Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 110 (Juli 2009)
Kohlekraftwerke an der Küste: als Regelkraftwerke für die Windenergie unerlässlich
Umweltminister Sander: "Bei Windstille müssen Ersatzkraftwerke einspringen"
Wer die unstete Energie aus Windkraftwerken will, kann auf die verlässlich einspeisende Regelenergie aus Wärmekraftwerken zur Netzstabilisierung nicht verzichten, sonst wird´s dunkel. Also müssen durch den rasanten Ausbau der Windenergie neue Kohle- und Gaskraftwerke ans Netz.
Neubau eines Kohlkraftwerks in Eemshaven/NL, Juli 2009, Foto: Voß
Öko ohne die normative Kraft der Energiefakten funktioniert eben nur in den gutmenschelnden Köpfen, das wird meistens vergessen. Niedersachsens Umweltminister Sander hat die Zusammenhänge verstanden. Mit "Klimaschutz" hat das allerdings gar nichts zu tun, es geht um die Rendite der Windkraftbetreiber, gezahlt auch aus der Zwangsabgabe für alle Stromkunden aus dem "Erneuerbaren Energiengesetz".
Erst im letzten Jahr ließ sich die windige Lobby ihre Einspeisevergütung für Offshore-Windkraftwerke von 9 ct auf satte 15 ct pro Kilowattstunde erhöhen, damit es sich für die Betreiber auch rechnet. Der Stromkunde bekommt dafür höhere Strompreise, künstliche Windkraft-Riffe in der Nordsee in der Nähe der Hauptschifffahrtswege, dazu neue Kohle- und Gaskraftwerke und eine neue Höchstspannungsleitung zur Abführung des Windstromes von ca. 800 km Länge in Deutschland. Ganz nebenebei wurde 2008 durch die Kabeltrassenverlegung zwischen Norderney und dem Festland das Watt im Nationalpark umgepflügt. Was daran noch "ökologisch" sein soll, können wohl nur noch die Propagandaabteilungen der Betreiber, der Wirtschaftsverbände und die damit verbandelte Politik "schön" schreiben.
Das nachstehende Interview aus der "Neuen Osnabrücker Zeitung" mit Umweltminister Sander können Sie im Wortlaut hier nachlesen.
Wir zitieren aus der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom 03. Juni 2009:
"Kohlekraftwerke auch für Offshore-Windparks nötig"
Regierung verteidigt Kraftwerksneubauten
Von Hans Brinkmann
Hannover. Die niedersächsische Landesregierung will trotz wachsender Proteste am Bau neuer Kohlekraftwerke festhalten. Das unterstrich Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) in einem Interview mit unserer Zeitung.
Herr Minister, in Niedersachsen sollen sieben neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Wie ist der aktuelle Stand der Planungen? Rechnen Sie mit einer Genehmigung aller Projekte?
Die Planungen zeigen, dass Niedersachsen ein gutes und verlässliches Pflaster für Investoren ist. Genehmigt ist bereits ein Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven. Ob schließlich alle Projekte – ein weiteres in Wilhelmshaven, eines in Dörpen und je zwei Blöcke in Emden und Stade – realisiert werden, müssen die jeweiligen Genehmigungsverfahren zeigen.
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Nun regt sich aber zunehmend Widerstand. In Emden demonstrierten Tausende gegen die Projekte, die ihrer Ansicht nach den Tourismus an der Küste gefährden und wegen Überkapazitäten auf dem Strommarkt überflüssig sind. Wie begegnen Sie diesen Argumenten?
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Und warum alles an der Küste?
Gerade auch aus Gründen des Klimaschutzes müssen die Kraftwerke überwiegend an der Küste errichtet werden. Denn es würde doch keinen Sinn machen, die an der Küste anlandende Kohle nach Süddeutschland zu karren und so die Umwelt zu belasten. Außerdem brauchen wir konventionelle Kraftwerke zur Unterstützung beispielsweise der geplanten Offshore-Windparks; bei Windstille müssen Ersatzkraftwerke einspringen und die fehlende Erzeugung ausgleichen. [...]