Der NABU-Ostfriesland machte landesweit Schlagzeilen, als sich herausstellte,
dass seine Beobachtungstürme zur Vogelbeobachtung mit unzulässigen
Giftfarben bestrichen wurden.
Der NABU-Ostfriesland machte landesweit Schlagzeilen, als sich herausstellte,
dass seine Beobachtungstürme zur Vogelbeobachtung mit unzulässigen
Giftfarben bestrichen wurden.
Ostfriesen-Zeitung 12.04.2003 (S. 9) D2
Nabu benutzt giftige Chemikalien und Tropenholz
BAUPANNEN - Vogelbeobachtungs-Stände am Leyhörn und in Wymeer
müssen nachbehandelt werden. Ein Privatmann aus Dörpen hat den
Naturschutzbund bei der Bezirksregierung angeschwärzt. Diese reagiert
gelassen.
OSTFRIESLAND /LU - Der Naturschutzbund (Nabu) Ostfriesland hat für
den Bau eines Vogelbeobachtungs-Turms in Wymeer (Rheiderland) und einer
Hütte am Leyhörn bei Greetsiel Holz mit gesundheitsschädlichem
Schutzmittel verwendet. Der Turm in Wymeer hat außerdem Fensterrahmen
aus Tropenholz.
Für einen Privatmann aus Dörpen war das Grund genug, den Nabu
bei der Bezirksregierung in Oldenburg anzuschwärzen. Diese bestätigte,
dass das Holzschutzmittel nicht für Innenräume geeignet sei,
und übergab die Sache den Bauaufsichtsbehörden der Landkreise
Aurich und Leer. Der Nabu ließ sich von einer Spezialfirma aus Bad
Berleburg beraten. Ergebnis: Die Innenwände sollten mit einer staubfreien,
wirkstofffreien Dickschichtlasur gestrichen werden. Sie verhindert, dass
Schadstoffe aus dem Holzschutzmittel in die Luft gelangen. Nach den Osterferien
wolle der Nabu den Bauaufsichtsbehörden vor Ort diese Lösung
vorschlagen, sagte gestern Matthias Bergmann, Geschäftsführer
des Nabu Ostfriesland, auf Anfrage der OZ.
Damit dürfte die Sache erledigt sein. "Das Holzschutzmittel
ist nicht hoch gefährlich, erklärte Andrea Schoolmann, Sprecherin
der Bezirksregierung. Von einem etwaigen Abriss der Hütten könne
keine Rede sein, betonte sie und wies damit einen Bericht der Hannoverschen
Allgemeinen Zeitung von gestern zurück.
"Wir sehen ein, dass wir da einen Fehler gemacht haben", sagte
Bergmann. Von dem imprägnierten Holz gehe aber keine Gesundheitsgefahr
aus. Es handle sich um Standardmaterial, das auch für Zäune,
Carports und Gartenhäuser verwendet werde. Da die beiden Gebäude
Wind und Wetter ausgesetzt seien, müsse das Holz widerstandsfähig
sein.
Wenn man in den Vogelbeoachtungs-Stationen bei geschlossenem Fenster
übernachten würde, könnte das theoretisch ungesund sein,
sagte Bergmann - und schränkte ein: "Vielleicht." Vogelbeobachter
hielten sich dort normalerweise höchstens eine Dreiviertelstunde
auf.
Was das Tropenholz im Turm von Wymeer angeht: Auch dafür hat Bergmann
eine Erklärung. Das seien Fensterrahmen aus einem ehemaligen Hotel
am Großen Meer. Es sei ökologisch sinnvoll, Altmaterial wieder
zu verwenden. Man habe sich bewusst dafür entschieden.
Aus heutiger Sicht würde Bergmann das wahrscheinlich nicht mehr
tun, räumte er ein: "Wir werden mit Argusaugen beobachtet, und
wir müssen 2.000-prozentig sein." Der Nabu sei grundsätzlich
gegen die Verwendung von Tropenholz. Da dürfe es keine Missverständnisse
geben.
Dazu schrieb Reiner Schopf, Vogelwart von Memmert und Mitarbeiter des
Wattenrates:
Ostfriesen-Zeitung 19.04.2003 (S. 13 ) Leserbrief
Nicht zimperlich beim Natur-Entertainment
Zum Bericht "Nabu benutzt giftige Chemikalien und Tropenholz"
(OZ vom 12. April) schreibt Reiner Schopf, Memmert.
Gift und Tropenholz sind eher harmlose Symptome der verfehlten Nabu-Strategie.
Beim Natur-Entertainment ist man nicht zimperlich: Beispielsweise sorgt
die Zuwegung zum alten Beobachtungsstand im Naturschutzgebiet Leyhörn
für erhebliche Störungen von Vögeln. Am Großen Meer
wollten die um Touristen buhlenden Nabu-ben einen Turm ohne Baugenehmigung
errichten. Ausflugstourismus per Schiff zum Leysiel ist für die Nabu-Leute
okay. Sie tragen mit der Verteilung von Info-Material an Bord dazu bei,
dass die Aushebelung eines rechtsgültigen Planfeststellungsbeschlusses
einen ökologischen Anstrich bekommt.
Die Novellierung des Nationalparkgesetzes hat die vorgeblichen "Natur-Anwälte"
des Nabu nicht weiter beunruhigt, obwohl niemand mehr an die Verbesserung
der völlig unzulänglichen Schutzbestimmungen dachte, die trilateralen
Ministerbeschlüsse zum Wattenmeerschutz unberücksichtigt blieben
und der Nationalpark immer mehr zur Karikatur eines Schutzgebietes verkommt.
3,6 Millionen Euro hat der Küstenschutz für einen Deich und
neue Fahrwege auf Langeoog eingesackt, was als Ersatzmaßnahme Münster-Sommerpolder
für den Euro-Pipebau deklariert wurde. Vom Nabu kam nichts zur Sache.
Das sind nur einige Beispiele dafür, dass der Nabu in Ostfriesland
unendlich weit davon entfernt ist, "2000-prozentig" zu werden,
wie das nach den Worten von Mathias Bergmann angeblich sein sollte. Ist
es nicht vielmehr so, dass der Nabu zu einem 100prozentigen angepassten,
kompromissseligen Papiertiger mutiert ist?
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