfählen, die von der naturschutzfachlichen Baubegleitung gesetzt wurden. Die Touristen jedoch, und die sind zahlenmäßig bei weitem der überwiegende Anteil, latschen mitten durch und kreuz und quer, mit und ohne freilaufende Hunde. Das ist dann wohl angesichts des Weltnaturerbes der beschworene "qualitativ hochwertige Naturtourismus". Umweltminister Sander, ick hör Dir trapsen...

Links der Bereich der Seegraswiese

Mitten im Seegras

 
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