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NSG "Petkumer Deichvorland" an der Ems

Pressemitteilung  24. November 2007  Nr. 07/2007

Bürgerverein Petkum verbreitet Unsinn zu Gänserastplätzen

Als "völlig abwegig" bezeichnet der Wattenrat Ost-Friesland den Vorstoß des sog. "Teekwegbeauftragten" des Bürgervereins Petkum, Fischer, den gesperrten Betonweg im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" an der Ems wegen "Verschlickungen" des Deichvorlandes nach der letzten Sturmflut für die Öffentlichkeit freizugeben. Fischer hatte öffentlich argumentiert, das Äsungs- und Rastgebiet falle durch die Verschlickung für die Zugvögel "völlig aus", deshalb wichen die Gänse bis zum Beginn der Vegetationszeit auf die Polderflächen im Hinterland aus.

Wattenrat-Mitarbeiter machten daraufhin eine genaue Bestandaufnahme im Naturschutzgebiet und dokumentierten diese fotografisch. Richtig ist, dass die Salzwiesen zu ca. einem Drittel verschlickt sind und nur für die Gänse in diesem begrenzten Bereich als Äsungsgebiet ausfallen. Auf den verschlickten Flächen suchen aber derzeit tausende von Pfeif- oder Stockenten und auch Große Brachvögel nach Nahrung, d.h. die natürliche Verschlickung ist sogar ein Gewinn für bestimmte Vogelarten und die Substanz der Salzwiese. Die Gänse weichen in die deichnahen Bereiche oder gar auf den Deich als Ruhe- und Nahrungsflächen aus, werden hier aber häufig durch Spaziergänger verscheucht. Ein bemerkenswerter Schlafplatz für tausende von Nonnengänsen entstand im Bereich vom Bracklower Sommerpolder. Auch hier wurden sie durch Spaziergänger, auch mit freilaufenden Hunden, vertrieben. Die öffentlichen Äußerungen von Bürgervereinsmitglied Fischer ermutigen zudem die Spaziergänger und Radfahrer, die nun wegen des vorgeschobenen Verschlickargumentes weiter den Weg ordnungswidrig betreten und dadurch die Vögel an ihren Zufluchtstätten vertreiben.

Ein weiteres Problem im Schutzgebiet ist die derzeitige häufige Jagdausübung, die dem Schutzzweck zuwiderläuft. Jagd tötet nicht nur, sie vertreibt alle Vogelarten von ihren Nahrungs- und Rastpätzen und führt zu fürchterlichen Verletzungen bei angeschossenen Vögeln.

Zudem sind die Stacheldrahtzäune im Schutzgebiet Fallen für tief einfliegende Gänse; es wurden schon tote oder verletzte verunglückte Gänse an der Unterems gefunden.

Bilder von ständigen Störungen im Schutzgebiet:

Walkerinnen vertreiben trotz Betretungsverbotes Rastvögel im Schutzgebiet bei Hochwasser

Gänsejäger im Schutzgebiet

Durch Drahtanflug verunglückte Blässgänse

Wir zitieren aus der Ostfriesen-Zeitung vom 21.11.2007:

Neuer Vorstoß zur Teekweg-Öffnung

Emden - Der Bürgerverein Petkum unternimmt einen neuen Vorstoß, um den Teekweg im Petkumer Deichvorland zu öffnen. Vorsitzender Gerhard Fischer wies jetzt in einem Schreiben an die Stadt Emden darauf hin, dass das Deichvorland als Äsungs- und Ruhegebiet derzeit für die Zugvögel komplett ausfalle. Der Grund seien die zweimaligen Überflutungen in der jüngsten Vergangenheit. Dadurch habe sich dort viel Schlick abgelagert. Bis zum Beginn der Vegetationszeit im März/April könnten Gänse dort ohnehin nichts zu fressen finden. Sie würden schon jetzt auf Polderflächen und Wiesen im Hinterland ausweichen. Da so gut wie keine Vögel im Deichvorland seien, mute die Sperrung des Teekweges grotesk an und sei unverständlich, so Fischer.

 
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