EU-Kommission nimmt Beschwerde gegen Nationalparkgesetz Nieders. Wattenmeer
an
Brüssel/Esens. Die Unterzeichner legten im Dezember 2001 auf Einladung
der EU-Kommission, Generaldirektion Umwelt, in Brüssel eine umfangreiche
Beschwerde des Watten-Rates Ostfriesland gegen das novellierte Gesetz
zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer vor.
Das Generalsekretariat der EU-Kommission teilte dem Watten-Rat nun in
einem Schreiben mit, dass die Beschwerde angenommen worden sei und bearbeitet
werde.
Falls die Kommission zum dem Ergebnis komme, dass die Änderung des
Nationalparkgesetzes gegen das EU-Gemeinschaftsrecht wie die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
oder die EU-Vogelschutzrichtlinie (Natura-2000) verstoße, werde
ggf. eine Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof
gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitet.
Der Watten-Rat hatte seine 40-seitige EU-Beschwerde mit der Herausnahme
von FFH- und Vogelschutzgebieten aus dem Geltungsbereich des Nationalparks
für die touristische Nutzung begründet. Im novellierten Nationalparkgesetz
wurden die Zonierungen so geändert, dass mit der Beeinträchtigung
oder Zerstörung von Natura-2000 Flächen gerechnet werden muss.
Dies, so der Watten-Rat, sei nach dem geltenden EU-Gemeinschaftsrecht
unzulässig. Es handele sich im Einzelnen um 87 Flächen im Bereich
von Borkum bis Wangerooge einschließlich Festlandsflächen,
deren Schutzstatus durch die Gesetzesnovellierung verschlechtert werden.
Zu den Flächen zählten beispielsweise die neue Badestelle im
Watt am Leyhörn bei Greetsiel, der geplante FKK-Strand in Bensersiel,
die Ostdünen auf Spiekeroog, das Osterhoek auf Langeoog, Zerstörung
eines EU-Vogelschutzgebietes auf Langeoog durch einen illegal gebauten
Golfplatz, Dünenzerstörung auf Norderney durch durchgeführte
Bauvorhaben oder die Beeinträchtigung verschiedener Flächen
auf Borkum.
Der Watten-Rat wirft dem Land Niedersachsen vor, durch den Druck der Tourismuslobby
den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ohne eine vorgeschriebene
Umweltverträglichkeitsprüfung zu einem Freizeitpark mit Naturschutzanstrich
entwickelt zu haben, der den Namen Nationalpark nicht mehr verdiene.
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