Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 182 (September 2006)
Bundesumweltminister Gabriel vermarktet Nationalparke
Nationalparke in Deutschland: Bundesumweltminister Gabriel als Tourismus-Promoter auf Sommerreise in Großschutzgebieten
Nationalparke in Deutschland wurden offensichtlich nur für die touristische Vermarktung eingerichtet. Um Tiere und Pflanzen in ihren ungestörten Lebensräumen geht es schon seit langem nicht mehr, der §24 des Bundesnaturschutzgesetzes ist Makulatur geworden. Nun verscherbeln der Bundesumweltminister Gabriel und auch "Europarc" mit Politikern und Verwaltungen die letzten deutschen Großschutzgebiete an die Tourismusindustrie. "Partner" von Europarc sind u.a. die Commerzbank (nomen est omen), Honda, der Outdoor-Klamotten-Hersteller Fjällräven und nicht zuletzt die "Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE)", deren Geschäftsstelle residiert in einer alten Windmühle in Westeraccum im LK Aurich.
Geschäftsführer der NUE ist Onno Poppinga, ehemaliger Referent für Umwelt und Landwirtschaft der SPD im Niedersächsischen Landtag, Intimus des ehemaligen Umweltministers Jüttner und des abgesägten Ministerpräsidenten Glogowski. P. wurde anschließend Bundesgeschäftsführer des BUND (mit welchen Connections wird man das?) und ist "nebenbei" Betreiber und Geschäftsführer von Windparks in Ostfriesland. Eine seiner Anlagen steht in einem ehemaligen "national bedeutsamen Rastgebiet für Wat- und Wasservögel" in Dornum/LK Aurich, wo auch Alois Wobben/Enercon lukrativen EEG-Strom herstellen lässt.
Vorstandsmitglied bei Europarc ist Holger Wesemüller, vom WWF entlassener Mitarbeiter für das Wattenmeer. Naturschutz ist Geschäft und Versorgungseinrichtung für Gremien-Naturschützer geworden, die einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen können. In diesem Klüngel und Filz kann alles gedeihen, nur nicht der fachliche Naturschutz! Der ist trotz riesiger Verwaltungs- und Versorgungssapparate so tot wie nie.
Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums, Nr.184/06 Berlin, 14.07.2006:
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel beginnt Sommerreise durch Nationale Naturlandschaften
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel wird in der kommenden Woche einige der schönsten und wertvollsten Landschaften Deutschlands bereisen. Stationen der viertägigen Sommerreise sind das Wattenmeer, der Schaalsee und die Havel, das Altmühltal und der Pfälzerwald. Alle Reiseziele des Ministers liegen in den Gebieten, die unter der neuen Marke "Nationale Naturlandschaften" zusammengefasst sind. Mit seiner Reise will Gabriel die Bekanntheit der Schutzgebiete vergrößern und auf die steigende Bedeutung des deutschen Naturerbes für den Tourismus hinweisen.
"Kein Wirtschaftssektor wächst so schnell wie der Tourismus. Schon jetzt arbeiten in Deutschland 2,8 Millionen Menschen in dieser Branche. Gerade der Tourismus in den Nationalen Naturlandschaften steigert die Wertschöpfung in der Region. Ein Urlaub in Deutschland ist im Trend und er ist ökologisch sinnvoll", sagte Gabriel. Das Potenzial für einen naturnahen Tourismus sei groß. Rund 70 Prozent der Deutschen würden gerne einmal in den heimischen Naturparadiesen Urlaub machen, zeigte das Ergebnis einer EMNID-Umfrage vom Februar 2006.
Zusätzliche Chancen für den Tourismus sieht Gabriel durch den Erfolg der Fußballweltmeisterschaft. Zwei Millionen ausländische Gäste kamen zur WM nach Deutschland, doppelt so viele wie erwartet. "Das große Interesse an Deutschland und das zur Zeit positive Bild im Ausland können die deutschen Naturparke nutzen, um den nachhaltigen Tourismus in Deutschland auszubauen", so Gabriel.
Seit Dezember 2005 treten die wertvollsten Landschaften Deutschlands gemeinsam unter einem Dach auf, den "Nationalen Naturlandschaften". Rund 120 Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks werben für die deutschen Schutzgebiete. Verantwortlich für die Umsetzung sind EUROPARC Deutschland und der Verband Deutscher Naturparke. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem Bundesumweltministerium und vielen Ländern finanziell gefördert.