Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 277 (März 2008)
Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland": "tote Hose"!
"Keine Vögel im Schutzgebiet" sagt der Petkumer Bürgerverein
Da fotografiert jemand vom "Bürgerverein" 175 Fotos (!) im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" und bekommt keine Vögel vor die Linse und schließt daraus "tote Hose".
Möglicherweise haben die ersten frühmorgendlichen Jogger den wegenahen Bereich bereits von Vögeln leergefegt (siehe Bild oben) oder der Bürgerfotograf kennt und sieht "die" Vögel gar nicht, die weiter emsseitig im Vorland nach Nahrung suchen, wie z.B. die Pfeif- oder Brandenten, die im Schlick gründeln, oder die vielen Brachvögel, Kiebitze, die ersten Krickenten und Uferschnepfen, die sich aber durch die ständigen Störungen vom Wege aus nicht näher an den Deich herantrauen.
Große, auffällige Gänse sitzen, wenn sie nicht gestört werden, gerne am deichnahen Bereich und sogar auf dem Deich, dazu hat Eilert Voß vom Wattenrat viele Bilder gemacht (siehe weiter unten). In der Tat finden Gänse durch die gegenwärtige Überschlickung weniger Äsungsflächen als vorher, können aber wegen der Störungen die deichnahen Bereiche kaum nutzen. Im Bürgerverein schließt man daraus, dass das Gebiet "komplett für die Zugvögel ausfällt" und man nun im Naturschutzgebiete laufen dürfe. Zu allem Überfluss befragt man als Kronzeugen das Orakel, den Vogelkundler Klaus Rettig aus Emden, der alles oder nichts sieht, je nach dem, wie stark gerade der Wind von vorne kommt.
Und alles nur, um mit Verbissenheit und Faktenverfälschungen den Weg in einem Schutzgebiet zur Nutzung freizubekommen, aus "humanen" Gründen und um "Mensch und Natur miteinander in Einklang zu bringen"; was für ein törichtes Wortgeklingel!
Es bedarf etwas mehr Mühe, Zeit und einer guten Ausrüstung, um nachzuweisen, dass tatsächlich sehr zahlreich Rastvögel im Gebiet sind oder sogar auf dem Deich sitzen, wenn Ruhe im Gebiet ist. Normale Vogelgucker schaffen das mit einem guten Fernglas, man muss richtig herum halten, dann kommt der Durchblick ganz von selbst. Das Ausmaß der Störungen und die Auswirkungen des Weges auf die Vogelwelt ist ausreichend dokumentiert, es liegen zwei gutachterliche Stellungnahmen unterschiedlicher Planungsbüros vor, aber gegen verbohrte Faktenresistenz kommt aber kein Sachargument an.
Wir zitieren aus dem Brief des Bürgervereins Petum:
Bürgerverein Petkum e.V
Gemeinnütziger Verein für Heimatpflege
26725 Emden-Petkum, 03. März 2008
Am Deich 3
eMail : xxx
Verwaltungsvorstand der Stadt Emden
Herren Oberbürgermeister Alwin Brinkmann und Stadtbaurat Andreas Docter
- je besonders -
je eine Ausfertigung an
Deichacht Moormerland,
Örtl Ratsmitglieder Stöhr und Bolinius
Verschlusssache Teekabfuhrweg
Anlage: 1 CD mit 175 Aufnahmen des Petkumer Deichvorlandes 1 Schreiben vom 21.01.2008 an Klaus Rettig
Sehr geehrte Herren,
wir möchten noch einmal unser Schreiben vom 20.11.2007 wiederholen und darauf hinweisen, dass durch 2-malige Überflutungen des Deichvorlandes in den Wintermonaten 2007/2008 und Überflutungen im Winter 2006/2007 sich dort sehr viel Schlick abgelagert hat. Das hat zur Folge, dass bis zum Beginn der Vegetationszeit im März/April des nächsten Jahres das Deichvorland als Äsungs- und Ruhegebiet für Zugvögel komplett ausfällt. Die in monatelangen, zu den unterschiedlichsten Tageszeiten gemachten und in der anliegenden CD dargestellten Aufnahmen bestätigen, dass unsere Aussage (tote Hose im Deichvorland) in dem an den bekannten Vogelkundler gerichteten Schreiben - als Anlage beigefügt - zutrifft. Dieser Aussage wird auch von Rettig nicht widersprochen und als gegeben hingenommen. Es stimmt also.[...]