Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 215 (April 2007)

Wie man sich mit dem Klima einen Bären aufbinden lässt

Knut und die Welt bei der EGE

Eigentlich wollte der Wattenrat auch einen beißenden Artikel zur derzeit grassierenden Klima-Hysterie verfassen. Wir lassen das. Das hat die uns die "Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e.V. (EGE)" schon abgenommen, mit dem Eisbären Knut. Besser können wir das nicht. Knut beißt zwar noch nicht, bringt aber vieles auf den Punkt. Wir danken der EGE für die Überlassung des Beitrages.

Knut und die Welt - April 2007

Kein Jahr ist es her, da trafen den unzivilisierten Problembären Bruno der Unwille der bayerischen Staatsregierung und ein finaler Rettungsschuss. Der Bär an sich sei willkommen, nur ein Schadbär halt nicht. Jetzt ist er da, der Bär, auf den alle gewartet haben, um den Verdacht zu widerlegen, die Deutschen seien kein bärenfreundliches Land.

Des Deutschen liebster Bär ist ein Polarbär, ein Berliner zumal, hört auf den Namen Knut und lässt niemanden kalt. Umweltminister Gabriel hat ihn ganz selbstlos adoptiert. Wegen der Klimaerwärmung schmölze mit jeder Eisscholle der Bären Lebensraum dahin, verzöge sich mit dem Eis die Beute, laste die ganze Verantwortung für die Fortpflanzung der Bären nun auf dem kleinen Petz und den anderen Zoobären.

Eisbären sind bis auf weiteres nicht vom Aussterben bedroht, haben schon Grönland eisfrei gesehen und erdgeschichtliche Warmzeiten überstanden. Aber, Knut rührt das Herz, lockt die Besucher, belebt den Aktienmarkt und hebt vielleicht sogar die Popularität des für den Arten- und Klimaschutz zuständigen Ministers. Das Fell des Bären ist eine weiße Weste.

Einen solchen Bären lässt sich die mediale Öffentlichkeit nur zu gern aufbinden. Wen kümmert´ s, dass die Bundesregierung gerade das nationale Artenschutzrecht drastisch abzubauen sucht. Mit den tatsächlich bedrohten 16.000 heimischen Tierarten ist es wie mit den Propheten im eigenen Land: Sie gelten nichts. Vielleicht gerade deshalb, weil sie am wenigsten des Klimawandels, sondern ganz unmittelbar der Zerstörung ihrer Lebensräume und der Störungen in ihren Lebensräumen wegen gefährdet sind. Insofern bedarf es eines Klimawandels der besonderen Art - eines Mentalitätswechsels in den Parlamenten, Interessenverbänden und Konzernen und in den Herzen jedes Einzelnen.

Die EGE wünscht Knut eine lange Kindheit, denn das Publikum liebt den Bären, solange er klein ist. Und im Zoo ist mancher Besucher besser aufgehoben als an den Brutplätzen seltener Wildtiere [...]

 
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