Wattenrat

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Ems"sperrwerk" doch ein Stauwerk

Das sog. Ems"sperrwerk" ist also doch ein Emsstauwerk!

"Die Staufunktion des Sperrwerkes sichert zum anderen die Flexibilität des Schifffahrtsweges Ems zwischen Papenburg und Emden und damit den Erhalt der Wirtschaftskraft der Region", sprich Subvention der Meyer-Werft in Papenburg nach dem Diktum des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder: "Das machen wir so!".

Wer hätte das gedacht! Wird das Stauwerk doch stets als "Sperrwerk" für den Küstenschutz umdeklariert, damit a) die Gerichte zufrieden sind und b) die EU-Kommision wegen des dortigen landseitigen "Besonderen Schutzgebietes" nach der Vogelschutzrichtlinie nicht mault.

Das Stauwerk mit eingebauter Meyer-Subvention kostete den Steuerzahler mehr als 450 Millionen D-Mark.


Emsstauwerk bei Gandersum (Photo: © Wattenrat)

Für die Funktion als Stauwerk spricht auch die Bauweise des Bauwerks: Die Tore schließen nach INNEN zum Fluss hin, nicht nach außen zur See. Zu fragen ist auch, warum die Tide nun so hoch aufläuft. Ständige Ems-Vertiefungen bleiben nicht ohne Folgen für die Strömungsgeschwindigkeit.

Wir zitieren aus der Veröffentlichung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Herausgeber: Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, NLWKN (17. Dez. 2005):

Emssperrwerk: Zum ersten Mal für den Küstenschutz eingesetzt

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde das Sperrwerk geschlossen

Zum ersten Mal wurde das Emssperrwerk in Gandersum in der Nacht von Freitag auf Samstag aus Küstenschutzgründen geschlossen. Bereits am Freitag zeichnete sich ab, dass das Nachthochwasser in Gandersum vermutlich zwei Meter höher auflaufen würde als das mittlere Tidehochwasser. Diese zwei Meter sind für das Sperrwerks-Team die magische Grenze: Denn im Betriebsplan heißt es ganz klar, dass das Sperrwerk bei einem zu erwartenden Wasserstand von 3,70 Meter über Normal Null geschlossen werden soll. Diese Prognose des Sturmflutwarndienstes beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) in Norden verfestigte sich im Laufe des Tages weiter.

Die Entscheidung fiel schließlich um 22.30 Uhr: Renke Wolff vom NLWKN in Aurich als Leiter des Einsatzstabes und sein Team waren vorbereitet, denn die Auswertung der Emspegel Knock, Pogum und Gandersum und der wieder stark auffrischende Wind aus Nordwest gaben im Laufe des Abends deutliche Hinweise, dass das Hochwasser in Gandersum die Höhe von 3,70 m über Normal Null überschreiten würde. Ab 23:35 Uhr schlossen sich deshalb die Tore des Sperrwerks; der Wasserstand lag auf NN + 2,97 m. Sieben Minuten nach Mitternacht war das Sperrwerk komplett geschlossen. Und die Fakten gaben dem Sperrwerks-Team anschließend Recht: Um 1:30 Uhr, eine halbe Stunde nach dem Eintreffen des astronomischen Hochwassers, wurde noch ein Wasserstand von genau zwei Metern höher als das mittlere Tidehochwasser gemessen. Um 2 Uhr hatte sich Wassergleichstand eingestellt und jetzt wurde entsprechend der Vorgabe des Betriebsplanes das Sperrwerk wieder geöffnet. Um 2:40 Uhr war der Sperrfall beendet und das Sperrwerk wurde für die Schifffahrt wieder freigegeben.

Renke Wolff zeigte sich zufrieden mit dieser Premiere: "Alle technischen Systeme funktionierten einwandfrei und die Kommunikation mit der Revierzentrale Knock klappte vorzüglich", sagte er am Samstag. Das Emssperrwerk bei Gandersum ist eines der modernsten Sperrwerke in Europa und seit September 2002 in Betrieb, heißt es in der Presseinformation des NLWKN.

Das 476 Meter lange Bauwerk erfüllt zwei Hauptaufgaben. Zum einen verbessert es den Sturmflutschutz an der Ems und im Leda-Jümme-Gebiet erheblich: Das Sperrwerk kehrt Sturmfluten, die höher als 3,70 Meter über Normal Null auflaufen und gewährleistet dadurch einen deutlich höheren Sicherheitsstandard als die der kontinuierlichen Anpassung der jetzigen 110 Kilometer langen Hauptdeiche entlang der Unterems an sich verändernde Tidebedingungen, die erfahrungsgemäß alle 30 bis 40 Jahre erforderlich wäre. Die Staufunktion des Sperrwerkes sichert zum anderen die Flexibilität des Schifffahrtsweges Ems zwischen Papenburg und Emden und damit den Erhalt der Wirtschaftskraft der Region. Das maximale Stauziel von 2,70 Metern erlaubt die Überführung von Schiffen mit einem Tiefgang von bis zu 8,50 Metern bei einer Breite von bis zu 38 und einer Länge von bis zu 300 Metern.

Weitere Infos zum Emssperrwerk gibt es hier!

 
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