Wattenrat

Ost-Friesland

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Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 203 (Februar 2007)

Aus für den Hochgeschwindigkeitskatamaran “CAT No1”

Gastbeitrag von Peter Baum: Nachruf zum HSC “CAT No 1”
Hochgeschwindigkeitskatamaran “CAT No 1” muss die Nordsee verlassen!

Foto: Wattenrat, CatNo.1 im Juli 2004 vor Langeoog

Nach 8 Jahren “Highspeed” wurde der “roten Ferrari“ der Nordsee von seinem Eigner verkauft und auf Norderney gebührend verabschiedet. Der innovative Aufruf von Reederei und Tourismusmanagement: “ über das Meer zu fegen ist wirklich ein besonderes Erlebnis”, gehört nun der Vergangenheit an. Der Rummelplatz Deutsche Bucht hat sein schnellstes Fahrgeschäft verloren. Nordseefreunde und Meeressäuger können aufatmen. Das Aushängeschild der AG Reederei Norden-Frisia hat seine Anker im geschützten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer auf Norderney gelichtet. Erleichterung bei der Nationalparkverwaltung, die bereits vor Zulassung des “CAT No 1” Bedenken zum Ausdruck brachte und ihre Arbeit im Widerspruch sah. Dem Haupteigner gelang es jedoch die Wogen als Nationalparksponsor diplomatisch zu glätten.

Die Schutzstation Wattenmeer Schleswig-Holstein sah im Betrieb des “CAT No 1” die größte Bedrohung für ihr Ökosystem und hat nun ebenfalls Grund zur Freude. Das Getöse der Triebwerke mit 64 Zylinder und 12.633 PS ist verstummt und macht den Meeressäugern wieder eine Ortung im Wasser möglich. Kein Jungtier wird mehr vom Schwall des 250 Tonnen schweren Fahrzeugs von der Sandbank gerissen und von seiner Mutter getrennt. Kein Seehund wird mehr von den scharfen Kufen verstümmelt und anonym auf offner See treiben. Die rasanten Fahrten in der Dunkelheit haben ein Ende und die Tiere Nachts wieder ihre Ruhe.

Nordseefreunde können allerdings nur hoffen, dass sich eine derartige Borniertheit gegenüber der Natur nicht wiederholt. Der “CAT No 1” begibt sich nicht etwa abgetakelt zu einem Schrottplatz, sondern tritt die Reise nach Estland an. Dort wird er im Fährverkehr unter dem Namen “Merilin” zwischen Tallin und Helsinki die Ostsee aufmischen. Bedauerlicherweise ist auch dort der vom Aussterben bedrohte Schweinswal heimisch und hat nun eine neue tödliche Bedrohung zu erwarten.

Am Nordseestrand haben Todfunde geköpfter Seehunde manchem Feriengast den Spaß verdorben, mit über 80 km/h nach Helgoland zu rasen. Nach Angabe der Reederei waren die Betriebskosten des “CAT No 1” zu hoch und hat sich zum finanziellen Sorgenkind entwickelt. Das Übel lag im kostspieligen Treibstoffverbrauch von 3.000 Liter Leichtöl in nur einer Betriebsstunde.

Die Lebewesenvernichtung durch den offenen Triebwerkeinzug in 160.000.000 Liter Nordseewasser in nur einer Betriebsstunde und auf insgesamt acht Einsatzjahre berücksichtigt, war für unsere Natur angeblich nie zu teuer.

Die Klimaverschiebung hat die Großwetterlage der Nordsee verändert und viele geplante “Highspeed-Einsätze” nach Helgoland unmöglich gemacht. Bundesweite Kritiken zum “CAT No 1” in Presse, Funk und Fernsehen haben eine positive Entwicklung auf unsere schützenswerte Natur durch rückläufige Fahrgastzahlen genommen und dem Betreiber den erhofften Gewinn versagt. In Zeiten zunehmender Naturkatastrophen haben sich aus vielen unbedachten Fährgästen sensible Menschen entwickelt, die nicht bereit waren unsere Schöpfung “just for fun” aufs Spiel zu setzen. Wollen wir hoffen, dass der “CAT No 1” für die Nordsee nicht zu spät gestorben ist.

 
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