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Viel geredet - wenig passiert  

Trilateraler Wattenmeerschutz in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden, oder was dafür gehalten wird

25 Jahre trilala, will sagen: trilateraler Wattenmeeerschutz der Staaten Dänemark, Deutschland und Niederlande. Das Treffen der Umweltminister der drei Anrainerstaatten hat wohl mehr mit selbstgefälligem Schulterklopfen und Selbstbeweihräucherung und Desinformation der Öffentlichkeit als mit tatsächlichen Fortschritten beim Wattenmeerschutz zu tun.

Betrachtet man die gemeinsamen Ministererklärungen der jeweiligen Wattenmmeerstaaten durch die Jahre, fällt auf, dass zwar viel vereinbart und gefordert, aber gerade im Deutschen Bereich nur wenig, halbherzig oder nichts umgesetzt wurde. Beispiele:

Windenergie: Das noch 1991 in Esbjerg verabschiedete Verbot des Baus von Windenergieanlagen im Wattenmeer und dem Meer zugewandten Seiten der Deiche ist längst kein Thema mehr; Offshore-Anlagen im Watt werden geplant. Die Berücksichtigung von Standorten der an das Wattenmeer angrenzenden Gebiete sollte damals in Einzelfallprüfungen geprüft werden, "zur Erhaltung des Gesamtcharakters des Wattenmeeres hinsichtlich Ökologie und landschaftlicher Schönheit". Die Küste ist aber seit dem fast ausschließlich nach Betreiberinteressen mit WKA zugebaut worden, ohne irgendwelche "ökologischen" Rücksichten! Dafür ist u.a. der Umweltminister Trittin mit verantwortlich.

Fischerei: Die Miesmuschelfischerei sollte wegen der "negativen ökologischen Auswirkungen" im Wattenmeer begrenzt werden. Davon ist keine Rede mehr.

Jagd: Nach wie vor ist die Jagd auf Wasserwild an bestimmten Tagen im Nationalpark erlaubt.

Ranger: Gibt es nicht; es gibt nur 6 hauptamtliche "Nationalparkwarte" ohne jedwede Kompetenz auf 280.000 ha Fläche! Das heißt die Aufsicht ist gleich Null. Standards gibt es nicht.

Salzwiesen: Die Wiederherstellung von Sommerpoldern mit Öffnung von Sommerdeichen wurde nur in Niedersachsen in einem Einzelfall bei Nessmersiel durchgeführt; die durch einen Planfeststellungsbeschluss abgesicherte Wiedervernässung des Münsterpolders bei Dornum wurde bis heute nicht realisiert; die bereitgestellten Mittel dafür aber für den Küstenschutz und die Verbesserung der touristischen Infrastruktur auf Langeeog abgezweigt.

Seehunde: Hat man auf der gemeinsamen Feier eigentlich registriert, dass im letzten Jahr wieder Tausende von Seehunden durch eine Infektion starben und das Immunsystem der Tiere sehr anfällig ist?

Erholung und Freizeitnutzung: Wenn jetzt noch die Kommunen mehr Mitspracherecht beim Wattenmeerschutz bekommen sollen, wird das das Ende für alle weiteren fachlichen Schutzbemühungen im Wattenmeer sein; dort sitzen die Böcke als Gärtner, die ausschließlich an die Vermarktung des Wattenraumes denken, nicht aber an den Schutz. Beispiel: Der Landrat des Landkreises Aurich und Vorsitzender des Wattenmeer-Nationalparkbeirates in Niedersachsen, Theuerkauf, der sich konsequent für die touristische Nutzung und Verwässerung der Schutzziele einsetzt. Dafür ist die Demontage der Schutzinhalte des Nationalparks Niedersächisches Wattenmeer durch ein novelliertes Nationalparkgesetz deutliches Beispiel.

Nun muss als weiteres "Gütesiegel" das Verpackungs-Prädikat "Unesco-Weltnaturerbe" herhalten, für noch mehr Vermarktung dieses Schutzgebietes, der Inhalt ist offensichtlich nebensächlich.

Sie dazu auch die Pressemitteilung Nr. 9/2003 des Wattenrates

 

Jeversches Wochenblatt 23.10.2003 (S. 1)

Ministertreffen auf Gödens

Im Wasserschloss feierten drei Nordsee-Anrainer 25 Jahre Schutz des Wattenmeeres

Meeresfrüchte standen auf dem Speiseplan, als Persönlichkeiten aus drei Umweltministerien zusammen kamen.

GÖDENS / WT - Die drei Nordsee-Anrainer Deutschland, Dänemark und Niederlande feierten gestern ihre seit 25 Jahren bestehende Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres. Dazu trafen sich Umweltminister, ihre Stellvertreter und hohe Beamte aus den Ministerien der drei Staaten auf Schloss Gödens. Das gemeinsame Wattenmeersekretariat der drei Anrainer hat seinen Sitz in Wilhelmshaven, und so lag es nahe, das Jubiläum in der Nähe zu feiern.

Umweltminister Jürgen Trittin musste allerdings kurzfristig absagen und sich durch eine Staatssekretärin vertreten lassen, ebenso sein dänischer Amtskollege. Aus den Niederlanden war Agrarminister Cees Veerman nach Gödens gekommen, er ist zugleich der Vorsitzende der Wattenmeerkonferenz der drei Staaten. Passend zum Thema wurden in der Pause im Keller des Wasserschlosses Meeresfrüchte angeboten.

Ein Ergebnis des Treffens ist, dass die Kommunen künftig ein größeres Mitspracherecht beim Schutz des Wattenmeeres bekommen sollen. Die Küstenbewohner selbst seien in den vergangenen Jahren zu wenig beteiligt worden, sagte Veerman.

Das Wattenmeer der Nordsee umfasst das gesamte Küstengebiet einschließlich der Inseln, Dünen, Sandbänke, Priele und Salzwiesen. Als Watt wird die Fläche bezeichnet, die regelmäßig im Gezeitenrhythmus trocken fällt und überflutet wird. Es ist neben den Alpen eines der letzten natürlichen Großökosysteme in Europa. In den Anrainerstaaten gibt es beim Schutz des Wattenmeeres immer wieder Konflikte zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen. Mehr auf Seite 9.

 

Jeversches Wochenblatt 23.10.2003 (S. 9) B2

Anwohner sollen mitreden beim Wattenmeerschutz

Ministerkonferenz im Schloss / Positive Bilanz

GÖDENS / DPA - Beim Schutz des Wattenmeeres in Dänemark, Deutschland und in den Niederlanden sollen künftig die Kommunen ein größeres Mitspracherecht bekommen. Die Bewohner und Nutzer der Wattengebiete seien in der Vergangenheit zu wenig beteiligt worden, sagte der Vorsitzende der Wattenmeerkonferenz der drei Staaten, der niederländische Agrar- und Naturschutzminister Cees Veerman, gestern in Gödens. Empfehlungen für eine bessere Einbindung solle bis zur nächsten Dreiländer-Wattenmeerkonferenz 2005 ein Experten-Forum erarbeiten.

Die drei Nordsee-Anrainer feierten auf einer Konferenz in Gödens das 25-jährige Bestehen des grenzüberschreitenden Wattenmeerschutzes (siehe Seite 1).

Deutschlands Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hält weitere Anstrengungen zum Schutz des Ökosystems für notwendig. Seine Parlamentarische Staatssekretärin Simone Probst sagte, die Fischerei solle sich umweltverträglich weiter entwickeln. Besorgnis erregend sei die Situation der Schweinswale, von denen jährlich mehr als 7000 in Stellnetzen verendeten. Zur Erholung der Bestände bräuchten sie Schutzgebiete.

Veerman äußerte sich zuversichtlich, dass das Wattenmeer künftig als Weltnaturerbe der UNESCO verankert werden kann. Er gehe davon aus, dass die noch vorhandenen Hindernisse in den beteiligten Ländern bis 2005 überwunden seien.

Veerman zog in Gödens eine insgesamt positive Bilanz des trilateralen Wattenmeerschutzes. Erstmals hätten sich drei Nachbarländer auf gemeinsame Ziele beim Schutz eines gemeinsamen Meeres-Ökosystems geeinigt. Die Erfolge zeigten sich unter anderem in einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität und in einem kontinuierlichen Wachstum der Seehundbestände. Gewachsen sei auch das Wissen über das Ökosystem Wattenmeer.

In Deutschland haben Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg von 1985 an ihre Wattenmeer-Abschnitte zu Nationalparken mit einer Gesamtfläche von rund 732.000 Hektar gemacht. Auch die Abschnitte in Dänemark und in den Niederlanden stehen unter Schutz. Die Niederlande haben das Gebiet zu 90 Prozent als Staatsnaturdenkmal ausgewiesen.

Dänemarks Umweltminister Hans Christian Schmidt hat sich positiv zur Möglichkeit eines Nationalparkes im Watt von Südjütland geäußert. Er lehnt es aber ab, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe erklären zu lassen.

 

Nordwest-Zeitung 23.10.2003

Wulff will Watt zur Chefsache machen

MEERESSCHUTZ - 25 Jahre grenzüberschreitende Zusammenarbeit - Festakt auf Schloss Gödens

Das Land drängt auf die Ausweisung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe. In den drei Anrainerstaaten gibt es aber noch Hemmnisse.

VON HANS DRUNKENMÖLLE

GÖDENS - Für das ökologisch besonders wertvolle Wattenmeer von Den Helder in Holland über Wilhelmshaven bis Esbjerg in Dänemark wird voraussichtlich im Jahr 2005 bei der Unesco der Status des " Weltnaturerbes" beantragt. Er sei überzeugt, dass noch vorhandene Hindernisse in allen drei Anrainerstaaten in absehbarer Zeit ü berwunden seien, sagte der Vorsitzende der trilateralen Wattenmeerkonferenz, der niederländische Agrar- und Naturschutzminister Cees Veermann, gestern auf Schloss Gödens (Kreis Friesland). Dort wurde das 25-jährige Bestehen des grenzüberschreitenden Wattenmeerschutzes gefeiert.

Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) erklärte, Regierungschef Christian Wulff (CDU) werde die Weltnaturerbe-Anerkennung zur "Chefsache" machen und "auf Regierungsebene forcieren". Das Land wolle "Vorreiter" sein und einer Entwicklung "einen kräftigen Schub geben", die Naturschutz und Wirtschaft gleichermaßen positive Impulse geben könne.

Das Bundesumweltministerium hält weitere Maßnahmen zum Schutz des Wattenmeeres für notwendig. Die Parlamentarische Staatssekretärin Simone Probst sagte, die Fischerei solle sich umweltverträglich weiter entwickeln. Es könne nicht hingenommen werden, dass pro Jahr 7000 Schweinswale in Stellnetzen verendeten. Zur Erholung der Bestände müssten Schutzgebiete ausgewiesen werden.

Die bisherige Bilanz des trilateralen Wattenmeerschutzes sei positiv, meinte Minister Veermann. Die drei Nachbarstaaten hätten sich auf gemeinsame Schutzziele geeinigt. Erfolge zeigten sich u.a. in einer verbesserten Wasserqualität und einem kontinuierlichen Wachstum der Seehundbestände.

Auf Schloss Gödens wurde der Grundstein für ein neues Projekt gelegt: In einer zunächst zweijährigen Pilotphase soll die " Internationale Wattenmeer-Schule" dafür sorgen, dass auch die kommende Generation lernen und erleben kann, wie internationale Zusammenarbeit funktioniert. In dem Projekt werden einwöchige Klassenfahrten in die Wattenregion eines Nachbarstaates finanziell gefördert und betreut.

DREI PARTNER ZIEHEN AN EINEM STRANG

-   Meilensteine der trilateralen Zusammenarbeit waren seit 1978 insgesamt zehn Regierungskonferenzen, bei denen die Strategien und Ziele des Wattenschutzes festgelegt wurden.

-   Als wichtigste Vereinbarung gilt der Wattenmeerplan mit Vereinbarungen über eine gemeinsame Naturschutzpolitik. In dem Plan wird betont, dass im Watt auch in Zukunft menschliche Aktivitäten im Sinne nachhaltiger Nutzung möglich sind.

-   Über den Zustand des Wattenmeer-Ökosystems werden Qualitätszustandsberichte zusammengestellt, die die aktuelle Verfassung von Flora und Fauna analysieren. Nationale Programme zur Umweltüberwachung bilden die Grundlage. Zu diesem Monitoring gehören beispielsweise Seehund- und Vogelzählungen.

-   In allen drei Anrainerstaaten gibt es beim Wattenschutz immer wieder Konflikte zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen. In Deutschland sorgen zur Zeit Pläne für riesige Offshore-Windparks" für Spannungen. In den Niederlanden berät gerade eine Kommission über umstrittene Pläne zur Erdgasförderung und Muschelfischerei im Watt.

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