Deutsche Bucht auf dem Weg zu einem Industrieteich?
Immerhin,
die Berufsfischer kündigen schon mal gerichtliche Schritte gegen das geplante
riesige Turbinefeld im Wattenmeer zwischen den Vogeslchutzinseln Mellum und Scharhörn
an. Von den niedersächsischen Naturschutzverbänden hört man
derzeit in der Sache nichts.....
Jeversches Wochenblatt 09.01.2004 (S. 4)
Deutsche Bucht verkommt zum "Industrie-Teich"
Küsten-Fischer empört: Windpark Nordergründe passiert
Raumordnungsverfahren
Söhnke Thaden, Sprecher der Fischer, kündigte an, gegen den
Windpark vorzugehen. Auch die Inselgemeinde Wangerooge will klagen.
WANGERLAND / FEDDERWARDERSIEL - Auch nach dem positiven Bescheid der
Bezirksregierung Lüneburg für den geplanten Windpark Nordergründe
bleibt die Interessengemeinschaft der Elbe- und Weserfischer bei ihrem
Widerstand gegen die Offshore-Rotoren.
Die Anzahl der Anlagen, die entgegen der ursprünglichen Planung
von 70 auf 25 reduziert worden ist, ist für die Fischer dabei nicht
ausschlaggebend. Entscheidend sei, dass mit den Nordergründen ein
wichtiges Fanggebiet nicht mehr befahren werden könne.
"Wir werden mit allem, was uns zur Verfügung steht, gegen
diese Entscheidung angehen, politisch und gerichtlich", kündigt
Söhnke Thaden aus Fedderwardersiel als Sprecher der Interessengemeinschaft
an und unterstreicht den Willen der Fischer zum Widerstand. Das Raumordnungsverfahren
sei zwar abgeschlossen, das Ergebnis des Baugenehmigungsverfahrens stehe
aber noch aus.
Auch die Inselgemeinde Wangerooge will gegen den Windpark klagen. Sie
fürchtet Umsatzeinbußen im Fremdenverkehr durch "Horizont-Verschmutzung".
Auch der Fachverband Segeln im Kreissportbund Friesland hat sich gegen
den Windpark ausgesprochen.
"Wir haben den Eindruck, dass unter falscher Flagge gesegelt wird,
bedauert Söhnke Thaden und meint damit die Haltung der Politik in
dieser Frage. Bereits im vergangenen Juli hätten die Fischer eine
Petition gegen den geplanten Windpark beim Niedersächsischen Landtag
eingereicht. Aber außer einer Petitionsnummer habe man von der
Volksvertretung nichts gehört.
Jetzt, nach dem positiven Bescheid, "tönen die Windpark-Hersteller",
so Söhnke Thaden, dass die Windräder auf den Nordergründen
schon im Jahr 2006 fertig seien. Die Bezirksregierung habe sich danach
beeilt mitzuteilen, man werde noch einen Erörterungstermin für
Einwender anberaumen.
Zwar habe Ministerpräsident Christian Wulff bei einem Treffen in
Hannover der Küstenfischerei einen hohen Stellenwert beigemessen,
das nütze aber nichts, "wenn offensichtlich schon alles gegen
unsere besten Fanggebiete gelaufen ist", heißt es in der Pressemitteilung
weiter.
Das Gebiet des Hamburger Wattenmeers sei keine Alternative, weil die
Fischer diesen Bereich nicht befahren dürften, zeigt sich Söhnke
Thaden auch verbittert über Berechnungen von Gutachtern, nach denen
die Fischer kaum Fangeinbußen hinnehmen müssten.
Bislang scheine an der Küste niemand zu begreifen, dass die Elbe-,
Weser- und Ems-Vertiefungen sowie die Großhafenprojekte in Wilhelmshaven
und Bremerhaven scheibchenweise nicht nur die Fanggründe zerstörten,
sondern die Deutsche Bucht insgesamt "zu einem Industrieteich verkommen
lassen", sagt Söhnke Thaden. Dabei müsste jedem klar sein,
dass diese schleichende Industrialisierung alle treffen werde, die von
einer intakten Küste leben.
Zunächst werden die Fischer das Gesprächsangebot nutzen, wenn
sie am 11. Februar im Landwirtschaftsministerium in Hannover sind. Bleibt
das ergebnislos, "dann dampfen wir mit allen Kuttern in die Elbe
Richtung Hamburg", kündigt Söhnke Thaden bereits die nächste
Protestaktion an. Die Forderung der Interessengemeinschaft: Freigabe
der Hamburger Wattengebiete für die Küstenfischerei. |