Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 95 (16.01.2005)
Ärger über Küstenschutzbehörde NLWK
Offener Brief aus dem Archiv
Nachstehend ein "Offener Brief" eines Insulaners von Wangerooge, der sich bereits 2002 über die Arbeit der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven und der Küstenschutzbehörde NLWK in Norden,jetzt NLWKN für Naturschutz, ärgerte.
Nach gründlicher Arbeit der Küstenschutzbehörde im Einvernehmen mit der Nationalparkverwaltung waren die Orchideen und Vögel verschwunden!
20.06.02 - Offener Brief von Friedrich-Wilhelm Petrus, Im Westen, 26486 Wangerooge an Frau Dr. Irmgard Remmers, Nationalparkverwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer", 26380 Wilhelmshaven.
Sehr geehrte Frau Remmers,
Als Watt- und Inselführer auf Wangerooge, fällt es mir zunehmend schwerer, die Aufgaben, Vorteile und den Sinn des Nationalparks "Niedersächsisches Wattenmeer" dem Touristen und den vielen Schulklassen glaubhaft zu erklären oder gar zu preisen. Meine berechtigten Zweifel, meine Enttäuschung und meinen Zorn über das Wirken der Nationalparkverwaltung möchte ich am Beispiel Westinnengroden, Wangerooge West "Rote Zone" des Nationalparks, erläutern.
Laut der Zeitschrift "GEO" befindet sich im Westinnengroden nahe der Innenberme des Westdeiches das größte zusammenhängende Knabenkrautfeld Norddeutschlands. Das in der Zeitschrift abgebildete Photo bekommt nun Seltenheitswert, denn dieses Knabenkrautfeld gibt es nicht mehr!
Der bürokratisch verordnete Naturschutz Ihrer Verwaltung zeichnet dafür verantwortlich. Drei Jahre hintereinander ein sog. Mulchschnitt und eine völlig verfehlte Beweidung mit Rindern, das Schaffen einer künstlichen Seenplatte mit einem bis zu 20 cm. Hohen Wasserstand, verursacht durch Absperren der Quergräben mittels Sandsäcken, haben dieses Gebiet zerstört. Sie wollen ein Feuchtgebiet schaffen für Limicolen, jedoch schon jeder Grundschüler weiß, dass das Wasser auf dem Land länger steht und so jedes Leben vernichtet wird, also völlig wertlos für Limicolen, dafür jedoch eine riesige Badewanne für Stockenten.
Diese aufgeführten Punkte haben nun zum Verschwinden des Knabenkrauts geführt. Sie werden wohl anführen, das Knabenkraut wüchse auf Feuchtgebieten, aber die Pflanzen haben geblüht, als man den Westinnengroden künstlich unter Wasser gelegt hatte. Sie wuchsen und vermehrten sich auch, als Pferde und Schafe dort weideten und eine Erosion war auch nicht vorhanden, denn auf der Berme am inneren Deichfuß, direkt an der Abzäunung, blüht das Knabenkraut noch vereinzelt.
Durch den sog. Mulchschnitt der letzten drei Jahre hat Ihre Verwaltung aus dem schönen Naturschutzgebiet Westinnengroden Rasenflächen geschaffen, die gut gemähten Fußballfeldern gleichen, aber die gelben Felder des Klappertopfs und die Sumpfdotterblumen sind verschwunden. Die dort brütenden Kiebitze, Austernfischer, Uferschnepfe, Lerchen und Wiesenpieper erbrüten dort zwar ihre Eier, es schlüpfen auch Küken. Die Ornithologen zählen diese begeistert, doch die Jungvögel dienen nur der Verschönerung der Statistiken des Mellumrats. Geräubert und gefressen werden sie letztendlich von den vielen Rabenkrähen und Elstern, die sich rund um den Westinnengroden, der sog. Roten Zone, angesiedelt haben, denn auf diesen sterilen Rasenflächen können sie leicht an ihre Beute kommen.
Auf Anweisung ihres Hauses werden auch die Vorfluter und der Deichgraben durch das NLWK mittels Bagger beiderseitig abgeschabt und begradigt. Die Folge ist, dass es keine Deckung mehr für die brütende und führende Löffelente und die ebenso dort ansässige Krickente und das Teichhuhn gibt und die Küken ebenfalls von Krähen und Elstern geräubert wurden. Wangerooger Naturschützer, der Lehrer Erich Maß, Hans-Jürgen Jürgens und der Oldenburger Hans-Rudolf Henneberg, um nur einige zu nennen, haben den Westinnengroden gehegt und gepflegt und stets ein "waches Auge" darauf geworfen. Die Nationalparkverwaltung hat dieses Gebiet zu einer Rinderweide verkommen lassen.
Auf meine telefonische Beschwerde sagte mir Ihr für Wangerooge zuständiger Mitarbeiter:" Herr Petrus, dann haben wir wohl einen Fehler gemacht." Wenn Ihre Verwaltung alle verursachten Fehler und Schäden so lapidar kommentiert, ist es schlecht bestellt um den Naturschutz auf Wangerooge und anderswo.
Mit freundlichem Gruß Friedrich-Wilhelm Petrus