Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 238 (August 2007)

Immer mehr Beton in oder an Schutzgebieten

Wegebau für die Treibselabfuhr weckt Begehrlichkeiten des Tourismus

Teekabfuhrwege heißen sie in der Fachsprache. Teek besteht aus Pflanzenresten, die das Meer an die Küsten spült. Teek, mit Müll aus dem Meer durchsetzt, bildet gerade nach Sturmfluten, örtlich verschieden, kleine oder große Spülsäume, die von den Deichunterhaltungsverbänden entsorgt werden müssen. Dazu werden Wege außendeichs, also see- oder flussseitig gebaut, damit die Entsorgungsfahrzeuge nicht auf durchfeuchtetem Boden einsacken.

Auf glatten betonierten Teekwegen lässt sich aber auch Fahrrad- oder mit Inlinern fahren oder joggen, in Bereichen, die sonst nie von Menschen besucht wurden. Tourismusmacher oder Kommunen arbeiten daran, die Teekwege, die aus öffentlichen Mitteln aus der "Gemeinschaftsaufgabe der Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK-Gesetz) finanziert werden, touristisch zu vermarkten.

Äsende Graugänse

Ungestörte Nonnengänse äsen an einem Teekabfuhrweg

Das wird dann für die freilebende Tierwelt problematisch, wenn in früher ungenutzen Bereichen plötzlich ständige Störungen durch Menschen auftreten und Vögel in ihren Schutzgebieten an Brut- oder Rastplätzen vertreiben.

Störung

Störung von Gänsen durch Fußgänger

Das bekannteste Negativbeispiel ist das Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" an der Ems bei Emden, wo ein Teekabfuhrweg nachweislich fast die Hälfte des nur 200 Hektar großen Schutzgebietes für Brut- und Rastvögel entwertete, in einem europäischen Vogelschutzgebiet! (siehe auf unseren Seiten vom Oktober 2006: "Dokumentation über das Naturschutzgebiet 'Petkumer Deichvorland' bei Emden")

Das GAK-Gesetz koppelt die Mittelvergabe aber an ökologische Erfordernisse, das hat sich offensichtlich noch nicht ausreichend bis in die Kommunen, Landkreise oder Deichverbände herumgesprochen.

Derzeit werden neue Teekabfuhrwege an der Ems bei Rorichum im Landkreis Leer im EU-Vogelschutzgebiet V10 "Emsmarschen Leer-Emden" und direkt am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zwischen Dornumersiel und Neßmersiel im Landkreis Aurich gebaut.

Teekweg neu

Neuer Teekweg bei Rorichum an der Ems

Baustelle Baustelle

Teekweg im Bau bei Neßmersiel am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Der Wattenrat hat deshalb bei den Landkreisen Leer und Aurich nachgefragt, wie man es mit notwendigen Verträglichkeitsprüfungen oder Ersatzmaßnahmen gehalten hat und ob touristische Folgenutzungen geplant sind. Eine Antwort liegt noch nicht vor, der Wattenrat wird weiter berichten.

 
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