Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 228 (Juni 2007)

Ranger: Nationalparkleiter will Verstärkung

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer noch weit von effektiver Betreuung entfernt

Noch vor Jahresfrist wurde der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer enthusiastisch zum 20-jährigen Bestehen als "Erfolgsmodell" gefeiert (siehe Pressemitteilung 73/2006 des MU Niedersachsen).

Hinter den potemkischen Presse-Kulissen sieht dieses Schutzgebiet aber ganz anders aus (siehe auf unseren Seiten: "20 Jahre Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer")

Jedes Schutzgebiet, wenn man es denn ernst nimmt, ist eben nur so gut wie die Aufsicht. Im Nationalpark gibt es mehr als 30 Millionen Übernachtungen im Jahr, aber kaum eine qualifizierte Aufsicht auf fast 2.800 Quadratkilometern Fläche. Im letzten Jahr waren es durch Wegzug oder Ausscheiden aus Altersgründen nur noch 4 hauptamtliche Dünenwärter auf den Inseln, die ohne Kompetenzen und Boote "informieren" sollen und bei Verstößen gegen das Nationalparkgesetz noch nicht einmal Platzverweise erteilen dürfen. "Damit erreichen wir eigentlich tolle Ergebnisse", träumt ein Mitarbeiter der (un-)heimlichen Nebenbehörde im Nationalpark, Niedersächsisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz (NLWKN).

Jedes sog. "Entwicklungsland" mit Nationalparken macht uns vor, wie man ein Schutzgebiet effektiv betreut, in Niedersachsen wird weiter dilettiert. Auf einigen ostfriesischen Inseln konnten 2006 dank dieser "Aufsicht" ganze Brutkolonien von Menschen geplündert werden, ohne Konsequenzen. Kein Wunder, dass die hartleibigen Inselkommunen, für den der "Nationalpark" durch ein Gesetz 2001 politische passend geschneidert wurde, mit ihren Anti-Naturschutzfraktionen nichts gegen solche Papiertiger-Ranger haben. Und der Nationalparkleiter hat die gravierenden Defizite endlich erkannt und auch öffentlich artikuliert, er äußert sich aber ganz im Sinne der Tourismusindustrie!

Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung, 09.06.2007:

"Ranger" brauchen Verstärkung

Von Heiner Schröder

NATURSCHUTZ Nationalparkverwaltung: Fünf Hauptamtliche sind zu wenig

Viele Lücken werden mit Zivildienstleistenden und ehrenamtlichen Helfern geschlossen. Der Wunsch: Auf jeder Insel sollte ein Wächter arbeiten.

Norden/Wilhelmshaven: Peter Südbeck blickt doch etwas neidisch zum Harz. Rund 40 hauptamtliche "Ranger", wie sie dort nach ihren amerikanischen Vorbildern genannt werden, kümmern sich um das Mittelgebirge. Der Nationalpark Wattenmeer hat gerade einmal fünf Nationalparkwächter. "Wir wünschen uns natürlich eine Stärkung des hauptamtlichen Kerns", sagt Südbeck, der Leiter der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven.

Ähnlich sieht es Martin Schulze-Diekhoff, der beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) unter anderem für die Nationalparkwacht zuständig ist. Er unterstützt die Wacht mit 15 Zivildienstleistenden, die derzeit nur noch neun Monate Dienst leisten, meist aber aus eigenem Engagement noch mehrere Monate länger der Nationalparkwacht treu bleiben. "Viele machen ihre Zivildienstarbeit zu ihrem Hobby", sagt Schulze-Diekhoff. Dadurch kann er einige Löcher in der Nationalparkwacht schließen.

Hauptamtliche Nationalparkwächter gibt es derzeit auf den Inseln Borkum, Memmert, Juist und Langeoog. Die Stelle auf Norderney ist weggefallen. Ein weiterer Hauptamtlicher sitzt in Cuxhaven und deckt die Festlandküste ab.

"Damit erreichen wir eigentlich tolle Ergebnisse", sagt Schulze-Diekhoff. Aber er und Südbeck möchten trotzdem eine andere "Minimalbesetzung". Jede Insel sollte einen hauptamtlichen Nationalparkwächter haben. Das ostfriesische Festland sollte durch drei hauptamtliche Kräfte betreut werden. "Natürlich wissen wir, dass es die Auflage des Ministeriums gibt, Personal einzusparen", so Südbeck.

Die ostfriesischen Inseln, die bei der Einführung der Nationalparkwacht durch die damalige Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) 1996 noch scharfe Kritik geäußert hatten und in den Nationalparkwächtern "Aufpasser und Touristenschrecks" sahen, arbeiten längst mit der Nationalparkwacht im Alltag und bei Sonderprojekten zusammen.

Die Nationalparkwächter setzen die Öffentlichkeitsarbeit vor allem bei Touristen an die erste Stelle ihrer Tätigkeit. Sie passen zwar auch auf, dass die Menschen die Ruhezone des Nationalparks wirklich in Ruhe lassen und geben Tipps, wie man die Natur genießen kann, ohne die dort lebenden Tiere zu stören.

"Aber wir sind keine Ersatzpolizei", macht Südbeck klar: was fünf Leute, die über die Nationalpark-Fläche von 2777 Quadratkilometern verteilt sind, auch gar nicht sein können.

 
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