Wattenrat

Ost-Friesland

- unabhängiger Naturschutz für die Küste -

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Der Watten-Rat: Neuer Name, bewährtes Engagement um das Wattenmeer

Lang, lang ist's her…

- Im Jahre 1979 gründeten Natur- und Umweltschützer der Region Ost-Friesland in Norden die "Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände Ost-Friesland" für einen Einzugsbereich von Emden bis Wilhelmshaven (1). Die "Konferenz" arbeitete eng mit den damaligen Naturschutzverbänden (2) zusammen, die Konferenzmitglieder waren die "Basis" für die großen Verbände, wenn es um Zulieferung von Daten und Hintergründen aus der Küstenregion und den Schutz des Wattenmeeres ging. Die "Konferenz" selbst recherchierte und dokumentierte gründlich viele Ein- und Angriffe durch vielfältige Nutzungsinteressen auf die Naturräume an der Küste: das Wattenmeer, die Dünen, die Salzwiesen, die Marsch oder die Moore. Die Pressearbeit mit dem Ziel der Darstellung von Hintergründen war eine der Hauptaufgaben, aber nicht immer wurde alles gedruckt; und wenn dann häufig so verstümmelt, dass der eigene Text nicht wieder zu erkennen war.

Die Zeiten änderten sich. Der Naturschutz wandelte sich von "everybody's darling" in den Siebzigern und Achtzigern zum Watschenmann und Hemmschuh für alles und jenes. Und die Naturschutzverbände wandelten sich ebenfalls. Die Geschäftsstellen in Hannover verselbstständigten sich, der kritische Kontakt zur Landespolitik wich nach der damaligen Regierungsübernahme durch Rot-Grün und später nur noch Rot einem häufig zu beobachtenden Schmusekurs, der Kontakt zur Basis der ehrenamtlich arbeitenden Naturschützer reduzierte sich dramatisch. Nach dem Eingriff "Erdgasleitung Europipe" in den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer 1995 waren die großen Naturschutzverbände an der Küste inhaltlich beim Schutz des Wattenmeeres kaum noch präsent, bedienten sich aber nun gerne und großzügig aus der Wattenmeerstiftung des "Europipe"-Betreibers Statoil, die vom Land Niedersachsen verwaltet wird. Der niedersächsische Ableger des Naturschutzbund NABU (ex-DBV) beispielsweise, damals über seine Geschäftsstelle in Aurich als Vorkämpfer für einen fachlichen Wattenmeerschutz geschätzt und bekannt, entließ 1996 seinen kritischen und fachlich anerkannten Regionalgeschäftsführer Filbrandt und baute mit Mitteln der Statoil-Wattenmeer-Stiftung eine neue Geschäftsstelle in Wiegboldsbur in Ostfriesland auf: Fortan wurden der Gänsetourismus im Rheiderland, die Fahrten zu den Seehundsbänken sowie die Einrichtung eines Streichel-Bauernhofes bevorzugte Aktionsfelder des NABU in Ostfriesland.

Bei den "Konferenzlern" wuchs der Unmut über die abgehobenen Geschäftsstellen und die dürftige, oft undurchschaubare und regierungsnahe Mitarbeit im Naturschutz an der Küste und im Wattenmeer. Höhepunkt war die Novellierung des Nationalparkgesetzes 2001 in Niedersachsen, die sogar im Anfangsstadium trotz Warnungen von der Küste von den anerkannten Naturschutzverbänden mit unterstützt wurde. Der Name "Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände Ost-Friesland" schien überholt, weil "die" Verbände kaum noch in Erscheinung traten und die Konferenz nicht unbedingt für die Versäumnisse der großen Naturschutzverbände verantwortlich gemacht werden wollte. Trotzdem arbeitete die "Konferenz" noch jahrelang unter dem eigentlich längst ungeliebten Namen unabhängig weiter.

Ihre Themen waren nun beispielsweise der ungehemmte Ausbau der Windenergienutzung in wichtigen Vogellebensräumen an der Küste, was zu einer Beschwerde vor der EU-Kommission und zur Befragung der Bundesrepublik Deutschland führte . Darüber hinaus setzte sie sich mit dem Miesmuschelfang im Nationalpark oder den angrenzenden Wattengebieten im Ems-Dollart-Bereich auseinander, veröffentlichte das ungeklärte Ringelganssterben, das Eiderentensterben oder vermeidbare lokale Eingriffe durch Küstenschutzbehörden im Wattenmeer. All dies und mehr waren Themen, die ohne die Konferenz nie das Licht der Öffentlichkeit in diesem Umfang erblickt hätten.

Auf der Jahresversammlung der "Konferenz" Anfang November 2001 wurde schließlich besprochen und beschlossen, den ungeliebten Namen aufzugeben und den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen. Nicht mehr die "Umweltverbände" sollten im Titel stehen, sondern kurz und prägnant das, was seit Jahren betrieben wurde, die Beratung von Themen rund um das Wattenmeer, also ein "Wattenrat".

Heute, nach der Regierungsübernahme durch CDU und FDP in Niedersachsen und einer noch gnadenloseren neo-liberalen Nutzungsideologie für Naturschutzgebiete und Nationalparke ist es noch dringlicher geworden, eine Gegenöffentlichkeit für die oft schön geschriebenen Zustände im Wattenmeer-Naturschutz herzustellen.

Durch drastische politisch motivierte Mittelkürzungen bei den anerkannten Naturschutzverbänden und dem damit verbundenen Personalabbau in den Geschäftsstellen ist die unabhängige, von keinen Zuwendungen abhängige Naturschutzarbeit wichtiger denn je.

Manfred Knake, Koordinator des Wattenrates

Anmerkungen:

 
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