Wattenrat

Ost-Friesland

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Wattenmeer als UNESCO-Weltnaturerbe

Pressemitteilung  16. Januar 2008  Nr. 01/2008

Gabriel fördert Etikettenschwindel für die Tourismusindustrie
Zeit für Weltnaturerbe-Anmeldung noch lange nicht reif

Als dreist und unverfroren bezeichnet der Wattenrat Ostfriesland den Vorstoß des Bundesumweltministers Sigmar Gabriel, das Wattenmeer auch ohne Hamburgs Zustimmung zum UNESCO-Weltnaturerbe anzumelden. Auch durch ein UNESCO-Etikett werde der völlig unzureichende Schutz des Wattenmeers nicht annähernd verbessert, die Anerkennung diene ausschließlich dem Marketing der Tourismusindustrie, die noch mehr Umsatz im Wattenbereich anstrebe, aber weiteren Schutzbemühungen ablehnend gegenüberstehe, so der Wattenrat. Im niedersächsischen Wattenbereich lägen die Fremdenverkehrsübernachtungen bei ca. 30 Millionen pro Jahr, mit örtlich gravierenden Auswirkungen auf den Schutz von Vögeln, Pflanzen und Seehunden.

Während Gabriels Amtszeit als niedersächsischer Ministerpräsident wurden 2001 durch eine Gesetzesnovellierung auf Betreiben der Tourismusindustrie fast 90 wertvolle Pflanzenstandorte und Vogelbrut- oder Rastgebiete auf den Inseln und auf dem Festland aus dem Nationalpark herausgenommen und der touristischen Nutzung zugeführt und dafür reine Wasserflächen vor den Inseln neu in den Nationalpark aufgenommen, um diesen optisch größer zu machen. Dagegen hatte der Wattenrat Ost-Friesland Beschwerde bei der EU-Kommission wegen Verletzung der Natura-2000-Richtlinien eingelegt. Der Nationalpark ist in seiner Gesamtheit EU-Vogelschutzgebiet und zum größten Teil Flora-Fauna-Habitatgebiet.

Das World Conservation Monitoring Centre (WCMC) bei der United Nations Environment Programme (UNEP) teilte dem Wattenrat auf Anfrage mit, dass der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer noch nicht einmal bei der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als echter Nationalpark gelistet sei und wegen der vielen Nutzungen nur in eine sehr niedrige Schutzkategorie (Kategorie V,entspricht Landschaftsschutzgebiet) aufgenommen wurde. Deshalb, so der Wattenrat,werde das Wattenmeer, keinesfalls "auf einer Stufe mit dem Great Barrier Reef oder dem Grand Canyon" durch das UNESCO-Etikett gestellt werden, wie von politischer Seite immer behauptet werde. Präsident der deutschen UNESCO-Kommission ist der niedersächsische Wirtschaftsminister Hirche (FDP), der bisher für die Verbesserung des Schutzstatus des Nationalparks Wattenmeer NICHT in Erscheinung getreten sei.

Zudem hätten die Naturschutzverbände unter der Federführung des WWF immer wieder in "Nationalparkbilanzen" die Verbesserung des Schutzstatus z. B. durch Herausnahme der Fischerei und der Jagd und durch die Einrichtung eines professionellen Rangersystems gefordert. Nichts davon sei umgesetzt worden. Die letzte kritische Nationalparkbilanz wurde 2006 vom WWF, Naturschutzverbänden und unter Mitarbeit des Wattenrates erstellt. Das Etikett "Weltnaturerbe" sei nur dann angebracht, wenn vorher der inhaltliche Schutz des Wattenmeeres vorangetrieben werde; derzeit sei das UNESCO-Etikett nur mit einem Qualitätsaufkleber auf einer schlechten Flasche Wein zu vergleichen, also plumper Etikettenschwindel.

 
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