Wattenrat

Ost-Friesland

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Eierdiebe auf Ostfriesischen Inseln

Nein, nicht die Krähen: Insulaner als Eiderdiebe und Nestplünderer im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Alle Jahre wieder wird von den Ostfriesischen Inseln berichtet, dass Gelege von wildlebenden Vögeln durch Insulaner abgesammelt werden. Das ist bei Bodenbrütern nicht besonders schwer.

In diesem Jahre machen die Nationalparkverwaltung und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz (NLWKN) erstmals auf diese Rechtsverletzungen aufmerksam.

Nach zwanzig Jahren des Bestehens des Nationalparks Nieders. Wattenmeer hat sich bei der Inselbevölkerung immer noch kein Unrechtsbewusstsein hinsichtlich der Störung in Brutvogelkolonien und Vernichtung von Gelegen herausgebildet, ist das ist die viel gepriesene "Akzeptanz" des Nationalparks in der Bevölkerung? Zu Fragen ist auch nach der Rolle von Jagdausübungsberechtigten auf den Inseln und wie diese in die Gelegeräuberei verwickelt sein könnten. Auf Langeoog verschwanden in diesem Jahr ebenfalls sämtliche Graugansgelege an einem Wanderweg, spurlos, ohne Schalenreste, also ohne Einwirkungen von tierischen Nesträubern.

Erschreckend deutlich wird die Hilflosigkeit der "Nationalparkwarte", von denen gibt es nur sieben Hauptamtliche auf fast 280.000 Hektar Nationalparkfläche gibt: ohne Kompetenzen, ohne Fahrzeuge, ohne Boote. Die Nationalparkwarte dürfen noch nicht einmal einen Platzverweis erteilen und werden entsprechend wenig ernst genommen.

Immerhin: Wenn Nicht-Jagdausübungsberechtigte Gelege von jagdbaren Arten plündern, ist das Jagdwilderei und kann als Straftat auch mit Freiheitsentzug geahndet werden. Mit Sicherheit ließen sich auf Inseln mit einer überschaubaren Wohnbevölkerung ohne Schwierigkeiten die Täter feststellen und diese zur Anzeige bringen. Aber in den besonderen Insel-Soziotopen hätten die Nationalparkwächter nichts mehr zu lachen, würden sie tatsächlich die Polizei einschalten.

Hilflose Appelle der Nationalparkverwaltung, doch bitteschön die Regeln einzuhalten, werden seit Jahren ignoriert. Die Forderung nach einem funktionierenden Rangersystem mit hoheitlichen Befugnissen, sprich Personalienfeststellung, Platzverweis und ggf. Verhängen von Geldbußen ist also aktuell wie nie zuvor. Das ist in einem echten Nationalpark Standard!

Aber man wird sich selbst im Juli anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Nationalparks feiern: "Wo Mensch und Natur sich begegnen" ist das Motto. Auf den Inseln bleibt durch diese Begegnung der besonderen Art kaum etwas von Natur übrig.

Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung und des NLWKN

24. Mai 2006 - Presseinformation

Eiersammeln im Nationalpark kein "Kavaliersdelikt"

Jetzt im Mai läuft das Brutgeschäft von Möwen und anderen Seevögeln im Nationalpark "Niedersächsisches Wattenmeer" auf Hochtouren. Leider wurden in den letzten Wochen auf einigen Ostfriesischen Inseln wiederholt Eiersammler in den geschützten Brutkolonien beobachtet. Am schlimmsten hat es die große Möwenkolonie Melkhörn auf Langeoog getroffen: Kürzlich wurden dort noch bis zu 3000 Brutpaare beobachtet - jetzt wurden bei der Gelegezählung gerade noch eine Hand voll Eier gefunden.

Auf Langeoog werden beinahe täglich Eiersammler in den Silber- und Heringsmöwen-Kolonien gesehen, auch im gerade renaturierten Sommerpolder. Auch auf Spiekeroog sind die menschlichen Nesträuber unterwegs. Auf Norderney wurde die Lachmöwenkolonie auf der Ostplate geplündert. Letztes Jahr brüteten dort etwa 1200 Brutpaare, dieses Jahr hat sich die Kolonie Ende April dort wieder angesiedelt. Bei der Gelegezählung am vorletzten Wochenende waren die Möwen fort, es wurden nur leere Nester gefunden.

Natürlich werden die Eiersammler von der Nationalpark-Wacht angesprochen und aufgefordert, die Kolonien zu verlassen. Offensichtlich weckt das bei den Betroffenen wenig Einsicht - die Plünderung der Gelege wurde fortgesetzt, mit den genannten dramatischen Folgen.

Aus diesem Anlass weisen die Nationalparkverwaltung, der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) wie auch die Landkreise Wittmund und Aurich als Untere Jagdbehörden darauf hin, dass das Sammeln von Eiern wild lebender Vögel verboten ist - sowohl nach dem Nationalpark-Gesetz als auch nach dem Bundesjagdgesetz. Für Nichtjäger ist es Jagdwilderei und stellt damit eine Straftat dar. Auch "zieht" eine Ausrede der Sammler nicht, sie hätten eine Erlaubnis des Jagdpächters. Dieser würde bei einem Gesetzesverstoß nicht nur die Kündigung seines Pachtvertrages riskieren. Verantwortungsbewusste Jäger wirken im Rahmen des Jagdschutzes am Erhalt der Vogelkolonien mit.

Der massenhafte Abschuss von Möwen und die Plünderung ihrer Nester waren vor fast 100 Jahren Auslöser für die Einrichtung der ersten Schutzgebiete im Wattenmeer. Seitdem wurde stetig daran gearbeitet, den Schutz zu verbessern, nicht zuletzt durch die Schaffung des Nationalparks vor 20 Jahren. Dieser Schutz hat Erfolg gezeigt.

Wie die kürzlich vom Umweltministerium veröffentlichte "Weiße Liste" der Brut- und Gastvögel belegt, hat sich der Bestand von 90 Brutvogelarten landesweit erfreulich erholt - nicht zuletzt durch die Ausweisung von Schutzgebieten, die Sicherung wertvoller Brut- und Nahrungsflächen und die Umsetzung spezieller Artenhilfsmaßnahmen, aber auch über den Vertragsnaturschutz mit Land- und Forstwirtschaft. Einheimische und Touristen, die rücksichtsvoll mit der einzigartigen Natur des Wattenmeeres umgehen, haben zu diesem schönen Erfolg beigetragen. "Es wäre mehr als bedauerlich und nicht im Interesse der vielen Unterstützer, wenn dieser Erfolg von einigen wenigen Uneinsichtigen in kurzer Zeit zunichte gemacht würde", heißt es in einer gemeinsamen Presseinformation der Nationalparkverwaltung, des NLWKN und der Landkreise Aurich und Wittmund.

 
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