Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 100 (23.04.2005)
Wattenmeerforum
Naturschutz fiel ins eiskalte Wasser
Als Eisbrecher für die "nachhaltige Nutzung" im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Landrat Walter Theuerkauf, Aurich; und Holger Wesemüller (Europarc) - der Naturschutz fiel dabei ins eiskalte Wasser
Verraten und verkauft von wenigen Naturschutzfunktionären müssen sich alle die fühlen, die seit Jahrzehnten dem Wattenmeerschutz eine Stimme gegeben haben. Ausgerechnet Holger Wesemüller, vom WWF entlassener Naturschutzmanager, und jetzt für "Europarc" tätig, setzt sich nun für die "nachhaltige Nutzung" des Wattenraumes im Rahmen der Nutzer-Internationale der Anrainerstaaten im "Wattenmeerforum" ein, was nicht anderes heißt, als "weitermachen wie bisher" (und noch ein bisschen mehr), nur mit dem Modewort "Nachhaltigkeit" verbrämt.
Mit viel Harmoniesoße und süßlichem Pathos werden die nach wie vor ungelösten Nutzungskonflikte im Wattenmeer überkleistert, wie z.B. der Massentourismus, die mangelnde Aufsicht im Nationalpark, die unzureichende Zonierung, die Dominanz des behördlichen Küstenschutzes sowie landwirtschaftliche- und fischereiwirtschaftliche Beinträchtigungen. Ausgewiesene Naturschutzgegner gerieren sich jetzt als Wattenschützer.
Auch Herr Wesemüller war als ehemaliger WWF-Mitarbeiter federführend an den sog. Nationalparkbilanzen der niedersächsischen Naturschutzverbände beteilig, zuletzt 2001 als herbe Kritik an der realen Umsetzung des Nationalparks Niedersächisches Wattenmeer veröffentlicht. Gilt das nicht mehr?
Gar nichts wird mit dem Abschlussbericht des Wattenmeerforums für den Naturschutz im Wattenmeer verbessert, nur Nutzungen festgeklopft, die man als pressoure-group bei der kommenden trilateralen Wattenmeerkonferenz auf Schiermonigkoog im November 2005 "nachhaltig" inhaltlich verankert wissen möchte. Den Naturschutzfunktionären ist es im Wattenmeerforum noch nicht einmal gelungen, eine eigenständige Naturschutzposition zu vertreten; keine der vom Wattenmeerforum in "Sektoren" vorgestellten "Visionen" beinhaltet eine eigenständige Naturschutzstrategie. Das ist die Bankrotterklärung des Verbändenaturschutzes im Wattenmeer, der noch nicht einmal zur Kenntnis genommen hat, dass die EU-Kommission am 16. März 2005 aufgrund einer Beschwerde des Wattenrates Ost-Friesland beschlossen hat, die Novellierung des Nationalparkgesetzes in ein laufendes Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland aufzunehmen. Klartext: Die Kommission billigt die Neuzonierung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmer mit der Verkleinerung von bestehenden FFH-Gebieten nicht. Der ostfriesischen Presse war dies nicht eine Zeile wert!
"Wir haben das Eis gebrochen" tönt Aurichs Landrat Theuerkauf (SPD), gleichzeitig Vorsitzender der Nationalparkbeirates Nieders. Wattenmeer, der in dieser Position die Weichen mit für die nutzerfreundliche Gestaltung des Nationalparks gestellt hat. Bei diesem Eisbruch ist aber der Naturschutz ins eiskalte Wasser gefallen.
Dem niedersächsischen Umweltminister Sander, bekannt für seine nutzungsfreundliche Gestaltung von Naturschutzvorgaben im Lande, wird das Arbeitsergebnis des Wattenmeerforums Wasser auf seine Verhinderungsmühlen sein.
weitere Texte:
Wir zitieren aus den Zeitungen:
Anzeiger für Harlingerland 23.04.2005 (S. 10)
Wir haben das Eis gebrochen
Delegation des Wattenmeer-Forums beim Umweltminister
AURICH / LKA - Gestern trafen sich die niedersächsischen Mitglieder des trilateralen Wattenmeer-Forums mit dem niedersächsischen Umweltminister Heinrich Sander in Hannover. "Wir sind im August 2002 aufgebrochen, Grenzen zu überwinden und gemeinsam für unsere Region zu handeln", fasste Aurichs Landrat Walter Theuerkauf die Ziele des Wattenmeer-Forums zusammen. Im Auftrag der 9. trilateralen Regierungskonferenz hat das Forum Strategien für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der gesamten Wattenmeer-Region erarbeitet. Immerhin geht es um die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen von rund 3,7 Millionen Einwohnern.
Nach gut drei Jahren intensiver Arbeit konnte aus den vielfältigen Ideen und Anregung ein handfestes Paket geschnürt werden. Eine achtköpfige Delegation aus Niedersachsen stellte gestern ihren Abschlussbereicht Umweltminister Sander vor. Der Minister wird federführend an der 10. trilateralen Regierungskonferenz im November 2005 beteiligt sein.
Mit den Worten, "es ist ein kleines Heft, aber es steht viel darin", überreichte Theuerkauf den Bericht im Niedersächsischen Landtag. Erich Hinrichs, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins Ostfriesland, würdigte den Ansatz, die Wattenmeerregion als Wirtschaftsraum zu sehen. Alle Teilnehmerwaren sich einig, dass der deutliche Wille, gemeinsam Fortschritte zu erreichen, die treibende Kraft des Wattenmeer-Forums ist. "Wir haben nur eine Zukunft, wenn wir ein Gefühl für den Naturraum Wattenmeer entwickeln und auf einander zugehen. Dies schließt ein Ringen um die beste Lösung nicht aus", gab Holger Wesemüller von Europark Deutschland zu bedenken. Minister Sander begrüßte die Arbeit des Wattenmeer-Forums, "ein solches Gremium muss bestehen bleiben." Der Umweltminister versprach, "ich werde mir den Bericht genau anschauen und mit meinen Kollegen aus den Ressorts Wirtschaft und Landwirtschaft besprechen."
Für die Mitglieder des Wattenmeer-Forums steht fest, dass die Arbeit weiter gehen wird. Die Umsetzung der Projekte und Ideen steht auf der Agenda.
Ostfriesen-Zeitung 23.04.2005 (S. 18)
Wattenmeer-Anrainer bei Sander
NATURSCHUTZ - Delegation des Forums überreicht Minister Abschlussbericht
Es geht um die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen von 3,7 Millionen Menschen in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden.
OSTFRIESLAND / HANNOVER - Eine niedersächsische Delegation des trilateralen Wattenmeer-Forums hat ihren Abschlussbericht in Hannover dem niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) vorgestellt. Der Minister wird federführend an der 10. trilateralen Regierungskonferenz im November beteiligt sein. "Wir sind im August 2002 aufgebrochen, Grenzen zu überwinden und gemeinsam für unsere Region zu handeln", fasste der Auricher Landrat Walter Theuerkauf die Ziele des Wattenmeer-Forums zusammen.
Dahinter steckt ein hochkarätig besetztes Gremium aus Fachleuten und Kommunalvertretern aus den Nordseeanliegerstaaten Niederlande, Dänemark und Deutschland. Im Auftrag der 9. trilateralen Regierungskonferenz hat das Forum Strategien für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der gesamten Wattenmeerregion erarbeitet. Dabei geht es um die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen von rund 3,7 Millionen Einwohnern.
Maritime Themen wie Küstenschutz, Fischerei, Sicherheit der Schifffahrt sowie Entwicklungspotenziale der Häfen und Industrie stellen einen Teil der Kernaufgaben des Wattenmeer-Forums dar, einen anderen die Energieerzeugung, Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft. Zudem soll die unterschiedliche Umsetzung der EU-Richtlinien innerhalb der Nationalstaaten auf den Prüfstand gestellt werden. Harmonisierung der zahlreichen Regelungen ist eine der zentralen Aufgaben für die Zukunft.
Mit den Worten "Es ist ein kleines Heft, aber es steht viel darin" überreichte Theuerkauf den Bericht dem Umweltminister. Erich Hinrichs, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland, würdigte den Ansatz, die Wattenmeerregion als Wirtschaftsraum zu sehen.
Alle waren sich einig, dass der deutliche Wille, gemeinsam Fortschritte zu erreichen, die treibende Kraft des Forums ist. Diese Grundhaltung habe die Fronten aufgebrochen. "Wir haben nur eine Zukunft, wenn wir ein Gefühl für den Naturraum Wattenmeer entwickeln und aufeinander zugehen. Dies schließt ein Ringen um die beste Lösung nicht aus", sagte Holger Wesemüller von Europark Deutschland.