Startseite > Aktuelles > Artikel Nr. 129 (Dezember 2005)
Saufen für den Vogelschutz
Wiesenvogelschutz im Landkreis Friesland: Landwirte und Jever-Brauerei schützen Wiesenvögel
Staatliche Naturschutzaufgaben an Landwirte und Stiftung delegiert - Europäische Naturschutzverpflichtungen nur nach Kassenlage und auf Landratsebene.
Die friesisch- ostfriesischen Landwirte sind flexibel: Im Landkreis Leer hatten sie noch bis vor kurzem die Rabenkrähe als gnadenlos Killer der Wiesenvögel ausgemacht und deshalb mit der Jägerschaft mehr als 12.000 dieser schwarzen Bestien in Fallen gefangen und dann totgeschlagen. Im Landkreis Friesland hat es sich offensichtlich herumgesprochen, dass die moderne Bewirtschaftung der Böden mit schweren Maschinen der Tod der Wiesenvögel ist. Das soll nun anders werden, "Vertragsnaturschutz" macht aus den Wiesenvogel-Plattfahrern nun die wahren Naturschützer, natürlich mit alkoholischer Unterstützung der Jever-Brauerei.
Das Naturschutzgesetz und die eigentlich staatliche Naturschutztaufgabe sind dabei eher hinderlich. EU-Richtlinien werden mit Hilfe des Gerstensaftes-Umsatzes der Brauerei in Jever, mit Landwirten und Landräten in die Praxis umgesetzt. Neo-liberale Zeiten eben.
Von Indien lernen könnte die Jever-Brauerei, die mit ihrer Kampagne "Jede Kiste schützt die Küste" die Vogelwelt der Küste retten will. Das ist zwar nach wie vor staatliche Aufgabe, aber mit üppigem Bierkonsum kann ja vielleicht der Staat verschlankt werden...
In Indien hat man bereits eine Biermarke "Sandpiper" auf den Markt gebracht, nicht ohne den warnenden Zusatz auf dem Etikett anzubringen, dass Alkohol Land, Familie und Leben ruiniert.
Also, Ihr Marketing-Strategen in Jever: Von Indien lernen heißt siegen lernen, z.B. mit Bier mit der Marke "Kampfsäufer", Tschuldigung, natürlich "Kampfläufer", mit oder ohne Zusatz auf dem Etikett, weil das Land ja eigentlich schon ruiniert ist.
Wir zitieren aus dem Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 17.12.2005:
VOGELSCHUTZ AN DER KÜSTE
Engagierte Landwirte fördern das Gemeinschaftsprojekt
Vertragsnaturschutz ist die Grundlage für eine starke Partnerschaft, von der
seltene Vogelarten an der Küste profitieren
FRIESLAND/OSTFRIESLAND/CH - Schon im kommenden Frühjahr kann es losgehen mit dem gezielten Gelegeschutz für seltene Rast- und Brutvögel auf den Wiesen an der Küste. Die Aktion "Jede Kiste schützt die Küste" des Friesischen Brau hauses zu Jever hat zu den wirtschaftlichen Grundlagen für das Bündnis der Landwirt schaft mit der Umweltbehörde des Landkreises Friesland entscheidend beigetragen.
Der Weg für den Vogelschutz im Gebiet "Wangerland - binnendeichs", das nach der EU-Vogelschutzrichtlinie gemeldet wurde, ist damit frei. Eine gemeinsame Natur schutzstiftung der Kreise Friesland und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven - auch hier ist das Friesische Brauhaus mit an Bord - wird ein weiteres positives Signal für das nachhaltig angelegte Projekt sein, das leicht auch zum Bürgerprojekt werden könnte, denn engagierte Helfer werden benötigt.
Und das auch in den an die wangerländischen Wiesen grenzenden Brutgebieten im Landkreis Wittmund. Manfred Ostendorf, Geschäftsführer der Kreisland volkverbände in Friesland und der Wesermarsch, sieht in dem Programm auch die Landwirte als Träger des Naturschutzgedankens. Intensiv hätten sich engagierte Landwirte, das Kreislandvolk, die Landwirt schaftskammer und der Land kreis nach der Ausweisung der Schutzgebiete mit dem Thema befasst und seien nun bereit, das Projekt aktiv mitzugestalten. Dabei wurden auch Verträge ausgearbeitet - Landwirte, die für den Brut- und Gelegeschutz auf die Bewirtschaftung von Flächen verzichten, werden für diese Bereitschaft entschädigt. "Für uns war es entscheidend, dass es sich hierbei um freiwilligen Ver- tragsnaturschutz handelt, das hat einfach eine andere Qualität, als wenn der Naturschutz verordnet wird", sagt Ostendorf. Die Landwirte seien hier als Partner eingebunden, "und in dei Wesermarsch haben Landwirte bereits wertvolle Erfahrungen in ähnlichen Projekten gesammelt die uns jetzt sehr nützlich sind".
Der erfolgreiche Gelegeschutz dei Wiesenweihe ist auf Mitarbeit und Mithilfe angewiesen.In welchem Getreidfeld wird die Wiesenweihe brüten, auf welcher Grünlandfläche hat der Kiebitz sein Gelege? Je eher diese Informationen fließen und an die unteren Naturschutzbehörde weitergege- werden, je besser und effektiver kann der Schutz der Nester und Gelege organisiert werden. Es ist nicht einfach, das Nest der Weihe zu finden. Auf keinen Fall darf das Getreidefeld abgesucht werden. Zur Standortbestimmung gehört viel Erfahrung - und vor allem Geduld. Oft ist der Standort erst nach einigen Stunden intensiven Beobachtens ausgemacht. Der Schutz der beiden Arten wird mit der Unterstützung von erfahrenen Ornithologen durchgeführt. Dabei sind Interessierte jederzeit willkommen.