Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 250 (September 2007)

Gasseparation Statoil-Ineos in Dornum/LK Aurich vor dem Aus?

Unterschiedliche Bewertung der Politik

Wie schrieben doch zwei Berichterstatter des Mantels der Regionalzeitungen an der ostfriesischen Küste über das voraussichtliche Ende des Gasseparations-Projektes in Dornum/LK Aurich: "Vor Ort ist man bestürzt", und meinten wohl lediglich die Handvoll Landespolitiker, die mit Statoil und Ineos auf Linie sind oder waren, wie z.B. den niedersächsischen Landtagsabgeordneten Hermann Dinkla (CDU) aus dem Nachbarort Westerholt. Auch das ist "unabhängiger" Journalismus, regierungsnah und weit vom Ort des Geschehens entfernt! Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus: Vor Ort ist man im Gegenteil derzeit froh über das Scheitern des Ineos-Statoil-Projektes und vorsichtig in der Beurteilung über das wirkliche Aus. Ob der "Bürgerwille" tatsächlich "berücksichtigt" wurde, wie es ein örtlicher CDU-Sprecher ausdrückte, ist fraglich; der Bürgerwille wurde bei solchen Projekten noch nie berücksichtigt.

Statoil Anlage bei Dornum

Siehe auf unseren Seiten vom September 2007: "Proteste gegen Gasseparationsanlage" - David gegen Goliath: Dornum/LK Aurich gegen den Energiemulti Statoil

Wir zitieren aus den Zeitungen Anzeiger für Harlingerland, 19. September 2007:

Milliardenprojekt geplatzt

Britischer Ineos-Konzern bläst Chemie-Vorhaben in Wilhelmshaven überraschend ab
Das Unternehmen gibt Kostensteigerungen als Grund an. Vor Ort ist man bestürzt.

VON RÜDIGER ZU KLAMPEN UND MARCO SENG

WILHELMSHAVEN/DORNUM/HANNOVER- Schwerer Rückschlag für Wilhelmshaven: Der britische Chemie-Konzern Ineos bläst sein dort geplantes Milliardenprojekt ab. Ein Anstieg der Investitionskosten von deutlich über 30 Prozent allein in den vergangenen zwölf Monaten habe dieses Projekt in seiner jetzigen Form unwirtschaftlich gemacht, teilte das weltweit drittgrößte Chemieunternehmen am Mittwoch mit. [...]

Anzeiger für Harlingerland, 20. September 2007:

Statoil prüft Nesse auch ohne Ineos

Im Rathaus Dornum liegt noch keine offizielle Mitteilung vor / Politisches "Nein" bleibt bestehen

Ineos hat zurückgezogen. Statoil will das "Buch Nesse" aber noch nicht zuschlagen.

VON KLAUS HÄNDEL UND RICHARD FRANSEN

DORNUM/NESSE - Die Gasseparationsanlage an der Europi-pe-Empfangsstation bei Nesse wird womöglich nicht gebaut. Hintergrund ist der Verzicht des Chemieriesen Ineos auf den Bau eines Ethancrackers in Wilhelmshaven. Das in Nesse aus dem Norwegengas separierte Ethan sollte als Rohstoff für die Chemieanlage dienen und per Pipeline an die Jade transportiert werden. "Nesse hat sich damit wohl erledigt", erklärte der stellvertretende CDU-Fraktionschefin Hannover, Hermann Dinkla.

Statoil-Sprecherin Anne-Mette Fjaerli wollte dazu auf Anfrage das endgültige Aus für die Separationsanlage nicht bestätigen. "Es ist nicht so, dass wir die Bücher zumachen. E.on und Statoil werden die Möglichkeit einer Projektrealisierung auch ohne Ineos prüfen." Fjaerli nannte frühestens Anfang 2008 als neuen Termin, an dem die abschließende Projektentscheidung fallen werde. Als bisheriger Termin stand eine Entscheidung für Mitte dieses Monats auf dem Programm. "Wir bedauern die Entscheidung von Ineos."

Nach den Worten des CDU-Landtagsabgeordneten Hermann Dinkla (Westerholt) hat das europaweit agierende Unternehmen Ineos das Wilhelmshavener Milliardenprojekt aus wirtschaftlichen Gründen zu den Akten gelegt. Damit hat er bestätigt, was Statoil zwischenzeitlich selbst hat durchblicken lassen.

Gegen den Bau einer Gasseparationsanlage hatte es in der Gemeinde Dornum und in der Region wegen des zu erwartenden Ausstoßes von 250 000 Tonnen Kohlendioxid (C02) heftigen Protest gegeben. Im Rathaus Dornum habe man noch keinen neuen offiziellen Kenntnisstand über die Vorhaben von Statoil und E.on. "Uns liegt noch keine offizielle Mitteilung vor", sagte der stellvertretende Bürgermeister im Amt, Thomas Erdmann, gestern auf Nachfrage. "Der politische Beschluss des Gemeinderates gegen den Bau der Anlage in Nesse hat weiter Bestand." Für die SPD-Fraktion erklärt Sprecherin Angela Harm Rehrmann: "Statoil hat uns bis jetzt jedes Informationsgespräch verweigert, während die CDU fünf Stunden lang informiert wurde. Meines Erachtens ist für die geplante Gasseparationsanlage in Nesse noch kein Ende in Sicht. Statoil recherchiert nach allen Seiten, einen neuen Partner zu finden. Von daher ist die Entscheidung von Ineos noch keine Entwarnung für Nesse. Erst wenn Statoil offiziell mitteilt, dass in Nesse nicht gebaut wird, sind wir in Dornum auf der sicheren Seite."

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Grundsätzlich sei Dornum durch Statoil ein "gebranntes Kind". Nach Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns hat Dornum Gewerbesteuern zurückzahlen müssen. "Und bliebe es zum Schluss doch beim Bau einer Gasseparationsanlage in Nesse, so würden hier nur wenige Arbeitsplätze entstehen. Die Belastung durch C02 hätte aber die Gemeinde Dornum." CDU/FBI-Mehrheitssprecher Thorsten Hein (CDU) zeigte sich über die Ineos-Entscheidung vorläufig erleichtert. "Die Bürger wollen die Separationsanlage nicht. Obwohl ich noch nicht das Ende der Debatte sehe." Hein verwies auf entsprechende Ratsbeschlüsse, wonach sich die Gemeinde eindeutig gegen die Separationsanlage ausgesprochen habe.

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Ostfriesen Zeitung, 20.09.2007:

"Für eine Entwarnung ist es noch zu früh"

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Auch für Angela Harm-Rehrmann, Fraktionsvorsitzende der SPD im Dornumer Rat, ist das Projekt "noch nicht tot". Statoil und Eon-Ruhrgas würden nach ihren Informationen bereits seit einiger Zeit in allen Richtungen nach neuen Abnehmern für das Ethan suchen. Zum Jubeln gebe es noch keinen Grund. Wenn das Projekt sich so "auflöse", sei das gut für Dornum, dann habe es sich gelohnt, so frühzeitig einzuschreiten. "Für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh", so Harm-Rehrmann. Deshalb gebe es auch keine Veranlassung, in der Ratssitzung am 11. Oktober irgendwelche Beschlüsse zu kippen. Der Verwaltungsausschuss hatte kürzlich beschlossen, Statoil und Eon-Ruhrgas keine gemeindeeigenen Grundstücke für das Projekt zu verkaufen.

"Wir sind froh, wenn der Bürgerwille auf diese Weise berücksichtigt wird", so CDU-Sprecher Thorsten Hein. Schließlich hätten die Dornumer mit ihren Unterschriften unter das Bürgerbegehren gezeigt, dass sie die Anlage nicht wollen. Aber auch Hein glaubt nicht, dass das Projekt bereits gestorben ist. "Das Gas wird angelandet und Statoil will Geld verdienen." Am Ende sei das Vorhaben nur verschoben, nicht aufgehoben.

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