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Holger Wesemüller (WWF) verläßt neuen Aufgabenbereich in Berlin  

Nach 3 Monaten verläßt Holger Wesemüller das Berliner Büro des World Wildlife Fund (WWF) als Leiter

Holger Wesemüller begann im März 2003 seine Arbeit als WWF-Büroleiter in Berlin. Nun ist bereits Schluss mit lustig. Wegen "unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten" mit der Geschäftsstelle in Frankfurt muss er den Berliner Sessel schon wieder räumen. Meinungsverschiedenheiten über seinen kompromissfreudigen Umgang mit Politikern und Verwaltungen gab es auch an der Küste während seiner Tätigkeit als "Koordinator der Verbände" zuhauf, doch wir Ehrenamtlichen konnten ihn nicht versetzen.....

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. Juli 2003

Umwelt-Lobbyist muss Posten räumen

Berlin (kau). Die Karriere als Lobbyist der Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) war für Holger Wesemüller schnell zu Ende. Im Januar war der 54-jährige Naturschützer vom WWF- Fachbereich Meere und Küsten in Bremen nach Berlin gewechselt, um bei Politikern und Wirtschaftsfachleuten in der Bundeshauptstadt für den Umwelt- und Klimaschutz in der erweiterten EU zu werben. Doch zum 1. Juli musste Wesemüller seinen Platz in dem neu eingerichteten Büro schon wieder räumen. Es habe unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten über Führungs- und Managementfragen gegeben, heißt es zur Begründung in der WWF-Zentrale in Frankfurt.

Der gelernte Landespfleger ist seither beurlaubt. In Umweltschutzkreisen ist hingegen von "Rausschmiss" die Rede. Die Chemie zwischen der Geschäftsleitung und Wesemüller stimme nicht. Wesemüller, der mehr als 22 Jahre lang die Naturschutzarbeit in Norddeutschland mit geprägt hat, ist bekannt als Mann der Kompromisse, der auch Umwege in Kauf nimmt, um sein Ziel zu erreichen. Kritiker aus den eigenen Reihen lasten ihm dieses Vorgehen als "Kungelei" mit Politikern und Wirtschaftsfachleuten an. Er wage zu wenig Konfrontation, sei bei Streitvorhaben wie dem Emssperrwerk am Ende oft eingeknickt. Die WWF-Geschäftsleitung in Frankfurt betont hingegen, Wesemüller bleibe Mitarbeiter der Umweltstiftung. Für den "kompetenten und hoch qualifizierten" Umweltfachmann werde eine neue Aufgabe gesucht. Die Leitung des Berliner Büros hat Geschäftsführungsmitglied Klaus-Henning Groth übernommen.

taz-Bremen 11.Juli 2003

Holger Wesemüller aus Bremen leitete Berliner WWF-Büro nur drei Monate

Der Bremer Holger Wesemüller wurde nach nur drei Monaten als Leiter des Berliner Büros des World Wildlife Fund (WWF) geschasst. Zu den Gründen wollten weder er noch die Frankfurter Zentrale sich konkret äußern. Es habe nicht näher benannte "inhaltliche Differenzen" zwischen Wesemüller und der Geschäftsführung gegeben, sickerte aus WWF-Kreisen durch.

Wesemüller war 22 Jahre Leiter des WWF Büros für Meere und Küste in Bremen. An allen wichtigen Naturschutzkampagnen Norddeutschlands war er beteiligt. Er hat maßgeblich an der Einrichtung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer gearbeitet und koordinierte die Aktionen gegen den in den 70er Jahren geplanten Dollarthafen in der Emsmündung. Bei den Vertiefungen von Elbe, Ems und Weser mussten die Naturschützer herbe Schlappen einstecken. Zuletzt war Wesemüller an den Aktionen zur Verhinderung des Emssperrwerkes beteiligt. Die Sperre soll vornehmlich die Ems stauen, um Schiffe der Papenburger Meyer Werft aus dem Binnenland ans Meer überführen zu können. Auch dieses Bauwerk konnten die Naturschützer nicht verhindern. Immer häufiger wurde Wesemüller wegen seiner Kompromissbereitschaft gegenüber Wirtschaft und Verwaltung kritisiert.

Peter Prokosch, selbst erst seit März 2002 als WWF Chef im Amt: "Es handelt sich um eine Umstrukturierung. Bei uns ist alles im Fluss. Wir werden für Herrn Wesemüller ein neues, faszinierendes Betätigungsfeld finden." Auf die Frage, ob dies Wesemüller auch so sehe, meinte Prokosch: "Das wird er wohl müssen."

Das Berliner Büro war erst vor drei Monaten mit großem Aufwand eingerichtet worden. Es sollte intensive Lobbyarbeit betreiben. Von Berlin aus koordiniert der WWF Deutschland weltweite Kampagnen zum Klimaschutz. Außerdem begleitet das Büro die EU-Erweiterung vor allen Dingen im landwirtschaftlichen Bereich. Neuer Leiter ist seit dem 1. Juli Klaus Henning Groth aus der Frankfurter Geschäftsleitung. Dazu WWF-Chef Peter Prokosch: "Wir wollen das Büro aufwerten und stärken."


 

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Eine ganze andere Darstellung der Kündigung von Holger Wesemüller liefert die Nordwest-Zeitung in Oldenburg:

Die Kritik am WWF als "Geldscheffler" und "Vermarkter" für den Naturschutz und die damit verbundene enge Kooperation mit der Wirtschaft ist keinesweg neu, wie die NWZ zu erklären versucht; das wird schon seit vielen Jahren beklagt. Holger Wesemüller als "Opfer" ist auch eine interessante Lesart! Er hat während seiner Amtszeit an der Küste zweifellos eng mit den Verwaltungen und der Politik "kooperiert", die stets ganz andere Interessen als den Naturschutz hatten. Dazu wurden die Insider-Kenntnisse der Ehrenamtlichen auf gemeinsamen Sitzungen abgefragt, ohne Rückkopplung in undurchsichtige Strategien eingebaut und abgesprochene Positionen oft bis zur Unkenntlichkeit verwässert.

Nichts, aber auch gar nichts, aber stets mit großem Pressegetöse angekündigt, wurde vom WWF bis zu Ende durchgefochten: siehe Klageverzicht Emsvertiefung gegen nie gezahlte 17 Millionen DM für "Ausgleichsmaßnahmen"; Wesemüllers schriftlicher Verzicht auf die Ersatzmaßnahme Münsterpolder der Erdgasleitung Europipe (ohne Absprache mit den anderen Beteiligten, liegt hier als Fax vor); Ranger in Schutzgebieten; Novellierung des Nationalparkgesetzes Nieders. Wattenmeer, die zu lauen Protesten und einer Minimalbeschwerde von 4 kleinen Gebieten auf den Inseln bei der EU-Kommission führte, statt das Gesamtpaket zu beklagen (ca. 90 Gebiete durch den ausschließlich ehrenamtlichen Wattenrat). Dazu die frühe, vorschnelle und unnötige Befürwortung von Offshore-Anlagen als "Pilotprojekte" in der Nordsee. Und an Legendenbildung fehlt es auch nicht: Es gab damals ein sehr breites Bündis gegen den Dollarthafen an der Küste, da war der WWF nur ein Solist von vielen im Konzert. Frage: Wer waren die zitierten "Insider" beim WWF? Wesemüller selber?

Manfred Knake
(20 Jahre Mitglied in der AG Nationalpark beim WWF, fünf Jahre Mitglied im Beirat Nationalpark Nieders. Wattenmeer)

 

Nordwest-Zeitung online 12. Juli 2003

Gefeuert wegen Kurswechsels?

KÜNDIGUNG Holger Wesemüller verliert Posten als Leiter des WWF-Büros in Berlin

Es gibt "unüberbrückbare Differenzen" zwischen der WWF-Führung und Wesemüller.
Man trifft sich vor Gericht wieder.

VON HANS DRUNKENMÖLLE

BREMEN - Die Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) hat dem Leiter ihres Berliner Büros, Holger Wesemüller aus Bremen, Holger Wesemüller nach dreimonatiger Amtszeit fristlos gekündigt. Die Geschäftsführung in Frankfurt begründete diesen Schritt mit nicht näher erläuterten "schwerwiegenden inhaltlichen Differenzen". Die "hohe fachliche Qualifikation" Wesemüllers stehe "außer Frage", sagte Geschäftsführungsmitglied Klaus-Henning Groth, der neuer Chef des Hauptstadtbüros ist. Wesemüller selbst wollte zu dem "Rausschmiss" wegen einer Kündigungsschutzklage keine Stellung nehmen; der WWF will ihm einen anderen Job anbieten.

Der 54-Jährige hatte 22 Jahre lang den WWF-Fachbereich Küsten und Meere in Bremen geleitet und das Angebot zur Übernahme des Postens in Berlin als Anerkennung seiner Arbeit gewertet. Wesemüller leitete in den 70er-Jahren die erfolgreiche WWF-Kampagne gegen den Dollarthafen in der Emsmündung und hatte großen Anteil an der Einrichtung des Nationalparkes Wattenmeer. Zuletzt hatte er den Widerstand der Umweltschützer gegen das Emssperrwerk organisiert – und dabei eine Schlappe hinnehmen mussten.

Als "Naturschützer alter Schule" ist Wesemüller nach Einschätzung von WWF-Insidern womöglich das erste prominente Opfer einer grundsätzlichen Neuausrichtung der WWF-Politik geworden, deren Protagonisten Naturschutz an dessen Vermarktbarkeit orientieren und beim Fischen nach Finanzen auch früher undenkbare Kooperationen mit der Wirtschaft in Kauf nehmen. Die geradezu vernichtende Kritik der WWF-Klimaschutzabteilung etwa an der Marketing-Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft LTU ist beim WWF-Vorstand auf taube Ohren gestoßen.

Der vom WWF verfügte Einstellungs-Stopp für den Naturschutzbereich hierzulande gilt als weiteres Indiz für einen Kurswechsel, der eine Reduzierung nationaler zugunsten spektakulärer internationaler Aktivitäten zum Ziel hat. Auf diese Weise werde Naturschutz als "Vehikel zum Geldscheffeln" missbraucht, beklagen Kritiker – der WWF-Vorstand sieht das offenbar anders.

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