Erzählt von Klaus Hart, freier Journalist aus Berlin, derzeit
in Sao Paulo in Brasilien wohnhaft
Windkraft - eine Märchenstunde
von Klaus Hart
Wer in schöne, fast unberührte Naturlandschaften oder in die Feldflur
riesige Industriemaschinen stellt, an denen vorhersehbar ungezählte Adler,
Rotmilane, Falken, Fledermäuse und andere streng geschützte, sogar
vom Aussterben bedrohte Tiere elend verrecken, begeht ein Umweltverbrechen.
Und wer als Bauträger die Tötung geschützter Arten billigend
in Kauf nimmt, kann selbstverständlich verklagt werden. So will es das
Bundesnaturschutzgesetz. Bezeichnend, daß Rot-Grün de facto nicht
nur strenge Umweltvorschriften außer Kraft gesetzt hat, sondern sogar
EU-Regelungen übergeht, um beim Windkraft-Deal Banken, Atom-und Rüstungskonzernen,
Spekulanten die Taschen zu füllen.
Es ist besonders kurios, daß der
Deal propagandistisch mit dem Argument verschleiert wird, durch immer mehr
Windkraftwerke grabe man der bösen Atomindustrie, den Betreibern konventioneller
Großkraftwerke das Wasser ab, tue also ein gutes Werk. Selbst in Umweltblättchen
wird zornig bestritten, daß just die Rüstungsindustrie, der Atomkraftwerksbauer
Siemens-KWU und alle mit ihnen verquickten Großbanken von Anfang an mit
dabei sind - als Produzenten, Planer, Vermarkter hohe Profite erwirtschaften.
Es reicht, die entsprechenden Firmen-Websites anzuklicken. Und folgerichtig,
daß sich nach dem jüngsten Energiegipfel beim Kanzler gerade die
Windkraftbranche für noch längere AKW-Laufzeiten stark macht.
Fritz
Vahrenholt, Boß des Windenergieunternehmens Repower, ehemaliger Hamburger
Umweltsenator, regte laut Tagesspiegel an, die Atommeiler bis 2025 oder 2030,
statt wie bisher vereinbart, nur bis 2021 zu nutzen. Das gleiche gelte für
die Steinkohle. Wieso auch nicht - nur für die Straße, fürs
tumbe Wählervolk wird der Atomausstieg als beschlossene Sache hingestellt,
ein Gegensatz schlimme Atommeiler - gute Windräder konstruiert.
Doch hinter
den Kulissen, auf internationalem Parkett läuft es anders: Im Abschlußdokument
der letzten New Yorker Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag
unterzeichnete Rot-Grün, ohne durchaus mögliche Gegenvoten Joseph
Fischers, immerhin folgendes:"Die Konferenz erkennt die Vorteile der friedlichen
Atomenergie-Nutzung und nuklearer Techniken an", heißt es da, "und
ihren Beitrag, um in den Entwicklungsländern nachhaltige Entwicklung zu
erreichen sowie um generell das Wohlergehen und die Lebensqualität der
Menschheit zu verbessern."
Atomenergie sei daher überall auf dem
Erdball zu fördern. Hick! Jürgen Trittin hat sich davon nie distanziert.
Repower-Chef Vahrenholt weiß, daß Windkraft-und Atomkraftwerke "Schwestern
im Netz" sind. Den Begriff prägten schließlich zwei norddeutsche
Energieexperten - Gustav Sauer aus dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium,
und Lothar Schedereit, Geschäftsführer des Hamburger Energieberatungsunternehmens
RENORGA. Die unzuverlässige Windkraft, betonen sie, sei nur Zusatzenergie,
garantiere keine Versorgungssicherheit. Derzeit würden die Schwankungen
von den großen Atomkraftwerken "glattgebügelt" - die Atommeiler
und die Windkraftwerke seien daher jene "Schwestern im Netz".
Um
so besser, meint wohl Windkraft-Boß Vahrenholt, wenn sich seine Branche
möglichst lange auf die AKWs verlassen kann. Im extrem heißen Sommer
merkten die Deutschen erstmals, daß Windkraftwerke meist stillstehen
oder nur vor sich hindösen, dabei keine oder kaum Leistung abgeben. Erstmals
roch es für viele nach Betrug, daß Windkraft von Trittin & Co.
immer als umweltfreundliche Lösung unserer Energieprobleme gepriesen wurde.
Denn die Rotoren drehen sich nur etwa 1530 von insgesamt 8760 Jahresstunden.
Die Windkraftbranche schlitterte auch wegen " unvorhersehbarer Projektverzögerungen",
sprich: lokalen Widerstands der Bevölkerung, in eine schwere Krise, große
Hersteller wie Nordex stehen auf der Kippe, stürzten an der Börse
ab.
Denn mit Steuergelder-Milliarden, die beispielsweise im Bildungs-und Gesundheitsbereich
fehlen, wurde der Aufbau von unnützen Überkapazitäten
finanziert. Weil das Wählervolk aufzubegehren beginnt, wechseln
Amtsträger sicherheitshalber
auf die Seite der Windkraftkritiker: Wirtschaftsminister Clement, Brandenburgs
Umweltminister Wolfgang Birthler(SPD), seine sachsen-anhaltinische Kollegin
Petra Wernicke (CDU), Baden-Württembergs Ministerpräsident
Erwin Teufel (CDU), die ganze FDP-Spitze. Und sogar die ganze Dienstleistungsgewerkschaft
Ver.di: "Windkraft wurde für die Betreiber zur Gelddruckmaschine." Das
Einstreichen hoher Subventionen, der Zwangs-Einspeisevergütung,
so Clement, sei "Abzocke".
Logisch - Energieversorger kaufen
von konventionellen Kraftwerken die Kilowattstunde für etwa drei
Cent, müssen Windkraftunternehmern
aber das Drei-bis Vierfache zahlen, wälzen das auf den doofen Verbraucher
ab. Denn nur so kommen die Windbosse - und alle mitbeteiligten Anwälte, Ärzte,
sonstigen Spekulanten - auf ihre Traumrenditen - dank Trittin. Deutschlands
windkraftkritische Umweltbewegung (mit inzwischen über 650 Bürgerinitiativen)
sagt seit den achtziger Jahren, was das MDR-Magazin Fakt jetzt als Analyse-Fazit
herausstellte:"Windenergie sorgt in Deutschland vor allem dafür,
daß die Reichen reicher werden und Arbeitsplätze wegen der
hohen Kosten verlorengehen. Öko-Nutzen - Null!"
Daß Windparks,
wie stets behauptet, ganze Städte komplett mit Strom versorgen,
sagt einem jeder Elektroingenieur, ist schon wegen der ungleichmäßigen
Spannungen schlicht Blödsinn. Damit die Spannung im Netz stabil
bleibt, müssen
konventionelle Kraftwerke stets parallel, "stand-by", mitlaufen,
fast die gesamte Windkraftleistung als Regelenergie, Reserveleistung
bereithalten, immer sofort einspringen können, dafür fossile
Rohstoffe in absurden Mengen vergeuden. Die derzeit über 14 200
Windanlagen decken gerade lächerliche
fünf Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Je mehr Windkraftwerke
- um so mehr bereitgehaltene Reserveleistung - um so mehr Energieverschwendung,
aber auch mehr Verschleiß durch das An-und Herunterfahren in Wärmekraftwerken,
die als Schwankungsreserve eben unerläßlich sind.
Das kostet
jährlich
Milliarden, wird auf die Stromkunden umgelegt. Jürgen Trittin stellt
stets die Industrie, die konventionellen Kraftwerke als größte
Umweltsünder
hin. Dabei trägt der von Rot-Grün mit Steuergeldern geförderte
Straßenverkehr längst viel stärker zur Luftvergiftung
und Klimazerstörung
bei. Ozon entsteht hauptsächlich aus Autoabgasen. Klimaschutz müßte
dort anfangen - und bei dem in der Wegwerfgesellschaft so unbeliebten
radikalen Energiesparen. Konzernlobbyisten, in Redaktionen, Umweltorganisationen
postierte
Funktionäre der Windbranche bestreiten eine Landschaftszerstörung
durch Windkraftwerke. Dabei steht längst in Trittin-Dokumenten,
daß Windanlagen " ein
nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu schützendes Gut" beeinträchtigen.
Die Errichtung von Windkraftanlagen sei stets ein Eingriff in den Naturhaushalt,
da Grund und Boden überbaut, das Landschaftsbild verändert
werde, Vögel getötet oder verletzt würden.
Man muß es
zweimal lesen - immerhin belegen damit Studien aus dem Hause Trittin,
daß Windkraftnutzung
umweltfeindlich ist, sein Ministerium also das Artensterben bewußt
und vorsätzlich fördert. Doch in der Argumentationshilfe fürs
gemeine Volk steht weiterhin, "Windenergie ist sauber".
|
|