Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 226 (Mai 2007)
Muschelbank im Nationalpark stört Deichschützer
Schillbank bei Campen wandert Richtung Deich
Ein Kleinod der besonderen Art ziert den Nationalpark Niedersächisches Wattenmeer im Watt bei Campen, westlich von Emden. Auf einer großen Fläche sammeln sich, vermutlich strömungsbedingt, Herzmuschelschalen zu einer riesigen Fläche vor dem Deich. Diese Fläche, die in der strengsten Schutzzone des Nationalparks liegt, wird von verschiedenen Watvogelarten und der Zwergseeschwalbe als Brutfläche genutzt. Aber auch viele Touristen, mit oder ohne Hund, beäugen und belaufen die Bank.
Der Landkreis Aurich als Untere Naturschutzbehörde und die Nationalparkverwaltung mühen sich mit einer deutlichen Beschilderung redlich, auf das Betretungsverbot aufmerksam zu machen. Nun droht der Muschelbank weiteres Ungemach von den Deichschützern der Region, die angespülte Schalen als eine Gefahr für die Grasnarbe ansehen. Bei genauerer Betrachtung vor Ort ist das ein bisschen weit hergeholt, aber öffentliches Klappern gehört wohl eben auch zum Deichhandwerk.
Muschelbank bei Campen, im Hintergrund Industrieflächen und Gaskraftwerk in Eemshaven, Niederlande
Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung, 30.05.2007:
Nationalpark-Chef sieht eine Lösung
Von Heiner Schröder
WATTENMEER Muschelschillbank bei Campen stört Deichacht / Südbeck: Das bekommen wir hin
Verschwinden werden die Schalen nicht: Sie bilden eine ökologische Besonderheit, auf die auch seltene Vogelarten aufmerksam geworden sind.
Campen - Muschelschalen, so weit man blickt. Auf eine Fläche, die mehr als 30 Fußballplätze groß ist, hat sich bei Campen ein ungewöhnliches Naturphänomen entwickelt: Die Muschelschillbank ist einmalig an der deutschen Nordseeküste, stört aber die Deichacht Krummhörn, weil die Muschelschalen mittlerweile schon am Deich liegen. "Wir werden eine Lösung finden", ist Peter Südbeck, Leiter der Nationalpark-Verwaltung in Wilhelmshaven, sicher.
Warum sich gerade an dieser Stelle vor dem Deich die Reste toter Herzmuscheln, Südbeck spricht von einem "Friedhof der Herzmuscheln", massenweise gesammelt haben, ist nicht so genau bekannt. Auf jeden Fall ist die Bank schon seit Jahrzehnten vor dem Campener Deich zu beobachten.
Nicht nur das: Obwohl die Bank zur strengsten Schutzzone des Nationalparks Wattenmeer zählt, gehen immer wieder Leute auf der Schillbank spazieren. Das hängt damit zusammen, dass sie dem Festland immer näher rückt.
Einen weiteren "Sprung" haben zumindestens Teile des Muschelfriedhofs im vergangenen Winter gemacht: Bei den Sturmfluten sind Muschelschalen in Richtung Deich getrieben worden. "Davon waren wir auch überrascht", meinte Südbeck. Und erst recht die Deichacht Krummhörn. Die Muschelschalen zerstören nicht direkt den Deich. Sie können aber die Grasnarbe schädigen und schränken zudem die Beweidung der Deiche durch Schafe ein, die nun mal Gras mit Muschelschalen nicht mögen. Daher hat die Deichacht gefordert, dass zumindest Teile der Muschelbank beseitigt werden.
Darin sieht Südbeck kein grundsätzliches Problem. Allerdings machte er klar, dass die Muschelbank aus Naturschutzgründen so groß wie möglich bleiben soll. "Sie ist eine ökologische Besonderheit, die zudem seltene Vögel wie Regenpfeifer und Zwergseeschwalben zum Brüten nutzen", sagt der Nationalpark-Chef.
Der streitbare Naturschützer Manfred Knake aus Esens hat bereits vorgeschlagen, zwischen Deich und Schillbank einen Graben zu ziehen. Dann wäre die Deichacht ihre Sorgen los, und obendrein werde das Betreten der geschützten Fläche schwieriger. "Es kann sein, dass wir etwas in dieser Richtung machen", meint Südbeck im Gespräch mit der OZ. Auf jeden Fall "werden wir das mit kleinen Maßnahmen hinbekommen". Gespräche mit der Deichacht werde es bald geben.