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Erdgas-Exploration läßt Deich absacken

Landesbehörden geben Meßdaten nicht heraus

Durch die Erdgas-Exploration sackt der Wattenboden ab. Das kann zu Problemen mit der Standfestigkeit der Deiche führen. Das Phänom ist seit Jahren in den Niederlanden bekannt und wird jetzt auch endlich in Ostfriesland thematisiert.

Auch ein Mitarbeiter des Wattenrates hatte das lange bekannte, aber stets verschwiegene Problem der Küstenabsenkung durch Gas-Explorationen laut Protokoll vor dem "Wattenmeerforum" am 09. Nov. 2004 in Aurich vorgebracht.

Wir zitieren aus der Ostfriesen Zeitung, Ausgabe Emden, 07.01.2006:

Roß: Deich-Absackungen lange bekannt

Von Alfred Meiborg

KÜSTENSCHUTZ Krummhörner Ratsherr versteht Aufregung nach Äußerung des Oberdeichrichters nicht

Die Folgen der Erdgasbohrungen seien im Laufe der Jahre nicht ausgeblieben, meint der Pewsumer. Der Kommunalpolitiker wundert sich über die Ignoranz der Landesbehörden.

Krummhörn - Alter Wein in neuen Schläuchen: Der Krummhörner SPD-Ratsherr Helmut Roß wundert sich, dass das von Oberdeichrichter Giesbert Wiltfang angesprochene Problem der Deich-Absackungen durch Erdgasbohrungen so hohe Wellen schlägt. "Ich habe seit 1992 auf dieses ungeklärte Problem hingewiesen", sagte Roß.

Wie berichtet, hat Wiltfang die Folgen der Bohrungen in der Krummhörn, aber auch in den Niederlanden angesprochen und Versackungen damit in Verbindung gebracht. Besonders ärgert ihn, dass die Landesbehörden die gemessenen Daten trotz Anfrage nicht herausgeben.

Wiltfang meint, dass die Erdgasunternehmen stärker als bisher an den Kosten für Reparaturen an den Deichen, die durch Versackungen notwendig werden, beteiligt werden müssen. Die Zahlung über den Förderzins an das Land sei nicht ausreichend, so der Oberdeichrichter. Das Thema wird jetzt den Landtag in Hannover beschäftigen.

Der Pewsumer Helmut Roß meint, dass das Problem seit vielen Jahren verharmlost wird. "Ich kann mich über die Ignoranz der Behörde nur wundern." Ihm liege ein Schreiben vom 8. Dezember 1993 vor, in dem das zuständige Landesbergamt in Clausthal-Zellerfeld der Gemeinde Krummhörn mitgeteilt habe, dass durch Bohrungen in Groningen mit Bodenbewegungen größeren Ausmaßes im Küstenbereich nicht zu rechnen sei.

In einem weiteren Schreiben hat das Landesbergamt sechs Jahre später mitgeteilt, dass zum Ende der Erdgasförderung in Groningen an der Knock Absenkungen bis zu 20 Zentimeter zu erwarten seien. "In den letzten Jahren sind an den Messpunkten in der Krummhörn keine Messungen mehr gemacht worden. Das war auch nicht erforderlich", hieß es.

Helmut Roß meint, dass das Problem insgesamt zu oberflächlich betrachtet wird. Der Meeresspiegel solle bis 2050 um bis zu 50 Zentimeter und durch Bodenabsenkungen vielleicht sogar um 80 Zentimeter ansteigen. "Das bedeutet, dass man im Katastrophenfall gerüstet sein muss", so Roß. Erste Deichbrüche auf niederländischer Seite seien Warnung genug.

Dramatisch werde es, wenn bei einer Orkan-Sturmflut und einer Bodenversackung das schief stehende Siel- und Schöpfwerk an der Knock ausfalle und Wassermassen ins tiefer gelegene Hinterland fließen würden. "Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehört zum Beispiel nach dem Abbau der Sirenen ein vernünftiges Alarmierungssystem, das nicht nur den Feuerwehrleuten, sondern auch den Bewohnern hilft", so Roß.

Er fordert rechtzeitiges Handeln aller Stellen. "Wenn in der Krummhörn das Wasser fünf Meter hoch steht, können die Mitverantwortlichen in Aurich noch einen Schaufensterbummel machen."

 
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