Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 154 (Februar 2006)
Wegeöffnung Dornumersiel - alle lehnen ab
Nur nicht das Umweltministerium
Nationalpark Wattenmeer: Wegeöffnung für den Tourismus bei Dornumersiel wird von der Nationalparkverwaltung, der Unteren Naturschutzbehörde und nun auch vom BUND LV-Niederdsachsen abgelehnt. Lediglichlich die Gemeinde Dornum und die "Experten" des Niedersächsischen Umweltministeriums beharren darauf.
Nach dem Wattenrat vorliegenden Informationen hat sich die Nationalparkverwaltung gegenüber dem Umweltministerium ebenfalls in einer fachlichen Stellungnahme eindeutig gegen die Wegeöffnung ausgesprochen. Das Gebiet ist ein Brutgebiet von "nationaler Bedeutung". Der Landkreis Aurich als "Untere Naturschutzbehörde" lehnt die Wegeöffnung wegen der Brutvögel-Datenlage und wegen der Auswirkung auf die Rastvögel im Spätsommer ebenfalls ab.
Entgegen den Äußerungen des Nationalparkleiters Südbeck in der Presse (s.u.) ist der angeprochene Vergleich mit dem freigegebenen Weg im "NSG Petkumer Deichvorland" bei Emden durchaus zulässig: Im NSG Petkumer Deichvorland ist der Besucherverkehr offiziell nur von Juli bis einschließlich September zulässig, daran hält sich aber niemand, der Weg wird ganzjährig, gerade an Wochenenden, stark belaufen, eine wirksame Kontrolle findet nicht statt. Die wegenahen Brutvögel gibt es nicht mehr, die rastenden Gänse werden von den wegenahen Flächen vetrieben. Das wird bei einer Freigabe des Wege bei Dornumersiel in der strengsten Schutzzone des Nationalparks ebenso geschehen.
In der Berichterstattung wird allerdings der Eindruck erweckt, auch Nationalpark-Leiter Südbeck unterstütze die Position des Umweltministers und des Tourismus-Machers bei der Wegeöffnung. Dies würde der fachlichen Stellungnahme der Nationalparkverwaltung widersprechen.
Erfreulich: Nun macht auch der BUND beim Protest gegen die Wegeöffnung bei Dornumersiel mit mit, hoffentlich nicht nur als Trittbrettfahrer.
Siehe auf unseren Seiten dazu auch: Umweltminister Sander als Türöffner für die Tourismuswirtschaft und Petkumer Deichvorland: Freigabe ein "Akzeptanzproblem".
Wir zitieren aus dem Ostfriesischen Kurier, Norden 22. Februar 2006:
Öffnung des Sommerdeichs für Spaziergänger bleibt umstritten
Neßmersiel/fr/mg - Die Öffnung des Sommerdeichs zwischen Neßmersiel und Dornumersiel für Fußgänger bleibt umstritten. Dornums Tourismus-Chef Dieter Erdmann und der Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Peter Südbeck, verteidigten die von Umweltminister Hans-Heinrich Sander per Erlass verkündete Freigabe gegen Kritik. Urlauber und Einheimische müssten die Möglichkeit haben, die Natur direkt zu erleben, meinte Erdmann gestern in Neßmersiel am Rande der Programm- Vorstellung zum 20-jährigen Bestehen des Nationalparks. Allerdings müssten sich die Besucher auch ihrer Verantwortung bewusst sein, sonst werde der Wanderweg zügig wieder geschlossen, kündigte Erdmann an: "Dann ist er schnell wieder weg."
Südbeck wies Vorwürfe zurück, die Nationalpark-Verwaltung habe ihren Standpunkt im Zusammenhang mit der Sommerdeichsöffnung nicht entschieden genug deutlich gemacht. "Wir werden die fachliche Bewertung auch künftig in die Diskussion hineintragen", sicherte der Leiter zu. Wie berichtet, hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Bedenken gegen die Freigabe geäußert, weil er eine Störung der Vogelwelt befürchtet und dabei auf negative Erfahrungen in Petkum verwiesen. In Südbecks Augen kein zulässiger Vergleich, denn in Neßmersiel sei die Freigabe auf Fußgänger und, anders als an der Ems, auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt.
Ein deutliches Nein kam vorgestern allerdings auch vom Landkreis Aurich als Untere Naturschutzbehörde. Wie berichtet, werden dort naturschutzrechtliche Gründe ins Feld geführt. Kreis-Pressesprecher Manfred Galka hatte auf die jahrzehntelange bewährte Praxis hingewiesen. Die Sperrung des Weges sei inzwischen von den Menschen akzeptiert. Es gebe genügend andere Wanderwege. Die Nationalparkverwaltung hatte den Landkreis um eine Stellungnahme gebeten. In Wilhelmshaven lag gestern die Begründung für das ablehnende Votum noch nicht vor, wie es auf Anfrage hieß. Ein Sprecher machte aber deutlich, dass die Nationalparkverwaltung ohne eine Zustimmung aus Aurich von sich aus den Sommerdeichsweg nicht öffnen darf.
"Der Landkreis ist definitiv in dem Bereich die Untere Naturschutzbehörde", stellte der Nationalpark-Sprecher fest. Seine Verwaltung wolle nun die Stellungnahmen anderer beteiligten Behörden und Verbände abwarten und dann die Angelegenheit dem niedersächsischen Umweltministerium als Oberste Naturschutzbehörde zur Klärung vorlegen. Wie in Hannover entschieden werde, darüber mochte der Sprecher nicht spekulieren.