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Wegeöffnung Dornumersiel
Pressemitteilung 25. Januar 2005 Nr. 03/2005
Siehe auch Umweltminister Sander als Türöffner für die Tourismuswirtschaft. Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Wegeöffnung in Dornumersiel ein Stück aus dem Tollhaus des niedersächsischen Umweltministers.
Die von Umweltminister Sander (FDP) angekündigte "befristete" Öffnung des wattparallelen Weges von Dornumersiel nach Neßmersiel in der strengsten Schutzzone (Ruhezone) des Nationalparks Wattenmeer stößt auf erhebliche Kritik des Wattenrates Ost-Friesland. Dieser Weg sei nicht ohne Grund mehr als 20 Jahre lang schon vor Einrichtung des Nationalparks für den Besucherverkehr tabu gewesen.
Die Vorländereien zwischen Dornumersiel und Neßmersiel sind ein herausragendes Brutgebiet für Watvögel und Rastgebiet für Gänse- und Entenarten im Nationalpark Wattenmeer, vor allem deshalb, weil hier seit Jahrzehnten keine Menschen laufen und stören. Das ist allen beteiligten Behörden und Fachleuten bekannt, auch dem Nationalparkleiter Südbeck, der als ehemaliger Leiter der staatlichen Vogelschutzwarte die dortigen Vogeldaten am besten kennen müsste. Für Südbeck ist die Zustimmung zu der Wegeöffnung der verfehlte Einstand seiner Amtsführung und ein naturschutzfachliches Armutszeugnis, da er der befristeten Wegeführung wider besseres Wissen, aber vermutlich auf Druck des Umweltministers, zugestimmt hat. Südbeck muss sich fragen lassen, ober er dem Naturschutz oder dem Tourismus verpflichtet ist oder nur die "Stimme seines Herrn".
Die Freigabe des Weges für den Tourismus zwischen März und September wird erheblichen Einfluss auf die Brut und Rastvögel haben, schon jetzt laufen viele Touristen ohne jegliche Kontrolle auf dem zugelassen Weg bis Alexandrinenhof mit freilaufenden Hunden oder Lenkdrachen und halten die dortigen Flächen fast vogelfrei, das wird sich jetzt auf der gesamten Strecke bis Neßmersiel ausbreiten, so der Wattenrat. Eine wirksame Kontrolle des Betretungsverbotes außerhalb der freigegebenen Zeit wird es nicht geben, so dass mit einem ganzjährigen unkontrollierten Begehen zu rechnen ist. Das wird die dortigen rastenden Gänse auf die binnendeichs gelegenen landwirtschaftlichen Flächen vertreiben und für neue Probleme sorgen.
Bereits 1976, also schon vor Einrichtung des Nationalparks, hatte der damalige Regierungspräsident per Erlass alle wattseitigen Wege in diesem Bereich aus Vogelschutzgründen für den Besucherverkehr sperren lassen. Auch der damalige Leiter der Küstenschutzbehörde, Heye Fokken Erchinger, hatte damals anlässlich der dortigen Deichbaumaßnahmen die Sperrung für den Besucherverkehr aus Naturschutzgründen als Kompensationsmaßnahme unterstützt (die Schriftsätze liegen dem Wattenrat vor). Die niedersächsische Vogelschutzwarte unterstützte die Wegesperrung ebenfalls.
Nun bedarf es lediglich eines bisher immer abgelehnten Antrages des Gemeindedirektors Erdmann und eines willfährigen Umweltverhinderungsministers, um gegen alle naturschutzfachlichen Erkenntnisse neue Tourismusnutzungen in einem Schutzgebiet durchzusetzen und das bisher Erreichte mit einem Federstrich zu beenden.
Die betroffenene Fläche ist auch FFH- und EU-Vogelschutzgebiet, für Projekte dieser Art muss vorher eine Umweltverträglichkeitsprüfung nach dem Bundesnaturschutzgesetz durchgeführt werden, die überhaupt nicht vorliegt. Auch die Naturschutzverbände wurden nicht beteiligt. "Sander ist als Umweltminister untragbar und sollte sich schnell auf sein Altenteil zurückziehen, bevor er noch mehr Schaden in Schutzgebieten anrichtet", so der Wattenrat. Die Gemeinde Dornum will einerseits aus Gründen des Landschaftsschutzes noch mehr Windkraftanlagen auf ihrem Gebiet verhindern und setze auf Kooperation mit dem Naturschutz, macht sich aber durch die betriebene Ausweitung des Wegenetzes in Schutzgebieten für den Tourismus als Landschaftsschutzinstanz völlig unglaubwürdig.