Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 231 (Juni 2007)
Neues Seehundsterben
Immer wieder die Insel Anholt als Ausgangspunkt
Zum dritten Mal innerhalb von zwanzig Jahren geht ein Massensterben von Seehunden von der dänischen Insel Anholt aus. Das sollte Grund genug sein, endlich gründliche kriminalistisch-wissenschaftliche Ursachenforschung vor Ort zu treiben und diese Epidemien nicht mit dem unsinnigen Argument abzutun, es gäbe ohnehin "zu viele Seehunde", die an einer "Überpopulation" verendeten.
Bei der ersten Seuche 1988 starben 60 Prozent, bei der zweiten 2002 verendeten 30 Prozent der Seehunde.
Toter Seehund bei Bensersiel, 2002
Es wird seit Jahren vermutet, dass durch den Eintrag von infizierten Pelztierkadavern von Pelztierfarmen der Region als Fischfutter für Fischfarmen ein Virus auf die Seehunde übergeht. Ursachenforschung wäre also erhellender als die stumpfe Gewöhnung an dieses Phänomen.
Wir zitieren aus den Zeitungen:
Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 25.06.2007 S. 10:
Vor dänischer Küste neues Seehundsterben
WILHELMSHAVEN/KOPENHA- GEN/DPA - Zum dritten Mal seit 1988 hat vor der dänischen Insel Anholt ein Massensterben von Seehunden eingesetzt. Wie ein Sprecher des Naturschutzamtes in Kopenhagen am Wochenende mitteilte, verendeten in der vergangenen Woche 41 und damit ungewöhnlich viele Tiere vor der Insel im Kattegat zwischen Nord- und Ostsee. Das Virus sei noch nicht genau ermittelt. Es handele sich aber mit weitgehender Sicherheit um die gefürchtete "Robbenpest". Man müsse in den kommenden Monaten mit einer großen Zahl tot angeschwemmter Seehunde an den Nordseküsten rechnen, sagte ein Sprecher vom vom Naturschutzamt.
taz-Nord, 27. Juni 2007:
Seehundsterben: Streit um Ursache
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat Umweltgifte für das Seehundsterben im Kattegat verantwortlich gemacht. Höher mit Giftstoffen belastete Tiere seien anfälliger für Krankheiten, teilte Greenpeace gestern mit. Seehunde würden "nicht zwangsläufig" an diesem Virus sterben, entscheidend sei der "Gesundheits- und Belastungszustand" der Meeressäuger. "Umweltgifte begünstigen Epidemien", bestätigte Christian Seyfert, Sprecher des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums: "Aber dass sie die Ursache sind, können wir nicht belegen."
In der vorigen Woche waren vor der dänischen Kattegat-Insel Anholt 48 Seehunde am Staupe-Virus verendet. Bei zwei Epidemien 1988 und 2002, die beide zuerst vor Anholt ausbrachen, war jeweils rund die Hälfte des Seehundbestandes in Ost- und Nordsee gestorben. Zurzeit liegt die Population bei etwa 15.000 Tieren. Umweltschützer und Seehundexperten gehen davon aus, dass die Seuche im Juli die Bestände an der deutschen Westküste erreicht haben wird.
Der Wattenrat Ostfriesland vermutet noch eine andere Ursache. Auf Anholt und anderen Inseln
würden die Kadaver von Nerzen aus den in Dänemark zahlreichen Pelztierfarmen an die
Fische in Fischfarmen verfüttert. Krankheiten oder Infektionen könnten so auch auf
Seehunde übergehen. "Ursachenforschung wäre erhellender als die stumpfe
Gewöhnung an das Phänomen regelmäßiger Epidemien", so der
Wattenrat.
SMV