Wattenrat

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Naturschutzgebiet Petkumer Deichvorland

Nach Orkanflut kaum Teek am Teekabfuhrweg

Als "Teek" wird bekanntlich organisches Treibsel aus dem Meer bezeichnet. Teek wird von auflaufenden Fluten sichtbar als "Flutsaum" an den Deichen abgelagert und von Mitarbeitern der Deichverbände entfernt. Teek kann nach Orkanfluten in beträchtlichen Mengen angespült werden und muss dann kostenaufwändig entsorgt werden. Der tatsächliche Teekanfall ist jedoch örtlich sehr unterschiedlich, von gering bis massenhaft reicht das Spektrum und hängt mit der Lage des Deiches zusammen.

Um Teek leicht abfahren zu können, wurden Teekabfuhrwege gebaut, Beton am Deich, damit die Fahrzeuge nicht versacken. Teekabfuhrwege werden aber auch schnell zum touristischen Angebot umfunktioniert. Dort, wo man vorher nur mit nassen und schmutzigen Füßen am Deich laufen konnte, kann man jetzt sogar bequem mit Fahrrädern oder Inline-Skates vorankommen. Ehemals ruhige Deichabschnitte mit den vorgelagerten Salzwiesen, Rast- und Brutplätze von bestimmten Vogelarten, werden so erschlossen und gestört. Der Mensch kommt, die Vögel weichen. Der bekannteste Teekabfuhrweg auf dieser WebSeite ist der im Naturschutzgebiet "Petkumer Deichvorland" an der Ems bei Emden.

Hier wurde das bekannte "Ems-Sperrwerk" zum Aufstau des Flusses zur Überführung der riesigen Schiffe der Meyer-Werft im binnenländischen Papenburg gebaut; mit dem restlichen Beton wurde schnell noch ohne Beteiligung der Naturschutzbehörden oder der Naturschutzverbände ein Teekabfuhrweg gebaut. Die Sturmflut am 8. November 2007 brachte es aber wieder an den Tag: Der Teekanfall am Deich, wo der Teekabfuhrweg gebaut wurde, ist denkbar gering. Orkantief "Tilo" brachte es mit zwei Tiden nicht fertig, nennenswerten Mengen von Teek am Teekabfuhrweg im Naturschutzgebiet abzulagern.

Teeksaum am 11. November in Petkum

Wozu wurde also mit öffentlichen Mitteln so ein aufwändiger Weg in ein Naturschutzgebiet gebaut? Ganz einfach: In Emden will man den Ems-Tourismus ankurbeln, also kann man so einen Weg auch anders nutzen als für die Teek-Entsorgung. Einer der Initiatoren der touristischen Nutzung des Weges ist der Emder Ratsherr Erich Bolinius (FDP) aus Petkum, ein Streiter für die ganzjährige Nutzung des Weges an der Ems. Einem Wattenrat-Fotografen lief Erich Bolinius am 09. November am Petkumer Hafen über den Weg, als er sich vermutlich ein Bild über das Ausmaß der Teekanlandungen machen wollte. Erich Bolinius muss enttäuscht gewesen sein, es war kaum etwas zu sehen (s.u.).

Bolinius
 
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