Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 325 (Dezember 2009)
Gänseschießer im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland"/Ems
Dokumentation lodengrüner Naturschutzaktivitäten
Seit 2008 wurde in Niedersachsen die Jagd auf Gänse ausgeweitet, vorgeblich, weil sie Schäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen anrichten. Neben Graugänsen dürfen nun auch Bläss- und Saatgänse geschossen werden, auch in ausgewiesenen Naturschutzgebieten.
Sichtverhältnisse nach eröffneter Jagd, Foto © Voß
In bestimmten EU-Vogelschutzgebieten ist auch die Jagd auf Grau- und Kanadagänse erlaubt. Das Regelwerk ist kompliziert, und die verschiedenen Gänsearten und -unterarten sind auch für Kenner nicht immer leicht zu unterscheiden, gerade in der Dämmerung sind die Arten nur durch ihre Flugrufe auseinanderzuhalten. Bei Jägern ist das wohl anders. Über den eingeschränkten Kimme-und-Korn Blickwinkel berufen sich diese angeblichen "Heger" gerne auf ihr "grünes Abitur", das sie mit dem Bestehen der Jägerprüfung vor sich hertragen, um damit ihren Anspruch als die wahren "Naturschützer" und Kenner der wildlebenden Tiere zu unterstreichen. In der Praxis entpuppen sich diese "Abiturienten" aber oft als Hilfsschüler und gnadenlose Schießer, die nur einem blutigen Hobby fröhnen, das sie aber öffentlich als "edles Waidwerk" mit hohem Propagandaaufwand verkaufen.
Der "Landesjagdverband Niedersachsen" darf sich gar "anerkannter Naturschutzverband" nennen, und unterstützt das Treiben dieser Gänseschießer in Schutzgebieten! Eine ganze andere Position vertritt der "Ökologische Jagdverband Niedersachsen", er lehnt die Bejagung von Bläss- und Saatgänsen sowie die Gänsejagd an sich in Rastgebieten ab. Ein "normaler" Spaziergänger darf dieses Naturschutzgebiet hier gar nicht betreten, als "Eintrittskarte" benötigt man die "licence to kill", eben den Jagschein. Als "Kollateralschaden" werden streng geschützte Watvogelarten durch die bloße Anwesenheit der Jäger von ihren Rast- oder Nahrungsflächen vertrieben, das Vogelschutzgebiet besteht als nur auf dem Papier.
Wie die Jagd im Schutzgebiet im Einzelnen aussieht, hat Eilert Voß dokumentiert. Er beteiligt sich für den Wattenrat Ost-Friesland an der "Gänsewacht". Die Gänsewacht wurde 2008 von einigen Naturschutzgruppen ins Leben gerufen, um die zahlreichen bekanntgewordenen Verstöße gegen das Jagdgesetz durch Jäger zu dokumentieren. Eilert Voß verfügt über eine hervorragende optische Ausrüstung, mit der er auch auf einen Kilometer Entfernung noch ins Detail gehen kann, oft völlig unbemerkt von den grünen Schießern. Die "Gänsewacht" wurde vor einem Jahr heftig von Jägern aus dem Ostfriesischen aufs Korn genommen und mit der 'Stasi' gleichgesetzt, die Jäger verbreiteten eine 'Schwarze Liste' von Jagdkritikern.
Eilert Voß' akribischer Bericht von nur vier Jagdtagen von vielen im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" bei Emden an der Ems, Teil des EU-Vogelschutzgebietes "Emsmarschen Leer-Emden", ist hier nachzulesen (pdf-Datei, ca. 308 KB), der Text und die Bilder sprechen für sich.
Nonnengänse im Schneetreiben, Foto © Voß