Watten-Rat

Ost-Friesland

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Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 103 (August 2008)

E.ON pflügt Watt um

E.ON-Offshore-Kabelanbindung: Watt in der strengsten Schutzzone des Nationalparks vor Hilgenriedersiel umgepflügt - Naturschutzverbände schweigen

Im Juni berichteten wir "Windenergie: Offshore-Kabeltrassen in ostfriesischen Wattenmeer" über E.ONs vorgebliche Bemühungen, bei ihren Kabel-Verlegungsarbeiten im Wattenmeer "sehr auf die Umwelt zu achten". Damals begannen mitten in der Brutzeit in den strengsten Schutzzonen des Nationalparks die Bauvorbereitungen für die Verlegung der Offshore-Kabeltrasse des Wind"parks" AlphaVentus bei Borkum. Genau das Gegenteil von dem, was die Pressesprecherin von E.ON behauptete, war allerdings wahr.

Nun wird weitergebaut. Im Wattenmeer vor Hilgenriedersiel im Landkreis Aurich, Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, sieht es aus wie auf einem Truppenübungsplatz. Tiefe Fahrspuren haben das Watt zerpflügt.

Die Stabilität der Hydrodynamik und die Morphologie des Wattenmeeres wurden in diesem Bereich des Nationalparks beeinflusst, dazu kam augenscheinlich ein völlig ungeeigneter Bagger mit zu schmalen Ketten und einem zu kurzem Laufwerk zum Einsatz. Hier wurde vermeidbar kreuz und quer durch die Schutzzone gefahren. Auch mehrere Tiden haben diese tiefen Spuren nicht verwischen können.

Die "anerkannten" Naturschutzverbände in Niedersachsen, 14 an der Zahl, haben keine Einwände gegen diesen neuerlichen Eingriff in den Nationalpark vorgebracht, geschweige denn diese Baustelle in Augenschein genommen. Das ist eigentlich eine Bankrotterklärung des Verbändenaturschutzes.

Vor diesem Hintergrund sollte man das Konstrukt "Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer" einfach zu den Akten legen; der Schutz funktioniert ohnehin nur auf dem Papier, Wirtschaftsinteressen hatten bisher immer Vorrang.

Lesen Sie bitte dazu weiter unten den aktuellen Schriftverkehr des Wattenrates. Die Bilder, die der Wattenrat aktuell am Morgen des 31.08.2008 aufnahm, sprechen für sich. Schauen Sie sich selbst in der Bauruhezone bei Hilgenriedersiel um:

Wattenrat Ost-Friesland
Absender dieses Schreibens:
Manfred Knake
im Koordinierungsbüro

An die
Verwaltung des
Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer
Virchow Straße 1

Wilhelmshaven
-Fax 1 Seite- 25. Aug. 2008

Offshore-Kabeltrassenverlegung im Watt(Ruhezone) vor Hilgenriedersiel, LK Aurich

Sehr geehrte Damen und Herren,
seit Freitag, 22. August 2008, wird durch die Fima E.ON in der strengsten Schutzzone (Ruhezone) im Watt des Nationalparks vor Hilgenriedersiel mit schwerem Gerät ein Erdkabel zur Windkraft-Offshore-Anbindung verlegt. Im Watt befindet sich ein Verlegeschiff sowie der Versorger "Butt" mit einem Bagger an Bord, der sonst am Windkraftstandort "Riffgat" stationiert ist. [muss korrekt heißen: der sonst am Fahrwasser "Riffgatt" südlich Norderney stationiert ist]

Die Beteiligung der anerkannten Naturschutzverbände im Genehmigungsverfahren lief erst am selben Freitag, 22. August 2008, ab, dennoch haben die Arbeiten zeitgleich begonnen, so dass ich von einem nicht genehmigten und damit illegalen Baubeginn ausgehe.

Das Wattenmeer im Baubereich sieht aus wie ein Truppenübungsplatz.

Ich bitte um Auskunft über die Rechtmäßigkeit der Baumaßnahme in der Ruhezone und ggf. über vorab erteilte Ausnahmeregelungen.

Mit freundlichem Gruß
Manfred Knake

Wenn Sie die Antwort der Nationalparkverwaltung vom 27. Aug. 2008 lesen möchten, so klicken Sie bitte hier (pdf-Datei, ca. 15 KB). Auszug:

Inhaltliche Einwendungen substanzieller Art erfolgten nicht. Sicherlich hat aber der mehrfache Namens- und der Trägerwechsel bei diesem Netzanbindungsprojekt für das Offshore-Testfeld Alpha Ventus in den vergangenen Jahren nicht gerade zur Klarheit über die derzeitige Genehmigungslage beigetragen.

...und:

Ich bedanke mich für Ihre aufmerksame Beobachtung im Nationalpark vor Ort und hoffe, Ihnen mit meinen Ausführungen den Sachverhalt ausreichend dargelegt zu haben.

Man möchte meinen, der letzte Satz spiegelt das Wissen um die keineswegs akzeptablen Zustände der "Baustelle Nationalpark" wider. Frei nach dem Motto: "Machen Sie gerne unsere Arbeit. Schauen sie für uns hin, aber bitte nicht zu genau!"

Bauruhezone

Hinweisschilder vor der Bauruhezone Hilgenriedersiel

 
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