Feder
Wattenrat
Ost-Friesland 
- unabhängiger Naturschutz für die Küste -  
 STARTSEITE  space  AKTUELLES  space  PRESSE  space space  WINDENERGIE  space  VERWEISE  space  IMPRESSUM 
Was man so feiert und lobt  

Was hier nachfolgend in den höchsten Tönen als "Konflikmanagement" zwischen Küstenschutz und Naturschutz bejubelt wird, ist in Wirklichkeit ein handfester Skandal

1996 gab es einen gerichtlichen Baustopp am Cäciliengrodendeich/LK Friesland aufgrund einer Klage des BUND, LV Niedersachsen. Um die Deichsicherheit ging es überhaupt nicht, sondern um die Kleientnahme. Die "Deichsicherheit" wurde als psychologisch wirksamer Popanz für die Bevölkerung aufgebaut.

Daraufhin moblisierte u.a. der Vorsitzenden des III. Deichbandes, Früsmer Ortgies, einen inszenierten Fackelzug mit den aberwitzigsten pogromhaften "Argumenten" gegen den Naturschutz, um mit reiner Emotion und Hetze gegen den Gerichtsbeschluss anzugehen. Ortgies Ehefrau ist CDU-Landtagsabgeordnete.

Mit diesen Charakteren paktiert nun als "Freund" auch der wendige und anpassungsfähige Herr Holger Wesemüller vom WWF.

Als es 1996 innerhalb des BUND-Kreisverbandes Querelen wegen des Gerichtsbeschlusses und den sich aufbauenden Druck gab, bot sich sofort der NABU-Oldenburg an, diejenigen BUND-Mitglieder, die mit den Küstenschützern gegen den Gerichtsbeschluss paktierten, in eine NABU-Ortgruppe aufzunehmen.

Dieses unsägliche Funktionärsgemenge klittert zusammen mit der Politik ganz einfach die Geschichte, in der Hoffnung auf ein kollektives Kurzzeitgedächtnis.

Was für eine marode Szene, die sich anheischig macht, "Naturschutz" zu betreiben!

M.K.

 

Jeversches Wochenblatt 03.05.2003 (S. 1)

Cäci schreibt Deichgeschichte

Gestern offizielle Feier / Konfliktmanagment gelobt

Nach zwölfjähriger Bauzeit ist gestern der Hauptdeich zwischen Mariensiel und Dangast offiziell eingeweiht worden. Der Neubau des zehn Kilometer langen Deichabschnitts kostete 43 Millionen Euro.

CÄCILIENGRODE / M - Die offizielle Übergabe des neuen Deichs war verbunden mit einer Zeremonie: Ein kurzer Moment. Da erkannte Verbandsvorsteher Früsmer Ortgies gleich, das funktioniert nicht. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander zog am Band, aber die Skulptur blieb verhüllt. Gemeinsam zog der Minister dann mit Bauunternehmer Hein Doyen, Landrätin Karin Evers-Meyer, Frank Klimmeck, Inse-Marie Ortgies das weiße Tuch in Stücke. Nur der obere Teil des Kunstwerks blieb weiß. Da trat Ortgies in Aktion. Er kletterte an diesem "dritten Schöpfungstag" hoch und entfernte den Rest. Im entscheidenen Augenblick ist er nämlich da, der Mann aus dem Wangerland.

Früsmer Ortgies hieß gestern zur offiziellen Feierstunde zahlreiche Ehrengäste und auch viele Grodenbewohner im Festzelt willkommen. Der Deich ist fertig. Dem III. Oldenburgischen Deichband gelang es, dieses Bauwerk zu erhöhen, obwohl unter anderem ein Baustopp drohte.

Andererseits leitete der Deichband mit Früsmer Ortgies an der Spitze eine neue Epoche ein, weil Natur- und Küstenschützer nicht übereinander reden, sondern miteinander. Als oberster Naturschützer brachte es Holger Wesemüller (WWF) als früherer Kontrahent und jetziger Freund der Deichbauer auf den Punkt: "Wir sind nicht Nein-Sager, sondern W-Sager geworden. Wir wollen was bewirken."

Umweltminister Sander lobt das Konfliktmanagement aus Cäci, das Geschichte geschrieben habe. Mehr dazu auf Seite 9

Jeversches Wochenblatt 03.05.2003 (S. 9) D2

Deichbau in Cäci hat Maßstäbe gesetzt

Protest der Bewohner wirkte / Zehn Gebote formuliert

Der Deich ist fertig. Gestern blickten Fachleute auf die zwölfjährige Phase zwischen dem Bauen, der Fackeldemonstration und dem erfolgreichen Konfliktmanagement zurück.

CÄCILIENGRODEN / M - Viele Fragen zwischen Deichbauern und Naturschützen sind geklärt worden. Nur eine ist noch offen: Was passiert mit der legendären Baubude am Deichfuß? Hier sind wichtige und nicht so wichtige Gespräche geführt worden. Hier gab es kühlen Schnaps und frischen Kuchen. Dieser Container wird allen Beteiligten in Erinnerung bleiben. Diese überdachten 20 Quadratmeter haben indirekt Geschichte geschrieben und waren für allerhand Minister auch ein Schutz vor Wind, Wasser und eine angenehme Hütte, wo offen und ganz frei gesprochen werden konnte.

Die Deichbaustelle in Cäciliengroden hat "Brücken" zwischen beiden Seiten hergestellt. Meinfried Striegnitz, er leitete die Arbeitsgruppe zur Verbesserung des Verfahrensmanagements im Küstenschutz, sagte gestern, dass die Gesprächskultur zwischen Behörden, Natur- und Küstenschützern verbessert worden sei. "Alle haben sich angestrengt und sich bewegt", so der ehemalige Moderator, der die "zehn Gebote" des Deichbaus mitentwickelt hat.

Und Striegnitz traf gestern Mittag auch wieder ins Schwarze. Er lobte "die direkte Art von Verbandsvorsteher Früsmer Ortgies", der diese Deichbaustelle geprägt habe. Ortgies habe bewirkt, "dass beide Seiten vom Kriegspfad heruntergegangen sind". In Cäciliengroden sei der Konflikt zwischen Natur- und Küstenschützern bereinigt worden. Mit den Grundsätzen (die zehn Gebote), die beide Seiten gemeinsam erarbeitet hätten, sei der Weg bereitet worden, um in Zukunft den Deichbau auch fortzuschreiben.

Früsmer Ortgies selbst sprach davon, dass in Cäciliengroden nach dem gewaltigen Protest der Friesen mit 16.000 Fackeln auf dem Deich eine neue Zeitrechnung begonnen habe. Offen und ehrlich ging der Verbandsvorsteher auf die vielen Bauphasen ein. 1996 drohte ein Baustopp. "Es wurde weiter gebaut, obwohl wir gar nicht bauen durften." Der außergerichtliche Vergleich zwischen Natur- und Küstenschutz habe eine Wende bewirkt.

Ortgies erinnerte andererseits auch daran, dass die wissenschaftliche Untersuchung der Pütten fortgesetzt werden müsse. "Wir brauchen zehn Jahre für die Beweissicherung und dazu Geld", sagte er in Richtung Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander.

Minister Sander meinte mit Blick auf die beeindruckende Fackel-Demo am Deich: "Die Friesen lassen nicht alles mit sich machen." Für ihn sei klar, dass in erster Linie die Menschen vor Sturmfluten geschützt werden müssten. Er sagte, dass das Land künftig 47 Millionen Euro für den Küstenschutz ausgeben werde.

Eine weitere Äußerung von Sander will der Vareler Landtagsabgeordnete Hans-Joachim Janßen (Grüne) für eine Kleine Anfrage im Landtag nutzen. Janßen will wissen, was der Minister mit Abzockerei in der Umweltpolitik gemeint habe.

Landrätin Karin Evers-Meyer schilderte die Phase der juristischen Auseinandersetzung. Ein Prozess des Umdenkens setzte 1996 ein. "Die Friesen kämpfen für ihre Deiche und damit für ihr Land und ihre Sicherheit. Möge dieser Deich den Menschen über viele Jahre Schutz und Sicherheit bieten und allen zu erwartenden Sturmfluten standhalten, so die Landrätin und Bundestagsabgeordnete.

Der Bauunternehmer Hein Doyen hatten auch noch ein paar Erfahrungen aus dem Deichbau parat: "Es gibt nichts Besseres als die Demokratie, aber sie ist nicht billig." Doyen meint damit, dass die Forderungen der Naturschützer die Kosten für den Deichbau um gut 30 Prozent erhöht haben. Die Gesamtkosten für diese Verstärkung des Deiches, der auch ganz neu profiliert ist, liegen bei 43 Millionen Euro. Auf der ganzen Länge zwischen Mariensiel und Dangast sind allein 26 Kilometer Straße gebaut, 27 Kilometer Schafweidezaun gesetzt und sieben Millionen Tonnen Baustoffe bewegt worden. Allein 1,7 Mio. Kubikmeter Sand aus dem Jadebusen und 1,1 Mio. Kubikmeter Klei aus binnen- und außenseitigen Pütten sind eingebaut worden.

zurück zur Übersicht zum Seitenanfang