Startseite > Presse > Artikel Nr. 36 (20.02.2005)
Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland"
Pressemitteilung 20. Februar 2005 Nr. 02/2005
Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" Neues Auftragsgutachten der Stadt bestätigt Befürchtungen des Wattenrates, Interpretation "auftragsgemäß" völlig verfehlt FDP-Ratsherr Bolinius "ökologischer Analphabet"
Esens/Emden. Das im Auftrag der Stadt Emden offensichtlich "schön geschriebene" Ahlborn-Gutachten zur Auswirkung des für die Öffentlichkeit begrenzt freigegebenen Betonweges im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" bestätige genau das, auf das der Wattenrat Ost-Friesland immer wieder hingewiesen habe: Die Rast- und Brutvögel meiden die Flächen in einer Entfernung von 200m zum Teekabfuhrweg, d.h. diese umfangreichen Schutzgebietsflächen stehen ihnen durch ihr natürliches Fluchtverhalten nicht mehr zur Verfügung! Warum der Gutachter, der Landschaftsökologe Ahlborn, daraus schließe, die Tiere würden "nicht beeinträchtigt" und "kaum gestört", könne nicht nachvollzogen werden und entspräche nachweisbar nicht den Tatsachen.
Es gehe auch nicht darum, dass sich der Großteil der Wegenutzer "diszipliniert" verhalten habe. Allein die Anwesenheit von Menschen vertreibe die Brut- und Rastvögel von ihren Schutzgebietsflächen. Zudem seien Absperrungen häufig mutwillig folgenlos zerstört worden, um ungehinderten Zugang auch Außerhalb der gestatteten Öffnungszeiten des Weges zu erreichen. Eine Aufsicht im Schutzgebiet fände nicht statt. Ahlborns Aussagen widersprächen eklatant der offiziellen Verträglichkeitsstudie des Planungsbüros Schmal + Ratzbor aus dem Jahr 2003 im Auftrag der Stadt Emden. Diese Studie sagt für die Gastvögel aus, dass sie eine "erhebliche Empfindlichkeit" gegenüber dem Weg aufweisen, die für die Vögel nutzbare Fläche werde sich um 90 Hektar bei einer Gesamtgröße des Schutzgebietes von 200 Hektar verringern, das ist fast die Hälfte des Schutzgebietes!
Für den Teil vom Jarssumer Kirchweg bis zur Ostgrenze des Naturschutzgebietes ergäbe sich gar eine "Beschädigung" durch die "erhebliche Beeinträchtigung der Lebensraumfunktion" für den Goldregenpfeifer, einer streng geschützten Art. Aus dem nun vorliegenden Ahlborn-Gutachten könne geschlossen werden, dass die Stadt Emden nur deshalb erneut ein Gutachten erstellen ließ, um diesmal ein ihr genehmes Ergebnis, diesmal durch Herrn Ahlborn, zu erreichen. Wenn nun der FDP-Ratsherr Bolinius die Ergebnisse von Ahlborn "mit Genugtuung" auffasse, beweise diese nur, dass er sich auf der Stufe eines ökologischen Analphabeten äußere, der ausschließlich selektiv nur ihm politisch genehme Aussagen zur Kenntnis nähme. Es müsse zudem erwartet werden, dass Herr Bolinius in seiner Unkenntnis das Ahlborn-Gutachten zum Anlass für Forderungen einer ganzjährigen Wegeöffnung nehmen werde, so der Wattenrat.
Der Europäischen Kommission liegt inzwischen eine 50 Seiten umfassende Beschwerde mit Bilddokumentation des Wattenrates gegen die Wegeöffnung vor. Die Kommission hat den Wattenrat inzwischen aufgefordert, weiteres Material über das Schutzgebiet zur Verfügung zu stellen.