![]() |
|
||||||||
- unabhängiger Naturschutz für die Küste - |
|
Zukunftsenergie oder Luftnummer? | |
Windkraft: Gegenüberstellung der ArgumenteZeitgleich mit dem SPIEGEL erschien auch in den Regionalblättern eine bisher ungewohnte kritische Berichterstattung über die Windenergie, u.a. eine Gegengüberstellung der Argumente des gelernten Theologen Franz Alt (pro) und des Dipl.Ing Wilfried Heck (contra), bekannt von seiner Webseite. Wir zitieren aus den Zeitungen: Anzeiger für Harlingerland 29.03.2004 (S. 17) Jeversches Wochenblatt 29.03.2004 (S. 17) Zukunftsenergie oder Luftnummer WINDKRAFT - Wissenschaftler geben "Öko-Strom" schlechte Noten In Umfragen ist die Akzeptanz für den "grünen Strom" ungebrochen. Dennoch sank die Zahl seiner Kunden um rund 200.000. VON MARKUS MINTEN BERLIN - Kein Land der Welt macht derart viel Wind um seinen Strom wie Deutschland. Mehr als 14.000 Megawatt Leistung verteilen sich auf über 15.000 Windräder. Rund 45.000 Menschen verdienen in der Branche ihre Brötchen und setzen rund 4,8 Milliarden Euro um - überwiegend in mittelständischen Unternehmen. So weit die eine Seite der Medaille, die der Windanlagenbauer und -betreiber, der Klimaschützer und der (Mehrheit der) rotgrünen Bundesregierung. Doch es gibt auch Kritiker und Gegner. Und deren Zahl steigt stetig. Sie bemängeln die "Zerspargelung" der Landschaft, die Gefährdung für die Vogelwelt sowie die Störungen durch Schattenschlag und Lärm. Zudem weisen sie immer wieder auf die Zeiten des Stillstandes der rotierenden Giganten hin - Zeiträume in dem sonst nicht ausgelastete konventionelle Kraftwerke die Stromerzeugung mit übernehmen müssen. Schließlich könne die Windkraft-Branche nur dank massiver Subventionen boomen. Jetzt bekommen die Befürworter auch noch Wind von vorn aus den einst eigenen Reihen. Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium hat die erneuerbaren Energien genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: verheerend für die Befürworter, Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Die Förderung der grünen Energie ist teuer, schafft keine Arbeitsplätze und bringt - vielleicht das erdrückendste Argument - nichts für das Weltklima. Die Experten um den Volkswirt Carl Christian von Weizsäcker erläutern auf 16 Seiten detailliert die Probleme der derzeitigen Förderung erneuerbarer Energien. Das rot-grüne Ziel einer Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien am Stromverbrauch auf 12,5 Prozent bis 2010 sei nur bei einer weiteren Anhebung der Einspeisevergütung erreichbar, betonen sie. Auf die Stromwirtschaft käme dadurch eine Belastung von fünf Milliarden Euro zu. Gravierendster Punkt der Studie aber ist, dass ein funktionierendes Zusammenspiel von Erneuerbarer-Energien-Gesetz (EEG) und des 2005 beginnenden Emissionshandels ausgeschlossen wird. Ist die Förderung regenerativer Energien erfolgreich, werden vor allem von den Energieversorgern nicht alle Zertifikate, die CO2-Emissionen erlauben, benötigt. Diese können an Unternehmen verkauft werden, die zusätzlich CO2 in die Luft blasen dürfen. Viele dieser Lizenzen dürften ins Ausland gehen, befürchten die Experten und ziehen das Fazit: "Das EEG dient der Subventionierung von CO2-Emissionen in Europa außerhalb des deutschen Kraftwerksektors." In letzter Konsequenz müsse das EEG abgeschafft werden. All diese Erkenntnisse fallen in eine Zeit, in der die Akzeptanz der erneuerbaren Energien so hoch ist, wie nie zuvor. Nach einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach wünschen sich 82 Prozent der Deutschen "dass vor allem Energiequellen genutzt werden, die das Klima schonen". 46 Prozent der Deutschen meinen, dass die Windenergie in 20, 30 Jahren den größten Beitrag zur Energieversorgung leisten wird, 52 Prozent setzen auf die Sonnenenergie. 21 Prozent der Deutschen wären demnach bereit, zugunsten des Ausbaus regenerativer Energien höhere Strompreise zu zahlen. Scheinbar ein beachtlicher Markt, den auch die Energiekonzerne entdeckt haben. Immer mehr von ihnen bieten so genannten Ökostrom an. Für den freiwillig vom Kunden bezahlten höheren Strompreis garantiert der Stromversorger, dass er die Mehreinnahmen zum Bau von Regenerativ-Kraftwerken verwendet. Woher der Strom aus heimischen Steckdosen letztlich allerdings kommt, vermag niemand zu sagen. Nach einem anfänglichen Boom Ende der 90er Jahre, in denen der Kundenstamm nach Angaben des Verbandes der Elektrizitätswerke von 27.000 (1999) auf 600.000 (2001) explosionsartig anstieg, schätzt der VDEW die Zahl der "Öko-Strom"-Kunden für 2003 auf nur noch 400.000. Doch nicht nur in Deutschland frischt der Gegenwind auf. In Dänemark - bezogen auf die Einwohnerzahl immer noch Windkraftland Nummer eins - wurde bereits zweimal der garantierte Abnahmepreis für Windstrom von den jeweiligen Regierungen reduziert. Begründung: Windstrom sei auf dem freien Energiemarkt zu teuer. URSPRUNG DER WINDENERGIE LIEGT IN DÄNEMARK Als Vater der modernen Windenergie gilt Poul la Cour (1846-1908). Im Jahre 1891 baute der dänische Meteorologe die weltweit erste Windkraftanlage, die der Erzeugung von Elektrizität diente. Die Windkraftanlagen anfänglich noch mit herkömmlichen Windmühlenflügeln ausgestattet - sollten der ländlichen Elektrifizierung dienen. Auch die erste Windenergieanlage zur Wechselstromerzeugung befindet sich unter dem Namen Vester Egesborg an der Südspitze der Insel Falster in Dänemark. Sie wurde in den Jahren 1956 bis 1957 gebaut und verfügt über eine Leistung von 200 kW. Die Nutzung der Windenergie steckt heute zwar nicht mehr in den Kinderschuhen. Allerdings ist ihr Anteil an der Stromversorgung von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. In Schleswig-Holstein beträgt der Anteil der Windenergie am Nettostromverbrauch 24,4 Prozent, während er in Bayern und Baden-Württemberg nur 0,1 Prozent beträgt. Ursachen hierfür sind u.a. sind die unterschiedlichen Windverhältnisse. Da der Platz für den Ausbau der Windenergie an Land knapp wird und heftig umstritten ist, hat man inzwischen begonnen, die großen Potenziale auf See zu erschließen. Durch den Betrieb von Off-Shore-Windparks sollen Eingriffe in die Landschaft und Umwelt minimiert werden. Wenn diese Windparks - was die Bundesregierung für realistisch hält - eine Leistung von nur 20.000 - 25.000 Megawatt bis zum Jahr 2030 erbrächten, so könnten allein die Windräder auf See 15 Prozent des heutigen deutschen Strombedarfs decken. Noch aber bremsen technische Probleme die Umsetzung derartige Planungen. Informationen unter: Bundesverband WindEnergie e. V.(BWE), Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Wilfried Heck und Franz Alt. BOOMENDE WINDKRAFTBRANCHE Umsatz 2003: 4,8 Milliarden Euro Arbeitsplätze: 45.400 Zahl der Anlagen: 15.387 (davon 1.703 neu in 2003) Leistung: 14.609 MW (davon 2.645 MW neu in 2003) Anteil am Primärenergiebedarf: 2,9 Prozent durch erneuerbare Energien, davon 14,9 Prozent aus Windkraft. PRO Erfolgreich und akzeptiert VON FRANZ ALT Tatsache ist, dass die Windenergie unter allen Energieträgern - konventionellen wie erneuerbaren - am dynamischsten wächst. Der Weltverband Windenergie geht davon aus, dass 2008 weltweit 100.000 Megawatt Windstrom installiert sein werden heute sind es fast 40.000, im Jahr 2000 waren es noch keine 20.000 Megawatt. In Berlin sind sich Bundesregierung und Opposition weitgehend darin einig, dass bis 2020 etwa 20 Prozent des gesamten Stroms regenerativ gewonnen werden soll. Die EU in Brüssel hat europaweit ähnliche Ziele vorgegeben. Und im Juni 2004 werden diese ehrgeizigen Ziele bei der ersten Weltsolarkonferenz in Bonn ("Renewables 2004"), zu der Gerhard Schröder eingeladen hat, dem Rest der Welt als Vorbild hingestellt werden. Jetzt wird es also weltweit ernst mit der Energiewende. Dank des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) wird der regenerativ erzeugte Strom in Deutschland, aber inzwischen auch in Spanien, Italien, Frankreich und Österreich, ins öffentliche Netz eingespeist und über eine Umlage von allen Stromverbrauchern finanziert. Dieses Verursacher-Prinzip ist marktwirtschaftlich im Gegensatz zu den "ewigen" Steuer-Milliarden für Kohle und Atomenergie. Unstrittig ist, dass mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien die Strompreise zunächst einmal steigen. Die Energieversorger verlangen freilich entschieden zu viel von ihren Kunden. Unbestreitbar ist jedoch auch, dass durch den Einsatz von immer mehr erneuerbaren Energien weit höhere Folgekosten vermieden werden können, die entstehen würden, wenn wir weiterhin auf klimazerstörende Energieträger wie Kohle, Gas und Öl oder gar auf die gefährliche Atomenergie setzen müssten. Die geringe heutige Mehrbelastung ist langfristig eine enorme Einsparung. Die 15.000 Windräder in Deutschland ersparen zurzeit pro Jahr der Umwelt rund zwölf Millionen Tonnen Treibhausgase - sowohl ökologisch wie ökonomisch ein Gewinn. Doch in Deutschland wird der Windkraft der Schwarze Peter zugeschoben. Warum nur soll diese himmlische Energie an allem schuld sein? Endlich haben wir einen Exportschlager und sind Weltspitze und sofort schreien in Deutschland die Bedenkenträger und Besitzstandswahrer. Erneuerbare Energieträger haben für die alte Energiewirtschaft zwei entscheidende Nachteile: Sie sind erfolgreich und werden von der Bevölkerung akzeptiert. Und in 50 Jahren können die erneuerbaren die alten Energieträger zu 100 Prozent ersetzen. (Bild: Franz Alt) Setzt auf Windkraft: Journalist Franz Alt ...UND CONTRA Windkraft nur additiver Beitrag VON WILFRIED HECK Die riesigen Propeller in der Landschaft waren im Jahr 2003 nur schwach ausgelastet. Die Anlagen mit einer installierten Leistung von 14.609 MW speisten 18,63 Milliarden kWh in das öffentliche Stromnetz, woraus sich eine durchschnittliche Auslastung von 14,56 Prozent ergibt. Dieses magere Ergebnis bedeutet, dass die Windkraftanlagen nur 14,56 Prozent des Jahres mit ihrer Nennleistung eingesetzt waren und sich den Rest im Stillstand bzw. Leerlauf der Rotoren befanden. Man bedenke einmal, andere landschaftsgreifende Bauwerke wie Umgehungsstraßen, Autotunnels oder Talbrücken ständen in der Planung und man müsste ihnen eine derart magere Auslastung prognostizieren - sie würden nie gebaut werden. Windstrom hat einen Handelswert von ca. 2 Cent/kWh. Er wird aber mit ca. 9 Cent/kWh vergütet. Die Subvention über Endverbraucher beträgt somit 7 Cent/kWh. Mit der oben genannten Windstrommenge beläuft sich die Höhe dieser Subvention auf 1,3 Milliarden Euro. Legt man diesen Betrag auf die Bevölkerung um, ergibt sich eine Belastung von 15,90 Euro pro Jahr und Kopf - bedingt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Nutzung der Windkraft ist in der elektrischen Stromerzeugung lediglich ein additiver Beitrag und kein alternativer. Wäre Windkraft eine Alternative, dann könnten mit der oben genannten deutschen Windkraftanlagen-Leistung von derzeit 14.609 MW mit einem Schlag z.B. die Kernkraftwerke Biblis A und B, Brokdorf, Brunsbüttel, Lingen, Grafenrheinfeld, Grohnde, Gundremmingen B und C, Isar 1 und 2 sowie Krümmel abgeschaltet werden. Die haben zusammen 14.628 MW installierte Netto-Leistung. Das so oft propagierte dynamische Wachstum der Windenergiebranche liegt darin begründet, dass die EEG-Geldquelle sprudelt, und nicht die Energiequelle des Windes. Wären Windräder eine Alternative, dann hätten sich insbesondere in Norddeutschland längst viele Gemeinden vom allgemeinen Stromnetz abklemmen können, um die Eigenversorgung aufzunehmen. Das hat bisher noch keine einzige Gemeinde getan. Der Grund: Der Wind weht halt nicht immer, wenn man den Strom benötigt. Windräder sind in deutschen Landen mit all ihren Belastungen nur hinzugekommen. Ihr Einsatz trägt lediglich dazu bei, dass Kraftwerke bei gleichen Grundkosten aufgrund der Stromverdrängung im Netz in den unwirtschaftlichen Teillast- bzw. Regelbetrieb gehen, welcher mit einem höheren Brennstoffeinsatz verbunden ist. (Bild: Wilfried Heck) Gegner der Windenergie: Dipl.-Ing Wilfried Heck |
![]() ![]() |