Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 225 (Mai 2007)
Klima in der Nordsee: Von Wollnashörnern und Kabeljau
Mit "Klima" ist derzeit gut Panik und Politik zu machen
Umweltverbände warnen vor der Veränderung des Artenspektrums durch die Klimaerwärmung und stellen das als Problem heraus. Es gibt Wissenschaftler, die halten das für ganz natürliche Vorgänge. Während der letzten Eiszeit streiften im Bereich der damals trockengefallenen südlichen Nordsee noch Wollnashörner, die Klimaerwärmung machte ihnen den Garaus.
Wollnashorn, Museum EcoMare, Texel/NL
Das südliche Nordseebecken wandelte sich von einer Tundra in eine riesige Moor- und Waldfläche, in der auch Elche und Riesenhirsche grasten. Mit dem Abschmelzen des Eises und der Öffnung des heutigen Ärmelkanals stieg der Meeresspiegel, die südliche Nordsee wurde nun ein mariner Lebensraum, ein natürlicher dramatischer Artenwechsel über die Jahrtausende. Seit mindestens 7000 Jahren steigt der Meeresspiegel der Nordsee als Folge der Eiszeit weiter an. Der derzeitige Anstieg liegt bei ca. 2,5mm bis 3mm im Jahr.
"Der Klimawandel trifft den Nordostatlantik und hier insbesondere die Nordsee besonders stark", so der WWF. Daher die Frage: Welches ist denn das "Standardklima" für die Nordsee, das man angeblich auch "schützen" kann. Muss man nicht zunächst das Wetter, also Temperatur, Niederschlag und Wind als Voraussetzung des Klimas "schützen", aber wie macht man das? In dem man an der CO2-Schraube dreht? Das wäre doch mehr als einfältig, weil die Klimaparameter so vielfältig sind, dass selbst die Wissenschaft sie nicht vollständig verstehen. Heute ist angeblich nach Lesart von Naturschutzverbänden der Kabeljau auch durch die "Klimaerwärmung" gefährdet. Waren es nicht mal die Fischer, die diesem ehemals in riesigen Schwärmen vorkommenden Konsumfisch gnadenlos nachsetzten und ihn an den Rand der Ausrottung brachten? An der Ostküste Kanadas wurde 1993 ein "ban" über die Kabeljaufischerei mit dem Ziel der Totalschonung verhängt; die Fischer bekamen dafür staatliche "Stütze". Am Beispiel des Kabeljaus sei aufgezeigt, dass die Klima-Diskussion etwas "fishy" geführt wird, wie der Brite zu sagen pflegt.
Kabeljau: Nordseebestand hochgradig gefaehrdet. Fangmenge 2003: 27.000 Tonnen plus Beifang aus anderer Fischerei. © Jan Kornstaedt / Greenpeace
Laut WWF wird es dem Kabeljau nämlich zu warm in der Nordsee, was britische Fischerei-Forscher verneinen (siehe unten). Demnach sucht der Kabeljau gezielt wärmere Regionen auf, weil er anpassungsfähig ist und dort vermutlich mehr Beute findet.
Wir zitieren WWF Deutschland Presseinformation:
Dem Kabeljau wird es zu heiß
WWF-Report: Klimawandel verschärft die Krise des überfischten Kabeljaus
Hamburg, 07. Mai 2007 - Die ausgebeuteten Kabeljaubestände im Nordostatlantik leiden laut einer neuen WWF-Studie zunehmend unter den Folgen des Klimawandels. "Wärmere Meere verschärfen das Drama des überfischten Kabeljaus. Die Kombination aus Klimawandel und kommerzieller Ausbeutung macht es immer wahrscheinlicher, dass die Kabeljaubestände zusammenbrechen", so WWF-Fischereiexpertin Heike Vesper. Die Erwärmung des Nordostatlantiks führt nach Angaben des Reports dazu, dass der Kabeljau immer langsamer wächst und immer weniger neue Fische die geschwächten Bestände auffrischen.
Der Klimawandel trifft den Nordostatlantik und hier insbesondere die Nordsee besonders stark. Experten messen in der Nordsee seit 1993 einen jährlichen Temperaturanstieg von 0,13 Grad Celsius, die Gesamttemperatur ist mittlerweile um 1,7 Grad angestiegen. Für den gesamten Nordostatlantik kommen Klimamodelle im Laufe des 21. Jahrhunderts auf eine Erwärmung um 0,5 bis 1 Grad Celsius.
Als Folge sei, so die WWF-Studie, schon in den 90er Jahren ein deutlich geringeres Anwachsen der Kabeljaubestände zu beobachten gewesen. Wärmere Meere beeinträchtigen das Nahrungsangebot für Fischlarven. So wachsen sie langsamer, ihre Überlebenschancen sinken. "Überfischung und Klimawandel sind ein Teufelskreislauf. Je dezimierter die Bestände, desto stärker leidet der Kabeljau unter höheren Temperaturen und unverantwortlichen Fangquoten. Nur gesunde Fischbestände können angemessen auf Veränderungen reagieren", so WWF-Sprecherin Vesper. Allein in der Nordsee werden jährlich 28.000 Tonnen Kabeljau gefangen.
Die Folgen der Meereserwärmung müssen in der Fischereipolitik zu berücksichtigt werden, so der WWF. "Dieser doppelte Druck macht es derzeit unmöglich, dass sich der Kabeljau erholt. Der WWF fordert einen rigorosen Fangstopp für die am stärksten gefährdeten Bestände", sagte Vesper. Die Umweltorganisation setzt sich zudem für eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes ein, um die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Centre for Environment, Fisheries & Aquaculture Science (Cefas)
http://www.cefas.co.uk/news/2006/pr-2006-12-19.htm
06/06: 19 December 2006
Climate change no threat to cod
Research published online in a paper today suggests that climate change has had little influence on adult cod movements in the North Sea. Scientists David Righton from the Centre for Environment, Fisheries & Aquaculture Science (Cefas) and Francis Neat from Fisheries Research Services (FRS) jointly investigated the thermal ecology of cod throughout the North Sea.
The recent warming of the North Sea has been accompanied by the decline of Atlantic cod (Gadus morhua L.) over the past 20 years. Whereas over-fishing has been a factor, cod distribution has been shown to be moving north. Other potential reasons for the shift could be changes in prey distribution or the fact that the southern component of this commercially important stock is more depleted than the northern.
Cod are highly mobile fish. Scientists conjecture that they might be expected to move to cooler habitats if global warming has created unfavourable habitats in the south. To test this theory, Neat and Righton compared the temperature experience of cod with independently measured sea-bottom temperature data.
Using "data loggers", tiny electronic data storage tags (DSTs), the scientists tagged individual fish between 1999 and 2005. From 129 returned tags, it was found that most cod occupied a warmer fraction of the sea than was potentially available to them, despite cooler waters being within reach. Thus adult cod do not avoid warm water, suggesting that climate change is just one of many factors that influence cod distribution.
Cefas scientist, David Righton, said; "We've got some amazing individual-based data that provide us with information on how adult cod respond to thermal habitat changes. Probably for a number of complex reasons, cod don't seem to avoid high temperatures. Our study shows that understanding the processes that drive the interaction between species and their environment is crucial to making predictions about how marine ecosystems will change in the future as climate changes."