Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 180 (September 2006)
Behördlicher Naturschutz hängt an der Bierflasche
Friesisches Brauhaus zu Jever zahlt 40.000 Euro in Naturschutzstiftung
Hängt der behördliche Naturschutz an der Flasche?
Wenn es auf Wangerooge in der strengsten Schutzzone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer zu "Konflikten zwischen touristischen Aktivitäten und dem Lebensraumanspruch bedrohter Vogelarten, wie zum Beispiel der Zwergseeschwalbe" (ist doch nett formuliert!) gekommen ist, hätten diese auch ohne den verstärkten Bierkonsum anlässlich der Fußball-WM und den daraus resultierenden Einnahmen der Jever-Brauerei gelöst werden müssen.
Da gibt es z.B. den § 42 des Bundesnaturschutzgesetzes, der das Aufsuchen von streng geschützten Arten an ihren Brut- oder Zufluchtstätten unter Strafe stellt, oder den § 6 des Gesetzes über den Nationalpark "Niedersächsisches Wattenmeer", in dem Ähnliches steht.
Wurden das Nationalparkgesetz und das Naturschutzgesetz inzwischen außer Kraft gesetzt? Wird die Konfliktlösung und die Verfolgung von Rechtsverstößen im Nationalpark mit seinem bekannten gewaltigen Vollzugsdefizit nun von der Höhe des Bierkonsums bestimmt, hängt der behördliche Naturschutz auch schon an der Flasche, oder ist das der viel genannte "Bürokratieabbau" mittels Brauereischeck?
Wir zitieren aus dem Jeverschen Wochenblatt, 02. Aug. 2006:
40.000 Euro für Naturschutzstiftung
Aktion "Jede Kiste schützt die Küste" / Aussichtsplattform für Wangerooge geplant
Jever/Wangerooge/lia - Schon zum zweiten Mal konnte gestern das Friesische Brauhaus zu Jever einen dicken Scheck an die Naturschutzstiftung Region Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven überreichen: 40000 Euro (großzügig aufgestockt durch die Brauerei) kamen bei der letzten Aktion "Jede Kiste schützt die Küste" zusammen. Von jedem Kasten Jever Pilsener, der zwischen dem 15. Mai und dem 30. Juni von der Rampe in Schortens in die Region ging, flossen 20 Cent in die Aktion. "Im Mai war die Witterung zwar eher kühl, aber die Fußball-Weltmeisterschaft hat uns und letztendlich auch der Natur geholfen, eine tolle Summe zu erzielen", zog Brahaus-Geschäftsführer Wolfgang Speth eine positive Bilanz. Er überreichte den Spendenscheck gestern Nachmittag an Armin Tuinmann, Geschäftsführer der Stiftung, der auch gleich verkündete, was mit einem Großteil des Geldes passieren soll. Geplant ist der Bau einer neuen Aussichtsplattform am Ostende der Insel Wangerooge. Hier, in der so genannten Ruhezone I, kam es in der Vergangenheit häufig zu Konflikten zwischen touristischen Aktivitäten und dem Lebensraumanspruch bedrohter Vogelarten, wie zum Beispiel der Zwergseeschwalbe. Außerdem soll ein Naturschutzgebiet in der Samtgemeinde Esens durch Ankauf weiterer Flächen aufgewertet werden.