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Politikerspaziergang am Deich  

Ein FDP-Politiker des Bundestages machte Urlaub an der Küste: liberale
Einstellungen und die harte Wirklichkeit

Mit dem Hund an den Deich (die meisten Spaziergänger leinen Hunde nicht an!)? Der tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion geht gerne am Deich spazieren, wie Tausende andere Menschen auch. Da er in Ostfriesland den Hund nicht mit an den Deich nehmen durfte darf, maulte er in der Presse. Dazu eine Reaktion von Manfred Knake vom Wattenrat. Der direkt angeschriebene FDP-Politiker reagierte übrigens nicht.

Anzeiger für Harlingerland 14.08.2003 (S. 6)

Alle Gäste wollen an den Deich, ob mit oder ohne Hund

Wattenrat reagiert auf Äußerungen des FDP-Politikers Ernst Burgbacher Regelungen für freilebende Tierwelt sind unbedingt erforderlich, meint Manfred Knake.

ESENS / BENSERSIEL / MH - Eine eher beiläufige Aussage des tourismuspolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion, Ernst Burgbacher, ruft Manfred Knake (Esens) vom Wattenrat Ost-Friesland auf den Plan. Burgbacher hatte einer Diskussionsrunde in Carolinensiel sein Unverständnis darüber geäußert, dass er seinen Hund nicht einmal angeleint mit an den Nordseedeich nehmen darf.

13 Millionen registrierte Übernachtungen (registriert heiße: erst Häuser ab neun Betten werden erfasst, die Zahl sei also wesentlich höher) werden nach Angaben von Knake an der ostfriesisch-friesischen Küste jährlich gezählt, viele Tagesgäste kämen noch dazu. "Alle Gäste wollen an den Deich, mit oder Hund, mit Lenkdrachen oder ohne, mit Mountainbike oder ohne, und das führt zu erheblichen Belastungen der freilebenden Tierwelt, die noch nicht einmal annähernd dokumentiert geschweige denn abgestellt werden können" schreibt Knake dem Abgeordneten.

Hier gäbe es einen erheblichen Regulierungsbedarf zum Ausgleich des Vollzugsdefizites im Naturschutz, der sich auch mit den nur scheinbar "zeitgemäßen" liberalsten Deregulierungs-Argumenten nicht wegdiskutieren lasse.

Knake geht auch auf den Appell des FDP-Politikers ein, das Niedersächsische Wattenmeer als Weltnaturerbe bei der UNESCO anzumelden. Das Wattenmeer sei bereits als Nationalpark ausgewiesen, also als Großschutzgebiet im Sinne des Naturschutzes. Und da störten nicht nur Hunde, sondern auch Menschen, zumindest in den Gebieten vor dem Deich, die zum Beispiel großräumige Vogelzug- und Rastgebiete sind, "mit Arten, die kaum jemand noch kennt, die aber dennoch da sind, wenn sie nicht verscheucht werden", so Knake. Viele dieser Flächen dürften schlichtweg aus Naturschutzgründen nicht oder nur auf festgelegten Wegen betreten werden.

Der Nationalpark sei allerdings nicht international anerkannt und entspreche nicht den Standards der International Union for Conservation of Nature (IUCN); es gäbe zum Beispiel nur ein sehr unzureichendes Aufsichtssystem auf 280.000 Hektar Fläche: sieben hauptamtliche Dünenwärter auf den Inseln und 15 Zivildienstleistende, alle ohne Kompetenzen und Fahrzeuge. Regelverstößen sei somit Tür und Tor geöffnet. Knake: "Die weiterhin gnadenlos forcierte Vermarktung dieses Nationalparks, EU-Vogelschutzgebietes, FFH-Gebietes und Feuchtgebietes internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention soll nun also mit dem Etikett 'UNESCO-Weltnaturerbe' weitergehen, von Ihnen und Ihrem Parteikollegen Sanders, Umweltminister in Niedersachsen, unterstützt."

Dabei werde übersehen, dass auch die UNESCO sehr wohl weitere Schutzbemühungen als Anerkennung vorschreibt, nur werde dies politisch stets ausgeblendet und der Öffentlichkeit weisgemacht, dass sich dadurch nichts ändern werde. "Ich kenne keinen Politiker oder keine Politikerin in Deutschland, die sich dezidiert öffentlich für die konkrete Umsetzung und Verbesserung der bestehenden verschiedenen Schutzregimes im Wattenmeer ausspricht. Das ist der eigentliche Skandal in diesem Lande, das sich angeblich als 'Kulturnation' sieht", schreibt Knake.

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