Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 133 (Dezember 2005)
Todesursache des toten Zwergwals vor Juist geklärt
Vor Juist strandete 2001 ein toter Zwergwal, jetzt wurde die Todesursache bekannt: zu Tode gequält
Siehe auch Cetacea.de mit Bildern vom Oktober 2001.
Wir zitieren aus dem
Anzeiger für Harlingerland, 08.12.2005
Zwergwal von Juist verendet an Kupfervergiftung
Untersuchung Experten untersuchen gestrandeten Meeressäuger - Opfer unerlaubter Jagdmethoden
Der gestrandete Wal war von Fischern massiv beschossen worden. Das Leiden des Tieres hat Wochen gedauert.
VON HANS DRUNKENMÖLLE OLDENBURG/JUIST - Die Attacken sind ungemein brutal: Links und rechts rammt ein Schiffsbug den Rumpf des Zwergwals, auch mit Schüssen aus einer großkalibrigen Büchse versuchen Jäger, das tonnenschwere Tier zu erlegen. Die verbotene Jagd misslingt. Der Wal ist nur betäubt und kann abtauchen. Wochen später wird er am 23. Oktober 2001 auf Juist angeschwemmt. Erst jetzt konnte sein Schicksal definitiv geklärt werden - der Mellumrat hat akribisch zusammengetragene Ergebnisse biologischer und veterinärmedizinischer Analysen veröffentlicht.
Das Drama wurde offen sichtiich, als der Oldenburger Biologe Dr. Ulf Beichle (Landemuseum für Natur und Mensch) nach der Entfettung des Skeletts Einschüsse und Knochenbrüche am Schädel entdeckte, die der Cuxhavener Veterinär Michael Stede (Landesamt für Verbraucherschutz) näher untersuchte. Er fand heraus, dass der Wal mit kupferhaltigen Vollmantelgeschossen bejagt worden war. Er hat die schweren Verletzungen mehrere Wochen oder so gar Monate überlebt. Die Todesursache wird auf eine Kupfervergiftung durch die Geschosse zurückgeführt - darauf ließen typische Anzeichen wie Leberschwellung und starke Abmagerung des Meeressäugers schließen, der immerhin noch 3360 Kilogramm wog, als er auf Juist angeschwemmt worden war. Der verendete Wal wurde nach Angaben der Experten wahrscheinlich von außerhalb der deutschen Hoheitsgewässer in das ostfriesische Wattenmeer verdriftet. Die genaue Herkunft ist noch unklar.
Es sollen weitere Untersuchungen mit Hilfe von Strömungskartierungen folgen. Vermutungen zielen darauf ab, dass der Wal von skandinavischen Fischern beschossen worden ist, die allerdings nicht speziell auf Walfang waren (der in Norwegen noch quotiert gestattet ist), sondern eher auf einen "lukraiven Beifang" aus waren. Die Fischereiaufsicht im Nordatlantik müsse so effektiv gestaltet werden, dass derartige Jagdmethoden zukünftig aufgedeckt, geahndet und verhindert werden, fordert Beichle. Der Untersuchungsbericht wurde an die Landes- und Bundesregierung weitergeleitet, da es sich beim Zwergwal um eine besonders geschützte Tierart handelt. Das Walskelett hängt im Nationalparkhaus auf Juist.