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SPIEGEL "Die große Luftnummer"

Am 29. März veröffentlichte der SPIEGEL einen vielbeachteten Artikel über die Fragwürdigkeit der Windenergienutzung:

http://www.spiegel.de/archiv/dossiers/0,1518,292582,00.html

Leider dürfen wir den Artikel nicht auf unserer Webseite veröffentlichen, er liegt aber hier digitalisiert vor.

Hausintern führte dies zu einem Eklat innerhalb der Redaktion. Die Redakteure Schumann und Rosenkranz hatten schon vorher einen Artikel zur angeblichen energiepolitischen Wirtschaftlichkeit der Windkraft geschrieben. Dieser Artikel wurde allerdings nicht gedruckt. Schumann wird zum veröffentlichten Titel "Die große Luftnummer" in der Netzeitung zitiert:

"Er nannte den klar gegen die Öko-Energie tendierenden Artikel «Desinformation und Propaganda» und kündigte unter Protest."

http://www.netzeitung.de/medien/280689.html

http://www.netzeitung.de/medien/280662.html

Nun, wer die hiesigen Verhältnisse des Genehmigungsklüngels und der Korruption bei der Installierung von Windkraftanlagen kennt, muss den Autoren Schumann und Rosenkranz Blauäugigkeit oder Ignoranz vorwerfen, wenn sie den veröffentlichten SPIEGEL-Artikel "Die große Luftnummer" als "Desinformation" und "Propaganda" bezeichnen. Wer die Windkraftbeiträge des Wattenrates aufmerksam liest, wird zu ganz anderen Einsichten kommen müssen.

Dipl.Ing. Wilfried Heck nahm die "Argumente" von Schumann und Rosenkranz kritisch unter die fachliche Lupe und kommt zu folgendem Ergebnis:

"Entgegnung zu dem Beitrag der Autoren Gerd Rosenkranz und Harald Schumann. Die Stromwirtschaft steht vor gewaltigen Umwälzungen. Ein Drittel des Kraftwerksparks muss erneuert werden - die ideale Gelegenheit für mehr Wettbewerb und Klimaschutz.

Bezogen auf die Erneuerbaren Energien enthält der von Gerd Rosenkranz und Harald Schumann in der Netzeitung publizierte Beitrag gravierende Fehler und Falschinterpretationen.

Das Argument mit der »Beschäftigtenzahl in der jungen Windindustrie auf inzwischen rund 45.000« zeugt von Nachplappern der Windlobby, überzeugt aber nicht. Man könnte auch massenhaft Arbeitsplätze mit einem Gesetz schaffen, welches den Geldinstituten gebietet, in jedem Ortsteil eine Filiale einzurichten. Nicht anders ist das mit der Dezentralisierung der Energieversorgung mittels EE-Anlagen auf jeder Wiese, an jeder Straßenecke oder in jedem Hinterhof. Das hat zwar viel mit dem "Umbau des Strommarktes" aber wenig mit energetischer Effizienz zu tun. Arbeitsplätze müssen bei der Anwendung eines Produktes entstehen und nicht bei seinem Herstellungsprozeß. Dieser ist energetisch zu optimieren. Das Produkt in der Energiebranche ist die Kilowattstunde (kWh), welche mit möglichst wenig Aufwand (also auch mit möglichst wenig Arbeitsplätzen) zu erzeugen ist und somit möglichst preiswert und oft bei vielfältigen Anwendern genutzt werden kann. Wäre die Kilowattstunde so teuer, wie sich das Herr Trittin & Co. vorstellen, dann könnten wir uns weniger Computer mit Internet leisten, weniger TV-Geräte, weniger Waschmaschinen und viele andere lebens- und liebenswerte Sachen weniger (wie z.B. auch den SPIEGEL) und die volkswirtschaftliche Produktion würde weiter stagnieren bzw. sinken.

Energetische Effizienz erreicht man durch Verbesserung der Kraftwerkswirkungsgrade und nicht durch eine scheinbare Substitution mittels tausender inautarker EE-Anlagen. Bei derartigen Diskussionen sollte sich jeder stets vor Augen halten: Ohne konventionelle Kraftwerke im steuerbaren und geregelten Dauerbetrieb funktioniert am Netz keine einzige EE-Anlage, denn sie fahren alle den inautarken (additiven) Betrieb und ihre jeweiligen geringen Einzelleistungen sind nicht zusammenfaßbar und reichen daher nicht zur Aufrechterhaltung der Netzspannung.

Windkraftanlagen benötigen zur Absicherung der Netzstabilität, desgl. für ihren Betrieb (z.B. für den Blindstrombezug) sogenannte Schattenkraftwerke mit ca. 80 - 90% der installierten WKA-Leistung. Die Differenz zu 100% ist der sogenannte Leistungskredit der Windkraftanlgen. Dieser sinkt im Parallelbetrieb zu einem Kraftwerkspark mit steigender Anzahl von Windkraftanlagen, da diese ab einem bestimmten Punkt zunehmend nicht mehr nur das Kraftwerk, sondern sich gegenseitig "selbst absichern" müssen. Folge: Je mehr kleine EE-Anlagen, desto geringer deren gesamter relativer Leistungskredit und desto höher die notwendige Backup-Leistung des konventionellen Kraftwerkparks, im denkbaren Maximalfall also nahe 100%. Wenige große und leistungsfähige WKA - auch Solarstromanlagen - produzieren einen höheren Leistungskredit als viele kleine. Was als Argument für das "Repowering" zu werten wäre - und aus Gründen der Versorgungssicherheit und aus versorgungstechnischer Sicht daher grundsätzlich gegen eine Dezentralisierung mit möglichst vielen und kleinen Anlagen spricht.

Synergie und Versorgungssicherheit für die Volkswirtschaft haben in der Vergangenheit zur Entwicklung und zur Errichtung der gegenwärtigen Netz- und Versorgungsstrukturen geführt. Synergie ist als das Zusammenwirken vieler Faktoren und Kräfte, bei denen die gemeinsam erzielte Wirkung größer ist als die Summe der Einzelwirkungen, bekannt. Das sollte auch bei der Stromgewinnung gelten. Forderungen nach deren Rückbau, also dem Auseinanderdriften aller Faktoren und Kräfte in Richtung 100% Dezentralisierung per EE grenzen an Demagogie und absichtliches Chaos. Zudem: Sonne, Wind und Bio sind zwar Energieträger, aber keine für die verläßliche Stromversorgung ausreichenden Leistungsträger. Der mittels EEG von grünen Politikern propagierte Einstieg ins "solare Zeitalter" ist die Tarnkappe der energiewirtschaftlichen Destruktion.

Der auch von obigen Autoren für das Gas CO2 unterstellte Begriff "Klimagift" stammt aus dem Repertoire der Volksverdummer. CO2 ist als Spurengas für alles Grün (Photosynthese und Sauerstoffbildung) und damit für alle Lebewesen die Grundlage der Existenz und des Wachstums. Giftig in hoher Konzentration ist allenfalls das Kohlenmonoxid CO, welches bei Abgabe in die Luft und bei Überschreitung des Schwellenwertes von 500.000 kg/Jahr der zuständigen Behörde zu melden ist. CO2 ist dagegen erst bei Überschreitung von 100.000.000 kg/Jahr als Schadgas deklariert. Der Vergleich zu wirklich giftigen Stoffen: Hexachlorbenzol (HCB) oder Quecksilberverbindungen müssen bereits bei Überschreitung des Schwellenwertes von 10 kg/Jahr gemeldet werden. Quelle: Anhang A1: Verzeichnis der bei Überschreitung des Schwellenwertes zu meldenden Schadstoffe im Europäischen Schadstoffemissionsregister EPER. Die Formulierung "Schadgas", "Klimagift" etc. ist bewußte Desinformation unserer Politiker und als Verstoß gegen ihren Amtseid zu werten.

In ihrem Abschnitt über »Die Mär von der teuren Regelenergie« wird ersichtlich, daß die Autoren technische Zusammenhänge, über die sie berichten, nicht kennen und daher falsch oder irreführend informieren. Sie schreiben, »dass wegen der Schwankungen von Angebot und Nachfrage im Netz von jeher Reserven bereit stehen mussten, auch ganz ohne die lästigen Propeller. Schließlich werden auch Großkraftwerke von Zeit zu Zeit gewartet oder müssen ersetzt werden, wenn ein Defekt sie lahm legt. Während der Hitzeperiode dieses Sommers fiel nicht nur die Windkraftleistung auf müde zehn Prozent. Auch Atomkraftwerke mussten wegen der zu starken Erwärmung des Kühlwassers aus den Flüssen heruntergedrosselt werden.« Zum Ausgleich von Kraftwerksausfällen und Lastschwankungen werden Regelleistungen* der Primär-, Sekundär- und Minutenregelungen eingesetzt. Die Primärregelung reagiert innerhalb 30 Sekunden und darf bis zu 15 Minuten wirksam sein. Zu diesem Zweck werden im UCTE-Verbund 3.000 MW an Primärregelleistung vorgehalten. Dies geschieht dadurch, daß Verbundkraftwerke nicht zu 100% ausgelastet fahren dürfen, um im Bedarfsfall durch Hochfahren auf ihren Nennwert schlagartig einen entsprechenden Mangel ausgleichen zu können. Innerhalb des genannten Zeitraumes muß der jeweilige ÜNB-Betreiber, in dessen Bereich die Schwankung oder der Ausfall auftritt, die Sekundärregelung durch seine Kraftwerke aktivieren, um die Primärregelung des Verbund für erneut mögliche Aktionen wieder frei zu geben. Während dieser Regelprozeß im wesentlichen automatisiert abläuft, kann für länger dauernde Abweichungen von Frequenz und Spannung zusätzlich eine Minutenreserve manuell innerhalb 1/4 Stunde mittels geeigneter Kraftwerke aktiviert werden.

Wenn Großkraftwerke gewartet oder ersetzt werden und deshalb vom Netz gehen, dann ist das kein Problem der "Regelenergie", wie oben unterstellt, sondern eines der Planung des Kraftwerkeinsatzes. Auch ein allgemeiner Strommangel infolge außergewöhnlich lang anhaltender Vorkommnisse hat mit "Regelenergie" für Sekunden- und Minutenbereiche nichts zu tun.

Die mittels Kraftwerken bisher verfügbare Regelleistung ist noch ausreichend, muß wegen der Windkraft auf der Erzeugerseite aber häufiger kostenträchtig wirksam werden und bei Offshore-Ausbau im entsprechenden Umfang mitwachsen. Die von den Autoren und auch von Minister Trittin favorisierten Gaskraftwerke sind zwar technisch geeignete Regelleistungsträger, ihr Brennstoff aber zunehmend teurer. Weshalb sollen wir Fremdenergie kaufen und die eigene Kohle im Boden liegen lassen? Hier sollten volkswirtschaftliche Komponenten und weniger die abstrakten klimapolitischen Imaginationen diverser Politiker entscheiden.

Durch die Erneuerbaren Energien werden allein im Jahr 2003 mehr als 36 Millionen Tonnen CO2 vermieden, lassen Minister Trittin und seine Gefolgsleute wissen, sagen aber nicht, um wieviel Grad Celsius der Anstieg der globalen Erwärmung dadurch vermieden wurde. Wenn sich nun die Minister Clement und Trittin bei ihrem Gefeilsche auf bestimmte Mengen innerhalb bestimmter Zeiten geeinigt haben, so können wir die volkswirtschaftlichen Kosten mit zehn bis 15 Euro/Tonne CO2 dafür zwar berechnen, nicht aber dessen angebliche Wirkung. Dafür bleibt nur der Glaube und die Hoffnung.

Dem fiktiven Ziel der Verhinderung einer globalen "Klimakatastrophe" stehen horrende volkswirtschaftliche Belastungen gegenüber. Fiktiv ist das Ziel deshalb, weil es keine wissenschaftliche Definition des Begriffes "Klimakatastrophe" gibt. Also keinen Endwert für den Normalzustand und keinen Anfangswert für den Beginn der Katastrophe, ausgedrückt z.B. in Grad Celsius der globalen Oberflächentemperatur. Darüber sollten die von der SPIEGEL-Redaktion verhinderten Autoren einmal nachdenken. Vielleicht berichten sie dereinst darüber, wie mit politischen Mitteln Monopole oder "Duopole" in der Stromwirtschaft zu verhindern sind. Mit der Technik der Erneuerbaren Energien funktioniert dies jedenfalls nicht.

Erläuterungen zur Regelleistung und zum Leistungskredit in: "Gesamtwirtschaftliche, sektorale und ökologische Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) - Endbericht. 07. April 2004"

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