Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 285 (Juni 2008)
Aus für Seevogel-Entölungsstation in Norddeich
Kein Geld von der Wattenmeerstiftung
Die Landesjägerschaft ist verschnupft: Sie betreibt mit kräftiger Unterstützung des Landes die Seehundaufzuchtstation in Norddeich, die sich zu einem Touristenmagnet entwickelt hat. Nun sollte auch noch ein "Rehablitationszentrum" für verölte Sevögel dazu kommen, zweifellos eine zusätzliche Imagenummer für die sonst nicht so gut angesehen grüne Zunft im Lodenmantel, die sich u.a. als Krähenschlächter und Gänseschießer nicht des besten Rufes im Naturschutz erfreut, aber dennoch als "anerkannter Naturschutzverband" im Lande agiert.
Die beim niedersächsischen Umweltministerium angesiedelte "Wattenmeerstiftung", die Stiftungsgelder des norwegischen Energie-Multis Statoil als Kompensation für die Erdgasleitung "Europipe" durch das Wattenmeer verwaltet, lehnte die Finanzierung ab. Drei Leiter von Nationalparkhäusern im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer hatten in einer gemeinsamen Presseerklärung auf die Unsinnigkeit der Vogelwäscherei hingewiesen (siehe auf unseren Seiten vom April 2008: "Rehazentrum für verölte Vögel geplant") Die im nachstehenden Zeitungsartikel von Umweltminister Sander zitierte "Fachebene" seines Hauses sah das "anders" und wollte sehr wohl diese kostenträchtige Image-Nummer für die Jägerschaft unterstützen.
Hinter der "Fachebene" verbirgt sich dem Vernehmen nach der Referatsleiter Naturschutz im Umweltministerium, Bernd-Karl Hoffmann, der auf diesen Seiten und in der Presse mit seiner IM-Stasi-Tätigkeit als "IM-René" bekannt wurde, die er zunächst öffentlich in Abrede stellte.
Hoffmann forderte im Juli 2008 alle Hausleiter der Nationalparkhäuser schriftlich mit Terminsetzung auf, ihm Details zur Pressearbeit und Begründungen zur Ablehnung der Seevogelentölung vorzulegen, er ist aber noch nicht einmal Dienstvorgesetzter der Hausleiter. Die Fachkompetenz von Herrn Hoffmann wurde von Naturschutzseite schon öfter in Zweifel gezogen: Hoffmann hatte sich unter anderem für die Öffnung von Schutzgebieten für den Tourismus in Niedersachsen ausgesprochen, da es angeblich einen "Serengeti-Effekt" im Lande gebe, der wildlebende Tiere zutraulich mache. Hoffmann hält zudem den Bau des fast 200m hohen Wind"parks" Nordergründe im Wattenmeer zwischen Wangerooge und Cuxhaven in unmittelbarere Nähe zum Nationalpark Wattenmeer für unbedenklich. Hoffmann gilt als "Einflüsterer" des Umweltministers.
Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung vom 10. Juni 2008:
Keine Hilfe aus Hannover für verölte Seevögel
NATUR Wattenmeerstiftung lehnt finanzielle Förderung für geplante "Wasch-Station" bei Norden ab
Umweltminister Sander hat seine Meinung geändert: Aus dem Befürworter ist ein Gegner der Hilfsstation geworden. NORDEN/HANNOVER/LNI - Die Wattenmeerstiftung hat die geplante Hilfsstation für verölte Seevögel bei Norden (Kreis Aurich) abgelehnt. Der Beschluss gegen die von der Seehundstation in Norden- Norddeich beantragte Förderung in Höhe von einer halben Million Euro sei einstimmig gefallen. Das teilte der Vorsitzende im Kuratorium der Stiftung, Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP), am Montag mit.
Die drei Leiter der Nationalpark-Häuser Baltrum, Dornumersiel und Juist hatten das Vorhaben heftig kritisiert. Sie beriefen sich auf wissenschaftlichen Untersuchungen, nach denen nur ein Bruchteil der verölten Tiere eine Behandlung überlebt. Sander sagte, die Stiftung halte die Kritik der Nationalpark-Häuser für begründet. Ende Mai hatte der Minister in einem Schreiben an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland noch geantwortet, die Hilfsstation werde "aus Gründen des Natur- und Tierschutzes ausdrücklich begrüßt".
"Von der Fachebene war das anders gesehen worden", berichtete Sander am Montag über die revidierte Empfehlung seines Ministeriums, auf die er sich verlassen habe. "Nähere Untersuchungen" hätten vor der nun gefällten endgültigen Entscheidung zu einem anderen Ergebnis geführt. Die wissenschaftlichen Studien, auf die sich die drei Leiter der Nationalpark-Häuser berufen hatten, raten an, verölte Vögel sofort von ihrem Leiden zu erlösen. So geschieht es gesetzlich geregelt bereits in Dänemark. Auch das Bundesumweltministerium hatte dieses Vorgehen 2006 empfohlen. Nach dem Aus für die Hilfsstation solle nun auch in Niedersachsen überlegt werden, wie die verölten Vögel am besten von ihren Qualen erlöst werden können. Entsprechende Vorkehrungen sollen mit der Seehundstation getroffen werden, sagte Sander.