Wattenrat

Ost-Friesland

- unabhängiger Naturschutz für die Küste -

Startseite > Presse > Artikel Nr. 45 (August 2005)

Wattenrat kritisiert Verlärmung der Meere durch Offshore-Windparks

Pressemitteilung  15. August 2005  Nr. 11/2005

Wattenrat Ost-Friesland: Offshore-Windparks katastrophal für Fische und Meeressäuger - enorme Verlärmung der Meere.

Die Errichtung großer Windparks in der Nordsee wird erheblich störende Wirkungen auf Fische und Meeressäuger wie die geschützten Tümmler haben. Der Wattenrat Ost-Friesland weist auf Untersuchungen niederländischer Meeresakustiker hin, die dies eindeutig belegen. Die Untersuchungsergebnissse wurden bereits in niederländischen Medien veröffentlicht.

Das Einschlagen der Fundamentpfähle für die riesigen Offshore-Windkraftanalgen wird schon das erste Problem sein. In den USA haben wissenschaftliche Untersuchungen belegt, dass Fische schon bei 165 Dezibel (dB) Gehörschäden bekommen. Messungen bei Fundamentpfahlgründungen erreichen unter Wasser ein Lärmniveau von 262 dB, ein Lärmpegel der 30.000 Mal stärker ist. Um ein Pfahl sicher zu setzen, sind im Schnitt 1500 Rammschläge erforderlich. "Fische in der unmittelbaren Umgebung schwimmen direkt in den Tod," so Uilke van der Meer und Manfred Knake vom Wattenrat: "Ihre Schwimmblase platzt bei dieser Schallbelastung!"

Im Betrieb verursachen die Windkraftgeneratoren unter Wasser einen Lärmpegel um die 150 db, dem Level eines großen Seesschiffes in voller Fahrt. Niederländische Studien belegen, dass Seehunde und Tümmler bereits bei einem Lärmpegel von 100 db flüchten. Diese Tiere werden die Offshorefelder strikt meiden, mit dem Resultat, dass sie auch von unseren Küsten vertrieben werden, so der Wattenrat.

Viele Wassertiere haben zur Orientierung hochentwickelte Hörorgane, um Nahrung zu finden und um miteinander zu kommunizieren. Sie brauchen ein intaktes Gehör, um Partner zu finden und um Gefahren zu entkommen. Ein Meerestier mit Gehörschäden ist damit zugleich blind und taub. Ein Tümmler mit Hörschäden verhungert einfach, weil er keine Nahrung mehr aufspüren kann. Möglicherweise gibt es auch Verbindung zwischen der Verlärmung in den Meeren und den Walstrandungen.

Mindestens die doppelten Meeresflächen der ausgewiesenen Offshorewindparke wird den Tümmlern als Lebensraum dauerhaft entzogen. Viele Quadratkilometer große Gebiete werden für verschiedene Meereslebewesen als Lebensraum dauerhaft entwertet: An Offshore-Windparks sind in der Nordsee an die 76.000 MW und in der Ostsee an die 70.000 MW beantragt - es gibt in ganz Deutschland bisher knapp 17.000 MW installierte Leistung an Land (Onshore). Werden diese Industrievorhaben nur annähernd umgesetzt, werden unsere Küsten und das Wattenmeer größtenteils frei sein von Tümmler, Seehunden und weiteren betroffenen Meereslebewesen. Für diese schwerwiegenden Probleme wird es allerdings kaum politisches Gehör geben.

Recherchegrundlagen:

 
Zum Seitenanfang