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Hohes EU-Bußgeld für Küstenfischer

Das Fischereikartell hat trotz eindeutiger EU-Verstöße gute Karten: Das Verbraucherminsterium will helfen. Das EU-Recht in Deutschland, nicht nur beim Naturschutz, ist ziemlich ausgehöhlt! Unrechtsbewußtsein ist nicht vorhanden, sonst waren es immer die "bösen" Niederländer, die zu kräftig abfischten. Plündern und abzocken, jetzt kommt die Rechnung aus Brüssel.

Fischern droht 1,7 Millionen Euro Bußgeld
Anzeiger für Harlingerland    08.03.2003 (S. 7)

-EUJ- Neuharlingersiel. Der neue Vorsitzende des Verbandes der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei Weser-Ems, Dirk Sander, versteht schon jetzt die Fischereipolitik nicht mehr. Wie er gestern auf der Jahreshauptversammlung in Neuharlingersiel mitteilte, ist den Fischereierzeugergemeinschaften der deutschen Nordseeküste vom niederländischen Kartellamt ein Bußgeldbescheid in Höhe von insgesamt 1,7 Millionen Euro ins Haus geflattert. 700.000 Euro entfielen davon auf Weser-Ems.

Der Vorwurf: Preis- und Mengenabsprachen entgegen den Brüsseler Bestimmungen. Dabei seien die Erzeugergemeinschaften seinerzeit mit Absegnung durch Land und Bund gerade mit dem Ziel gegründet worden, Fangmengen und Preise abzustimmen. Damit sei es gelungen, ein Gegengewicht gegen die Großhändler zu schaffen. Sanders: "Wir meinten, alles richtig gemacht zu haben. Jetzt sieht es sehr schwarz für uns aus." Ministerialrat Gerd Conrad, Referatsleiter im Bundesverbraucherministerium, sah eine juristische Ansatzmöglichkeit, sich auf die Marktordnung, in der Rechte und Pflichten der Erzeugergemeinschaften niedergelegt sind, zu berufen. Letztlich stehe bei der EU-Kommission noch ein Rahmenprogramm aus, über das zuletzt vor drei Wochen in Brüssel konferiert, das aber noch nicht verabschiedet worden sei.


Fischer sehen schwarz
Ostfriesen-Zeitung 08.03.2003 (S. 12)

Bußgeldverfahren zeigt erste Folgen: Großhandel zahlt für Granat nur noch die Hälfte

"Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll", meint der neue Vorsitzende des Landesfischereiverbands, Dirk Sander.

sr Neuharlingersiel. Es könnte so schön sein: Eigentlich haben die Granatfischer in Weser-Ems gute Aussichten, werden von der Europäischen Union mal in Ruhe gelassen und fangen mit dem Granat ein Produkt, das begehrt und nicht überfischt ist. Trotzdem sehen die Granatfischer schwarz: Die niederländische Kartellbehörde hat gegen deutsche, niederländische und dänische Fischer ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Mit Folgen: Die Großhändler, die den ostfriesischen Fischern den Granat abkaufen, zahlen nur noch die halben Preise.

"Wir wissen wirklich nicht, wie es weitergehen soll", meinte gestern bei der Jahreshauptversammlung des Landesfischereiverbands in Neuharlingersiel der Neßmersieler Fischer Dirk Sander. Es war seine erste Rede als neuer Vorsitzender des Verbands. Einige Minuten vorher war er von der Versammlung einstimmig zum Nachfolger von Wilhelm Th. Jacobs gewählt worden.

Die Fischer sind sich keiner Schuld bewusst. Deutsche, niederländische und dänische Granatfischer haben sich vor einigen Jahren zusammengetan und Fangmengen abgesprochen, um den Granat nicht zu überfischen und die Preise stabil zu halten. Für diese trilaterale Zusammenarbeit gab es von der Landesregierung Lob und von der Europäischen Union sogar einen Zuschuss zu einer Computeranlage.

Die Bußgeldbescheide der niederländischen Kartellbehörde trafen die Fischer daher völlig unvorbereitet. "Wir dachten doch, wir machen alles richtig", meinte Sander gestern. Die niederländische Kartellbehörde sieht in der Zusammenarbeit aber eine Wettbewerbsverzerrung zu Lasten von Konsumenten und Händlern, die nicht an diesem System teilhaben. 700.000 Euro Bußgeld soll die Erzeugergemeinschaft Weser-Ems zahlen, mehrere Millionen Euro Bußgeld bekamen niederländische Großhändler auferlegt. "Die holen sich das Geld jetzt von uns wieder", meint Sander. Langfristig könnten die Granatfischer mit diesen Preisen nicht überleben, sagt er. Wenn es dabei bleibt, "sehe ich schwarz", meint Sander.

Das Verbraucherministerium soll helfen. Gestern war eigens Ministerialrat Gerd Conrad aus Bonn angereist und versprach, das Verfahren genau zu beobachten. Er machte den Fischern etwas Hoffnung, weil es in der Europäischen Union eine Marktordnung gebe, die eine trilaterale Zusammenarbeit von Erzeugergemeinschaften erlaube.

Die Fischer müssen also abwarten. Und zahlen. Sander: "Der Anwalt ist teuer."

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