Startseite > Verbände > Artikel Nr. 36 (Januar 2009)
NABU-Niedersachsen: Ex-Vorsitzender Helm soll ins Umweltministerium wechseln
Herr Helm wäre als Kumpel durchaus qualifiziert
Der fliegende Wechsel von Naturschutzfunktionären in gutbezahlte staatliche Verwaltungsjobs ist kein Einzelfall. In Niedersachsen wechselten schon mehrere hauptamliche Mitabeiter des BUND in Landesministerien. Der ehemalige NABU-Präsident des NABU-Deutschland, Flasbarth, wechselte vor einigen Jahren als Abteilungsleiter in das Bundesumweltministerium.
Nun ist schon wieder der NABU in der Diskussion: Der ehemalige Landesvorsitzende Helm ist im Gespräch als neuer Mitarbeiter im Umweltministerium unter Hans-Heinrich Sander. Wen wundert´s, dass der Naturschutz im Lande auf dem Abstellgleis steht?
Wir zitieren aus der Braunschweiger Zeitung, 09. Januar 2009:
Ex-Verbandschef will ins Ministerium seines Freundes
Grünen-Fraktion rügt "Speziwirtschaft" - Anfrage im Landtag
Von Michael Ahlers
HANNOVER. Vetternwirtschaft im Ministerium? Der Plan von Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP), den Ex-Naturschutzbund-Vorsitzenden Hans-Jörg Helm in sein Ministerium zu holen, beschäftigt den Landtag.
"Wenn Sander für diese Personalie kein neues inhaltlich begründetes Konzept vorlegen kann, muss er sich den Vorwurf der Speziwirtschaft gefallen lassen", so Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel.
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Sander ist Nabu-Mitglied.
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Zwar wurde gerade innerhalb des Nabu das Verhältnis des Chefs zu dessen Duzfreund Sander kritisch beäugt. Bei seiner jüngsten Wiederwahl hatte Helm bei Enthaltungen aber keine Gegenstimme zu verzeichnen. "Ich habe keine besondere Nähe zu Sander, das ist meine Art des Umgangs", sagt Helm.
Details des möglichen neuen Jobs will Helm nicht nennen. Es sei noch nichts in trockenen Tüchern. Der 60-Jährige ist verbeamteter Lehrer. "Für Umweltbildung muss man noch viel mehr tun", sagt Helm aber. Angeblich soll er sich genau damit im Sander-Ministerium beschäftigen. Bisher, so die Grünen, sei dafür das Kultusministerium zuständig. Fraktionschef Wenzel hat eine Anfrage an die Landesregierung zu den Vorgängen auf den Weg gebracht. Im Kultusministerium hält man sich zur Frage, ob Helm statt in ein Klassenzimmer ins Umweltministerium einrücken könne, bedeckt. "Das hängt immer am Einzelfall, und da gibt es viele Möglichkeiten", sagte ein Sprecher. Helm hat Politologie und Germanistik studiert.
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Artikel von Reinhard Hoffer in seinem Weblog, wo er sich treffende "Gedanken zur Kommunalpolitik in Braunschweig und in der Region Harz" macht:
Hannover - aus Nabu und Umweltministerium: Hans-Jörg Helm und Hans-Heinrich Sander gute Kumpels
By Hoffer
So ohne weiteres wird man natürlich nicht der Freund von Herrn Sander und darf später als Mitarbeiter des Umweltministeriums den Leuten erklären - schließlich ist man Pädagoge - was den Nabu schon bei Entstehung des Nationalparkgesesetzes Harz/Niedersachsen (NPGHarz/Ni) bewogen hat, mit dafür zu sorgen (zusammen mit dem BUND), dass der §24 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG), der die Handhabung von Nationalparken regelt (’nix tun’), in Niedersachsen nicht zur Anwendung kommt, sondern im Gegenteil Jagd und Forstwirtschaft ausdrücklich erlaubt wurden. Nun reicht es aber nicht, früher gegen die Interessen des Verbandes gehandelt zu haben, dessen Vorsitzender man war. Liegt zu lange zurück. Da muß man schon Neueres vorzuweisen haben, aus dem der Wille deutlich hervorgeht, bestehende Naturschutzvorhaben ad absurdum zu führen, bestehende Bundesgesetze, die dem Naturschutz dienen, völlig zu ignorieren und das Gegenteil dessen zu bewirken, was nicht nur im Interesse der Allgemeinheit liegt sondern auch im Interesse aller Nabu-Mitglieder ist. Wohl aus diesem Grund hat Herr Helm erst jüngst auch die Klage seines Verbandes gegen die Einrichtung einer Beschneiungsanlage im Herzen des Nationalparks Harz gar nicht erst eingereicht und den Protest seines Verbandes gegen die Errichtung der Anlage zurückgezogen - übrigens im Einvernehmen mit dem anderen bedeutenden Naturschutzverband, dem BUND Niedersachsen.
So ist Herr Helm hochqualifiziert für eine Position als Mitarbeiter im Umweltministerium der Niedersächsischen Landesregierung unter Herrn Sander und kaum ein anderer Mitarbeiter kann ähnliche Verdienste um gezielte Umweltschädigung vorweisen (zumal Staatssekretär Dr. Eberl, der für Hundehetzjagden im Nationalpark war, mittlerweile gegangen wurde). Da wundert es dann nicht all zu sehr, wenn andere Strömungen im MU es schwer haben, dafür zu sorgen, dass das BNatSchG im Nationalpark doch noch ein wenig Beachtung findet und eine endlose Terminhinauszögerung und Gremieneinschaltung der anderen folgt, ohne dass sich konkret etwas ändert.
Und über allem schwebt der Geist von Herrn Wulff, dem netten, aber sonst wenig, Kanzlerkandidaten. Wat geit meck dat an, secht hei. Ein schönes Beispiel für staatstragendes Gedankengut.