Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 255 (November 2007)
Bananen in Öl
Orkantief "Tilo" und der Bananendampfer "Duncan Island" - 90 Tonnen Schweröl: "keinesfalls besorgniserregend"
Am Anfang war noch gar nichts los: Herma Heyken, Pressesprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz (jawohl: Naturschutz!) ließ am 08. November über Agenturen verlauten: "Wir haben auf allen ostfriesischen Inseln kleinere Anlandungen von Öl, die aber in keiner Weise besorgniserregend sind."
Fragt sich nur, für wen. Gemeint war sicherlich die Tourismusindustrie, die immer dann um ihre Umsätze bangt, wenn Negativschlagzeilen die Nordseeküste erreichen. Besorgniserregend und gar tödlich wurde es für hunderte von Küsten- und Hochseevögeln (Sanderlinge und Trauerenten, auch Trottellummen, Tordalken, Krabbentaucher und Basstölpel), die mit dem Schweröl des Banandampfer "Duncan Island" (14061 BRZ groß, Länge 179 Meter, Breite 25,2 Meter Bj. 1995, unter Bahamas-Flagge registriert, Heimathafen Nassau) in Berührung kamen. Der Frachter verlor in schwerer See in Höhe von Terschelling insgesamt neun Container mit grünen Bananen. Ein Container durchschlug die Schiffswand und traf ausgerechnet den Treibstofftank mit dem Schweröl. 90 Tonnen liefen aus. Hunderte von Vögeln verloren dadurch ihr Leben und wurden an die Inselstrände gespült.
Eine von Hunderten, auch am Festland: verölte Trottellumme, Norddeich/LK Aurich
Dem Wattenrat sind die doch eher beruhigenden Äußerungen der Pressesprecherin nicht unbekannt; im Jahr 2005 blieb sie ganz stumm, als auf der Insel Borkum ca. acht Kilometer Strand verölt und mehr als hundert verendete Seevögel eingesammelt wurden. Diese kleine Ölpest gelang erst mit einem Jahr Verspätung durch den Wattenrat an die Öffentlichkeit (siehe auf unseren Seiten vom April 2006: "Nachtrag über eine nicht veröffentliche Ölverschmutzung auf Borkum"). Die aktuellen Bananen, die die Inselstrände säumten und bis an die Ems-Strände gespült wurden, waren zwar nicht "giftig", wie es in der Presse hieß, aber sie waren ungenießbar, weil knüppelhart. Wir haben sie probiert und leben noch!
Nein, nicht die erste Banane von Eilert V., Naturschutzaktivist und Mitglied im Wattenrat. Aber seine erste "See-Banane".
Wir zitieren aus den Zeitungen:
Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 10.11.2007:
Frachter verlor 90 Tonnen Öl
Neue Angaben des Havariekommandos / Wattenrat-Kritik
CUXHAVEN/INSELN/LNI - Nach der Havarie eines Bananenfrachters in der Nordsee und Ölverschmutzungen auf den ostfriesischen Inseln sind dort mehrere hundert verölte Seevögel gefunden worden. [..]
Der Bananenfrachter "Duncan Island" hatte auf dem Weg von Antwerpen nach Hamburg am Dienstagabend bei schwerer See sieben volle und zwei leere Container verloren und war Leck geschlagen (wir berichteten). Später trieben an den Stränden Ölklumpen, verendete Vögel und Bananen an. Das Schiff hat nach neuen Angaben des Havariekommandos durch das Leck 90 Tonnen Öl verloren. Bislang stehe jedoch nicht fest, ob das Schiff öder andere Fahrzeuge Verursacher der Ölverschmutzungen ist. Die Ergebnisse einer chemischen Analyse liegen noch nicht vor. [...]
"Wir rechnen damit, das uns dies noch die nächsten Tage beschäftigen wird", sagte die Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten-und Naturschutz (NLWKN), Herma Heyken. Für die Vogelwelt sei dies natürlich eine Katastrophe, von einer Ölpest könne jedoch keine Rede sein, reagierte sie auf Kritik des Wattenrats Ostfriesland. Dieser hatte dem NLWKN eine restriktive Informationspolitik vorgeworfen, um den Tourismus an der Küste nicht zu gefährden.
BILD online, 09. Nov. 2007:
Sturmflut-Alarm an der Nordsee!
Orkan, Evakuierungen und Gift-Bananen
[...]
Der Bananenfrachter "Duncan Island" hatte auf dem Weg von Antwerpen (Belgien) nach Hamburg am Dienstagabend bei schwerer See sieben volle und zwei leere Container verloren und war Leck geschlagen. 170 Tonnen Öl fasste der Tank des Schiffes, 90 Tonnen hat es verloren.
Dramatisch: An vielen deutschen und niederländischen Stränden lagen tausende Gift-Bananen aus dem Unglücks-Frachter.
Herma Heyken, Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) warnte: "Sie dürfen nicht angefasst oder gegessen werden, weil sie mit Salzwasser und Öl in Berührung gekommen sind."
Nach dem Unfall wurde sofort mit der Reinigung mehrerer Strände begonnen. Heyken: "Wir haben auf allen ostfriesischen Inseln kleinere Anlandungen von Öl, die aber in keiner Weise besorgniserregend sind." Der Wattenrat Ostfriesland und die Umweltorganisation WWF widersprachen den Angaben des NLWKN.
Beträchtliche Mengen verölter lebender und toter Meeresvögeln seien angespült worden seien. Durch die angekündigten Stürme könne sich das Vogelsterben möglicherweise noch verstärken.
[...]
Ostfriesen Zeitung,Leer, 09.11.2007:
Mehr als 30 ölverschmierte Vögel entdeckt
Von Michaela Kruse
UNFALL Havarie des Frachters "Duncan Island" wirkt sich auf Ostfriesland aus / Bananen angespült
Die für heute angekündigte schwere Sturmflut sorgt für sorgenvolle Mienen. Keiner weiß, wie viel Öl sich noch auf hoher See befindet.
Norderney/Juist/Baltrum - Die Havarie des Bananenfrachters "Duncan Island" vor der niederländischen Insel Terschelling hat auch Auswirkungen auf Ostfriesland. Es wurde nicht nur ein Teil der Ladung, grüne Bananen, an die Inselstrände gespürt. Gestern und am Mittwochabend sind auch mehr als 30 ölverschmierte Vögel auf Norderney und Juist entdeckt worden. Auf diesen beiden Inseln sowie auf Baltrum, Langeoog und am Strand vor Norddeich wurde zudem Öl gefunden, das der Frachter, der am Dienstag leckgeschlagen war, verloren hatte.
"Die Öl-Anlandungen sind aber in keiner Weise Besorgnis erregend", versicherte Herma Heyken, Pressesprecherin des niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küstens- und Naturschutz (NLWKN) in Norden. Sie lehnte es deswegen auch strikt ab, von einer "Ölpest" zu sprechen.[...]