Startseite > Verbände > Artikel Nr. 32 (April 2008)
Europarc: "Fortschritt" in den nationalen Naturlandschaften?
Pressemitteilung mit wirtschaftlichem Schwerpunkt
Der "Fortschrittsbericht" über die Nationalen Naturlandschaften, also auch über den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, nicht von Radio Eriwan, sondern von EUROPARC Deutschland, Verfasser Holger Wesemüller, ist hier nachlesbar (pdf-Datei, ca. 65 KB). Zustimmung für die Forderung nach Rangern, aber sonst klingt der gedrechselte Text wie vom pseudodiplomatischen Parkett. Es gibt viele Aussagen zum Tourismus, aber nicht eine Aussage zu den Gefährdungen DURCH den Massentourismus. Im Gegenteil: "Schutzgebiete bieten große Chancen für die Menschen. So reisen rund 290 Millionen Besucher jährlich in die Nationalen Naturlandschaften. Dadurch kann beachtlicher Mehrwert für die Regionen erwirtschaftet werden."
Genau das ist aber das Problem in den Schutzgebieten. Da muss der Herr Wesemüller, früher WWF, dort entlassen, heute EUROPARC, wohl etwas missverstanden haben. Tatsächlich sollen Schutzgebiete in erster Linie dem Schutz von Tieren und Pflanzen dienen, deshalb heißen sie so, und nicht der Vermarktung. Auch das Label "UNESCO-Weltnaturerbe" wird strapaziert, auch das wird ausschließlich für die Vermarktung und noch mehr Tourismus propagiert, und wird in der Pressemitteilung als Erfolg für den Fortschritt im Schutz bejubelt. Kein Wort davon, dass der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (30 Millionen Tourismusübernachtungen pro Jahr) seit 2001 durch die Gesetzesnovellierung beharrlich demontiert wurde.
Der Fisch beginnt bekanntlich am Kopf zu stinken: Wer sich jetzt noch fragt, warum der Naturschutz im Lande dahinsiecht und zum Anhängsel der touristischen Nutzung verkommt, erhält hier eine Antwort: Entrückte Gremiennaturschützer produzieren überflüssiges Papier für den Selbsterhalt und die Ablage P, aber keinen Naturschutz. Der Ringelgans in ihren Rastgebieten oder der Zwergseeschwalbe in ihren Brutgebieten hilft dieser Text nicht weiter, denen macht der "beachtliche Mehrwert" einfach nur Stress.
Manfred Knake