Startseite > Windenergie > Artikel Nr. 101 (Juli 2008)
Bundespräsident Köhler bei Enercon in Aurich
Windenergie "versöhnt" mit der Natur, meint jedenfalls Bundespräsident Köhler
"Wir erleben die Konkretisierung einer großen Vision für die Menschheit: Energie in Versöhnung mit der Natur. Wir haben allen Grund, mit Zuversicht in die Zukunft zu sehen", meinte Bundespräsident Köhler anlässlich eines Sommerloch-Besuches beim Windkrafthersteller Enercon in Aurich. Wer hat ihm das denn eingeflüstert? Oder war das ein Druckfehler und er sprach in Wirklichkeit von der "Verhöhnung" der Natur?
Vom Rotor zerhackte Silbermöwe, Windpark Utgast im Landkreis Wittmund
Offensichtlich weiß der Herr Bundespräsident nichts über EU-Vogelschutzgebiete und die Vertreibung von streng geschützten Arten aus ihren Paradiesen mittels fehlgeplanten Windkraftstandorten. Das hätte ihm doch Niedersachsens Umweltminister Sander, der sich dieses belanglose windige Sommergeschwätz in Aurich mit anhörte, doch gleich ein paar Kilometer weiter an der Küste in natura zeigen können. Nichts hat Herr Köhler zur peinlich geringen Auslastung der Windkraftanlagen durch ständig schwankenden Wind erfahren; nichts zur Notwendigkeit, unstete Windkraft mit zusätzlicher und Ressourcen verschwendenden Regelenergie aus Gas und Kohle puffern zu müssen, damit das Netz stabil bleibt. Nichts davon, dass inzwischen über 20.000 Megawatt installierte Windkraftleistung, das entspricht ungefähr der Leistung aller Atomkraftwerke in Deutschland, kein einziges Wärmekraftwerk überflüssig gemacht haben, die Windkraft also zur "Versorgung" völlig ungeeignet ist und nur den Betreibern nützt. Nichts zur Zwangsabage für alle Stromkunden aus dem Erneuerbaren Energiengesetz, das erst einen Umsatzmilliardär Wobben möglich macht. Hätte Präsident Köhler die Auszubildenden nach einem Betriebsrat gefragt, wäre peinliches Schweigen die Antwort gewesen: den gibt es bei Enercon in Aurich nicht. Herr Präsident, Sie wurden vorgeführt, Enercon macht PR mit Ihnen!
Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung, Seite 10, 16. Juli 2008:
Bildunterschrift:
"Sind Sie mit der Ausbildung zufrieden?", fragt Horst Köhler. "Ja, alles
super", ist die Antwort der Enercon-Auszubildenden. Hinten von links: Umweltminister
Hans-Heinrich Sander und Landtagspräsident Hermann Dinkla.
Köhler wirft Blick auf die Zukunft
ENERGIE Staatsoberhaupt ließ sich bei Enercon die neueste Technik erklären
Bei dem Besuch in der Produktionshalle im Industriegebiet Nord in Tannenhausen sprach er mit
Auszubildenden und Mitarbeitern. Außerdem unterschrieb er als erster im neuen
Gästebuch.
VON KARIN LÜPPEN AURICH
[...]
Köhler sieht sich am Vormittag die Produktion von Windkraftanlagen bei Enercon an. Die Herzstücke der Rotoren - die Nabe mitsamt Technik - wird in der Halle im Industriegebiet Nord in Tannenhausen montiert. Aber der Bundespräsident darf den Blick auch auf ein Stück Zukunft werfen: das Elektrospeicherauto. Dieses Projekt bekommt Köhler in Begleitung des niedersächsischen Landtagspräsidenten Hermann Dinkla und Umweltminister Hans-Heinrich Sander von Firmenchef Aloys Wobben, Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig und Produktionsleiter Klaus Peters erläutert.[...]
Der Bundespräsident ist offenbar so beeindruckt, dass er anschließend in das nagelneue Gästebuch von Enercon schreibt: "Wir erleben die Konkretisierung einer großen Vision für die Menschheit: Energie in Versöhnung mit der Natur. Wir haben allen Grund, mit Zuversicht in die Zukunft zu sehen. Danke für diese Pionierarbeit." [...]
Er hebt die Bedeutung der Windkraft hervor, mahnt aber zum Energiesparen. Eher kurz fällt das Gespräch mit den Auszubildenden aus. Ob sie sich für Enercon entschieden hätten, weil dort an der Gewinnung erneuerbarer Energie gearbeitet werde? Viele bestätigen das. [...]