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Offshore-Standort Nordergründe sorgt weiter für Proteste

Nordergründe: "nur noch" 45 Riesenrotoren im Wattenmeer

Statt 76 Anlagen hält die Firma Energie-Kontor mit "nur noch" 45 Anlagen an den Planungen fest: In einem IBA-Gebiet, nur etwas mehr als 500 m vom Nationalpark Nieders. Wattenmeer entfernt. Die Berichterstattung wird wieder einmal im Wesentlichen auf die Tourismusbedenken reduziert, lediglich der NABU wird mit diffusen "Vogelschutzgründen" zitiert.

Die EU-Vogelschutzrichtlinie und "Important Bird Areas", die konkreten Knackpunkte des EU-Rechts also, sind für Lokalredaktionen wohl ein zu hartes, weil nicht tägliches Brot. Die bisherige EuGH-Rechtsprechung lässt erwarten, dass solche gigantischen Industrieprojekte in diesen Bereichen nicht zulässig sind. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die aktuellen Natura-2000-Karten im Offshore-Bereich verwiesen

www.habitatmarenatura2000.de

Von 13 anerkannten Naturschutzverbänden in Niedersachsen gaben lediglich sieben eine Stellungnahme ab, darunter auch die Landesjägerschaft und der Landessportfischerverband. Die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems (BSH) und der Naturschutzverband Niedersachsen äußerten sich nicht (Vorsitz bei beiden Verbänden Dr. Remmer Akkermann). Die Stellungnahme für den Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) wurden vom Wattenrat Ost-Friesland entworfen.

 

Jeversches Wochenblatt 26.06.2003 (S. 4)

Kleinere Dimension ändert keinen Deut an der Kritik

Anhörung zu Nordergründe: Starker Gegenwind

WANGEROOGE / NC - Massive Kritik an den Plänen für den Offshore-Windpark Nordergründe ist beim Anhörungstermin der Bezirksregierung Lüneburg am Dienstag in Bad Bederkesa laut geworden. Obgleich das Bremer Unternehmen Energie-Kontor inzwischen nur noch 45 statt 76 der 160 Meter hohen Anlagen errichten will (Investitionssumme: 250 Millionen Euro), hat sich an den Bedenken aus Sicht des Wangerooger Bürgermeisters Holger Kohls nichts geändert.

Die Inselgemeinde lehnt Offshore-Parks innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone kategorisch ab, das Nordergründe-Projekt läge etwa 13 Kilometer östlich von Wangerooge und nur 560 Meter von der Nationalparkgrenze entfernt. Kohls befürchtet negative Auswirkungen auf den Tourismus, das Landschaftsbild und - wegen erhöhter Kollisionsgefahr - auf die Schiffssicherheit.

Der Bürgermeister hat nach eigenem Bekunden in Bad Bederkesa sämtliche Bedenken aufrecht erhalten. "Unsere Stellungnahme war 14 Din-A4-Seiten lang." Die Sichtweise Wangerooges decke sich mit der aller Ostfriesischen Inseln. "Das betrifft auch das Antragsverfahren für den Windpark Borkum-West, der 15 Kilometer vor der Insel liegen würde."

Im Zuge des Raumordnungsverfahrens für Nordergründe waren Kommunen, Behörden, Umweltverbände sowie Fischerei- und Tourismusvertreter zur Stellungnahme aufgefordert. Der Gegenwind ist stark. Insgesamt haben inzwischen 90 Gruppierungen Bedenken gegen die 1999 begonnene Planung angemeldet. Der Nabu etwa fordert aus Vogelschutzgründen ein Verbot solcher Anlagen in Küstennähe. Holger Kohls bezweifelte beim Termin obendrein, dass das Raumordnungsverfahren rechtmäßig eingeleitet worden ist: "Im Landesraumordnungsprogramm sind Windparks in Küstengewässern nirgends als Zielsetzung formuliert." Offenbar habe die Staatskanzlei das schon selbst gemerkt und arbeite an einer Änderung. Auch den Ansatz, womöglich könnten die Windparks privilegierte Anlagen nach Paragraph 35 Baugesetzbuch sein, wies Kohls zurück: "Da gilt das gleiche, was ich zur Raumordnung sagte." Das nun laufende Verfahren endet laut Bezirksregierung Lüneburg mit der Planfeststellung. Es folgt ein Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz.

Während Energie-Kontor mit einem Baubeginn 2005 rechnet, steht für den Wangerooger Bürgermeister weiterhin fest: "Wir werden mit allen juristischen Mitteln versuchen, den Windpark Nordergründe zu verhindern - bis hin zur Klage."

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