Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 134 (Dezember 2005)
Region aktiv vor dem Aus
Bundesprojekt "Regionen aktiv" : Region Ostfriesland - Projekt gescheitert, Steuergeld verbrannt
Das war mal wieder so eine der regelmäßig auftretenden Kopfgeburten, um aus irgendwelchen Fördertöpfen "Marketing" für Ostfriesland zu betreiben, eine kleine Randregion ins Zentrum der Weltbetrachtung zu befördern. Ziele u.a.: " Vernetzung der Akteure aus Wirtschaft, Umwelt, Bildung, Kultur, Politik und Verwaltung und Aufbau von Partnerschaftsmodellen".
Aus der "Umwelt" ist lediglich der NABU-Ostfriesland dabei, der sich für Kinderunterhaltung und Streicheltiere auf einem Bauernhof einsetzt und dafür Sachkosten aus der Wattenmeerstiftung verbrät. Der NABU, weil abhängig am Staats-Tropf, wird mit seinem Geschäftsführer Matthias Bergmann in solchen Gremien immer gerne als Umwelt-Feigenblatt gehört, vetritt aber mit seinem Streichelzoo nicht "den Naturschutz" in der Region.
Siehe auch den Beitrag des Wattenrates "Regionalmanagement und Wattenforum"vom September 2002. Das Projekt darf als gescheitert angesehen werden, viel Geld wurde nutzlos verbrannt, siehe auch "Mitgliedschaft im Verein "Region Ostfriesland" kündigen?" bei Herrn Bolinius.
So erging es auch der "Strukturkonferenz Ostfriesland", 1987 zusammen mit mehreren, auch regionalen Naturschutzgruppen, hoffnungsvoll gegründet, dann von der SPD aufgesogen (Landrat Theuerkauf und Collmann, SPD), und langsam mangels Akteuren ins politische Nirwana verabschiedet.
Das gescheiterte Projekt "Region Ostfriesland" führt umgehend zu neuen Kopfgeburten und weiteren geistigen Blähungen der Akteure aus Politik und Verwaltung. Nun soll es vielleicht eine Stiftung werden, mit dem Winkraftanlagenbauer Enercon als Financier.
Unverdrossen machen sie weiter, auch mit dem Naturschutz auf ostfriesisch: Politiker, Verwaltungsbeamte, Landwirte und Tourismusmacher ziehen an einem Strang, die gebündelte Kraft derer, die stets fachlichen Naturschutz in der Region zu verhindern wussten; jetzt wollen sie auch den Naturschutz selbst in die Hand nehmen. Danke für die Warnung! Es geht aber zunächst um´s Geld.
Wieder dabei der Auricher Landrat Walter Theuerkauf (SPD), der schon seine "Qualitäten" als "Naturschützer" als Vorsitzender des Beirates Nationalpark Niedersächsischer Wattenmer und regionaler Sprecher des "Wattenmeerforums" unter Beweis gestellt hat. Er war maßgeblich an der Novellierung des Nationalparkgesetzes 2001 mit der Herausnahme wesentlicher Flächen aus dem Schutzgebiet für die Tourismusindustrie beteiligt.
Theuerkauf nutzt das Vakuum, dass durch die völlige Lähmung der niedersächsischen Naturschutzverbände an der Küste entstanden ist, für seine Ziele aus. Im Wattenmeerforum, ein internationaler Zusammenschluss von Wattenmeernutzern, die als Pressure-Group Einfluss auf die Beschlüsse der trilateralen Wattenmeerkonferenz nimmt, wurde deutlich, dass man diesen Naturraum trotz internationaler Abkommen weiter intensiv nutzen und vermarkten will. Die Naturschutzverbände (WWF und BUND) wurden völlig vom "Wattenmeerforum" vereinnahmt und stumm gemacht: umarmen und ausgrenzen, eine alte erfolgreiche Sozi-Taktik. Die Sprach- und Tatenlosigkeit der anerkannten Naturschutzverbände wird jetzt durch zielstrebige Tatkraft der Nutzer ersetzt, die dabei sind, die Vokabeln des Naturschutzes zu lernen und dieses Feld für sich zu bestellen. Als Financier einer "Stiftung Ostfriesland" wurde der Auricher Windkraftanlagenbauer Enercon ins Gespräch gebracht, wahrlich ein weithin sichtbares Aushängeschild des "Naturschutzes" in Ostfriesland. Schlimmer geht´s nimmer. George Orwell lässt grüßen.
Wir zitieren aus der
Ostfriesen-Zeitung, 29.11.2005:
Region soll für ihren Verein aktiv werden
JAHRESTAGUNG Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen ruft zu finanzieller
Eigeninitiative auf
Eine Möglichkeit wäre eine Stiftung. Auch über einen
Landschaftserhaltungsverband wird nachgedacht.
VON UTE KABERNAGEL ENGERHAFE - Ein Verein Region Ostfriesland, der nur auf Geld von außen setzt, hat in Zukunft keine Chance. Das machte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) gestern bei der ersten Jahrestagung des Vereins im Gulfhof Ihnen in Engerhafe deutlich. Es wäre schade, wenn die im Projekt entwickelten guten Ideen in der Versenkung verschwinden würden, so Ehlen. Bei der Umsetzung von vornherein auf finanzielle Forderungen zu bauen, sei der fal- sche Weg. "Die Stärke liegt darin, dass ein Projekt aus der Region heraus mitgetragen wird", betonte der Minister. Ehlen ermunterte zur Eigeninitiative. Die Arbeit des Vereins müsse Ostfriesland so wichtig sein, dass man bereit sei, auch selber finanziell etwas beizutragen. "Ich glaube, hier wird es so sein", sagte er voraus. Das Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft im Verein und die Ergebnisse der Zusammenarbeit nannte Ehlen vorbildlich. Es sei gelungen, Konzepte zu entwickeln, die den Naturschutz nach vorne bringen, ohne die Existenzgefährdung der Landwirte billigend in Kauf zu nehmen.
Gemeinsame Wege müssten auch für den Tourismus und die Landwirtschaft gefunden werden, erklärte der Landwirtschaftsminister. Es könne zum Beispiel nicht sein, auf der einen Seite mit weidenden Kühen geworben, andererseits der Bau von Viehställen abgelehnt werde. Hier gehe es ebenfalls um die Existenz der Landwirte. "Da muss man Kompromisse finden." Mit den Themen Geld und Tourismus hat sich Region Ostfriesland bereits vor dem Appell des Ministers beschäftigt. In der Kooperationsgruppe des Vereins wurde über die Gründung einer Stiftung Ostfries-land nachgedacht, über die Fördermittel für Natur- und Landschaftsmaßnahmen ver-waltet und koordiniert werden.
Finanzierungsmodell könnte auch ein "Landschaftserhaltungsverband Ostfriesland" sein, erklärte Projektleiter Dr. Eckhard Asche. Der gemeinnützige Verein, ein Zusammenschluss von Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus, würde unter anderem Dienstleistungen anbieten, Konzepte erarbeiten sowie einen Ökofonds einrichten und verwalten.
Ein solches Modell lasse sich auch mit dem behördlich organisierten Naturschutz zusammenführen, sagte der Auricher Landrat Walter Theuer- kauf. Die Idee einer Stiftung hält er für faszinierend, da Mittel zielgerichtet eingesetzt werden könnten. Der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Ontijd regte an, den Energieversorger EWE oder Firmen wie den Windanlagenbauer Enercon als Kapitalgeber anzuwerben.
Ob der Bund Region Ostfriesland auch über den jetzt auslaufenden Förderzeitraum hinaus unterstützt, ist noch nicht raus. 2007 seien weitere Mittel in Aussicht gestellt, kündigte Vereinsvorsitzender Dr. Hajo van Lengen an. Die Entscheidung falle in den nächsten Wochen und liege beim neuen Minister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Horst Seehofer, sagte ein Vertreter des Ministeriums. Man werde Seehofer das "Region aktiv"-Konzept jetzt vorstellen.