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Viel Wind um nichts

Wulff und Wobben - Presseecho

Während viele Betreiber wie seinerzeit beim Goldrausch am Klondike und in Kalifornien bereitstehen, um riesige Windturbinenfelder in die Nordsee und ins Watt zu stellen, um damit "ganz ökologisch" einen riesigen Reibach zu Lasten der Meeresumwelt zu machen, räumt selbst Windmaschinenhersteller Aloys Wobben von Enercon ein : Es gibt noch gar keine seriennreifen Off-Shore-Anlagen. Das erinnert an das Märchen von des Kaiser neuen Kleidern: Auch der hatte nichts an und das Volk staunte trotzdem.


Mehr Windstrom auf dem Festland
Sonntagsblatt (Emder Zeitung)   16.03.2003 (S. 1)


Windkraft-Vorzeigeunternehmen Enercon setzt auf Systemverbesserungen statt auf Windparks auf dem Meer.

Von unserem Redakteur JÖRG-VOLKER KAHLE

Keine Frage. Natürlich würde Enercon seine besten Mühlen auch in größeren Stückzahlen verkaufen, um damit weitab der Zivilisation auf dem Meer Strom zu erzeugen. Nur: Bei Enercon weiß man genau, dass das mit den bisherigen E-66 nicht zu machen ist. Obwohl sie an Land schon deutlich mehr Strom produzieren als die ersten Strommühlen, leisten sie zu wenig, als dass sich die aufwändige Montage und Wartung auf hoher See lohnen würde.

Wie deutlich man das bei Enercon weiß, machte der Chef des Unternehmens, Aloys Woben, in dieser Woche selbst deutlich, und zwar in Anwesenheit des neuen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU). Über Windparks auf See diskutieren hieße über ungelegte Eier reden, sagte Wobben mit Nachdruck. Und führte das entscheidende Argument an: "Es gibt überhaupt keine Maschinen für Offshore-Windparks."

Dass Wobben andere Schwerpunkte setzt, kam nicht das erste Mal zum Ausdruck. Mehr und mehr aber verdichten sich inzwischen die Anzeichen, dass die Enercon-Forschungsabteilung Stück für Stück die Probleme abarbeitet, die es noch zu lösen gibt, um wesentlich mehr Energie als bisher aus der Windkraft zu erzeugen. Ein Beispiel dafür nannte Wobben am Dienstag bei Wulffs Besuch: die Höhe des Turms, auf der eine Windkraft-Anlage montiert ist.

Zwar leuchtet auch dem Laien ein, dass der Wind weiter oben meist etwas stärker ist als in Bodennähe. Dass man aber nicht einfach Türme bis in die gewünschte Höhe bauen kann, das ist dem Laien keineswegs klar. Wer hat schon eine Vorstellung davon, welche Kräfte an einem solchen Turm wirken? Es müssen gewaltige sein. Denn Enercon verweist mit Stolz darauf, dass man es jetzt geschafft hat, zu einer größeren Turmhöhe vorzudringen. Wobben erzählte beim Ministerpräsidenten-Besuch, warum: Allein durch die bessere Ausnutzung des stärkeren Windes kann bedeutend mehr Strom aus Wind produziert werden.

Dabei geht es jetzt um Turmhöhen von 114 Metern. Bisher drehen sich die Naben der höchsten Anlagen hierzulande auf 98 Metern Höhe, etwa im Windpark Ihlow. Die paar Meter mehr machen eben aus, dass dort der Wind gleichmäßiger und stärker weht. Und je weiter es ins Binnenland geht, umso eher steigt der Strom-Ertrag mit steigernder Turmhöhe. Wobbens Plädoyer fiel also eindeutig aus: Statt über technisch derzeit nicht realisierbare Offshore-Projekte zu diskutieren, sollte man lieber darüber nachdenken, wie man durch solche Maßnahmen wie höhere Türme die Windstrom-Ausbeute im Binnenland erhöhen kann.

Ein anderes Mittel dazu sind leistungsfähigere Maschinen. Enercon ist auch dabei Vorreiter: Die E-112, die bei Magdeburg im Probebetrieb läuft; ist derzeit die größte Windkraftanlage der Welt. Es ist mal gerade fünf Jahre her, da ging die E-66 vom Probebetrieb in die Serienfertigung. Heute laufen bereits 1365 Maschinen dieses Typs, berichtete Enercon-Produktionsleiter Klaus Peters am Donnerstag Kreistags-Politikern. Schon der Sprung zur E-66, die dreimal so viel Strom erzeugt wie die E-40 (3387 Anlagen in Betrieb), reduzierte die Zahl der Windkraftanlagen und steigerte gleichzeitig die Leistung. Wie viel mehr das bei der E-112 der Fall sein wird, machte Peters an einem ostfriesischen Beispiel deutlich: Er habe in alten Unterlagen gelesen, dass einst 600 Menschen im Wiesmoorer Torfkraftwerk arbeiteten, um 12 Megawatt Strom zu erzeugen. "Da nehmen sie drei von den Maschinen, und die müssen einfach nur da stehen", stellte Peters fest.

Doch nicht nur die Frage der erzeugten Menge ist ein Problem, das nach Auffassung von Enercon-Chef Wobben gelöst werden muss. Ein Kernproblem der Windkraft ist, dass der Wind keine verlässliche Größe ist. Es gibt eben auch Windstille. Um aber eine verlässliche Energieversorgung zu garantieren, müsste man den zu anderer Zeit im Überfluss erzeugten Strom speichern können, bis er gebraucht wird. Das ist beispielsweise eine Voraussetzung dafür, dass Elektrizität ernsthaft als Antriebsenergie für Autos in Frage kommen kann. Dass Enercon auch daran arbeitet, wurde Ministerpräsident Wulff demonstriert. Und Wobben selbst begründete das im Pressegespräch deutlich: "Wir wollen doch auch alle noch fahren, wenn die Ölvorräte aufgebraucht sind."

Strom- und Energiespeichersysteme, Meerwasser-Entsalzung, Strom aus Wasserkraft, stetige Verbesserung der Windstrom-Gewinnung: Es gibt eine ganze Reihe von Projekten, an denen die Enercon-Ingenieure arbeiten. Um die Dinge auch von der Idee bis zu Serienreife zu bringen, will Wobben die in letzter Zeit öfter zitierte "Zukunfts-Fabrik" bauen - eine Art Prototypen-Fabrik. Auch darüber sprach er mit Wulff - und versicherte sich dessen prinzipieller Unterstützung.

"Energie für die Welt" steht im Enercon-Firmenemblem. Der Wulff-Besuch gab Wobben Gelegenheit zu untermauern, wie ernst es ihm damit ist.

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Enercon-Chef soll Forscher-Vorbild für die Jugend im Land werden
Heimatblatt (Emder Zeitung)   12.03.2003 (S. 1)

Von unserem Redakteur JÖRG-VOLKER KAHLE

Der Enercon-Gründer und Inhaber Aloys Wobben soll landesweit eine Leitfigur und Vorbild werden für junge Menschen. Dies sei sein persönlicher Wunsch, hat der neue Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) gestern bei einem Besuch in dem Auricher Unternehmen festgestellt. Solche Männer wie Wobben möchte er verstärkt auch in Aktionen wie "Jugend forscht" einbinden, um jungen Menschen die Bedeutung von Forschung und die Möglichkeiten der Ingenieurwissenschaften zu zeigen, sagte Wulff.

Der Besuch, den Wulff im Landtags-Wahlkampf im Falle seines Wahlsiegs versprochen hatte, stand vor allem in Zeichen der Forschung: Wulff bekam von Wobben Einblicke in das firmeneigene Forschungszentrum, in dem unter anderem auch an Lösungen für die künftige Energie-Gewinnung gearbeitet wird. Es sei unter anderem auch Thema der Unterredung zwischen Wulff und Wobben gewesen, welche Rahmenbedingungen die Politik dafür leisten müsse. Dabei ging es auch um das Projekt "Zukunftsfabrik". An dem werde weiter gearbeitet, sagte Wobben. Auf Zeiträume für eine mögliche Realisierung wollte er nicht eingehen.

Insgesamt zeigte sich der neue niedersächsische Ministerpräsident sehr beeindruckt von dem Auricher Unternehmen. Dort sei in den letzten 20 Jahren eine beispielhafte Erfolgsgeschichte geschrieben worden. Alle Förderungen des Landes, auch in der Ära der vorhergehenden Regierung, seien gut angelegt gewesen.

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